Virale Antigene für die Immuntherapie von Tumoren

Die Assoziation dieser Tumoren mit dem Virus eröffnet die Möglichkeit zur Entwicklung immuntherapeutischer Ansätze. Als besonders vielversprechendes Zielantigen gilt das vom EBV kodierte Protein LMP2. In der Arbeitsgruppe von Prof. Gerald Niedobitek konnte im Rahmen eines von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekts gezeigt werden, dass dieses Eiweiß in den Tumorzellen des Hodgkin Lymphoms und des Nasopharynxkarzinoms vorhanden ist.

Dieser Nachweis stellt eine wesentliche Voraussetzung für die weitere Entwicklung der EBV-spezifischen Immuntherapie dar. Andererseits konnte die Arbeitsgruppe von Prof. Niedobitek auch zeigen, dass die Tumorzellen dieser Krebsarten in der Lage sind, Botenstoffe zu produzieren, die die lokalen Immunreaktionen beeinflussen können. Hierdurch können diese Tumoren möglicherweise der Erkennung durch das Immunsystem entgehen.

Das Epstein-Barr Virus (EBV) gehört zu den Herpesviren und ist Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Darüber hinaus ist das EBV an der Entstehung einiger wichtiger menschlicher Tumoren beteiligt. Hierzu gehören das Hodgkin Lymphom, eine auch in Deutschland häufige Form des Lymphknotenkrebses, und das Nasopharynxkarzinom, ein insbesondere in Asien verbreiteter Tumor des Nasenrachenraums. Von verschiedenen Arbeitsgruppen werden derzeit Therapieansätze für beide Tumorarten entwickelt, die auf einer Anwendung von virusspezifischen T-Lymphozyten basieren.

Als besonders viel versprechendes Zielmolekül gilt hierbei das vom EBV-kodierte Eiweiß LMP2 (latentes Membranprotein 2). Die Arbeitsgruppe von Prof Niedobitek konnte nun zeigen, dass dieses Eiweiß in den Tumorzellen von Hodgkin Lymphom und Nasopharynxkarzinom vorhanden ist. Dieser Befund stellt eine wesentliche Voraussetzung für die weitere Entwicklung immuntherapeutischer Verfahren dar.

Beiden Tumoren gemeinsam ist ferner eine enge Durchmischung der eigentlichen Tumorzellen mit zahlreichen weißen Blutzellen, insbesondere mit Lymphozyten. Dabei unterscheidet man verschiedene Reaktionstypen, die als für das Tumorwachstum schädlich oder förderlich angesehen werden. In weiteren Untersuchungen konnte die Arbeitsgruppe von Prof. Niedobitek zeigen, dass die Tumorzellen von beiden Krebsarten in der Lage sind, Botenstoffe (sog. Zytokine und Chemokine) zu produzieren, die lokale Immunreaktionen modulieren können. Hierdurch können die Tumorzellen möglicherweise der Erkennung durch das Immunsystem entgehen. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge ist für die Entwicklung immuntherapeutischer Verfahren unerlässlich.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Gerald Niedobitek, Erlangen
jetzt: Institut für Pathologie, Sana Klinikum Lichtenberg, Fanningerstraße 32, 10365 Berlin, e-mail: g.niedobitek@sana-kl.de

Die Wilhelm Sander-Stiftung förderte dieses Forschungsprojekt mit über 240.000 €. Ebenfalls zu diesem Projekt wurde die IDW-Pressemitteilung „Brustkrebs hat keine virale Ursache“ veröffentlicht.

Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Media Contact

Bernhard Knappe idw

Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer