Diagnose in 20 Minuten: Schnelle Hilfe beim Akuten Koronarsyndrom

Das Risiko schwerer Komplikationen nach einem Akuten Koronarsyndrom (ACS) ist bei jedem Patienten unterschiedlich – erst das EKG und bestimmte Laboruntersuchungen zeigen an, ob „nur“ eine instabile Angina pectoris vorliegt oder aber ein akuter Herzinfarkt.

Die genaue Diagnose, die unter Umständen bis zu zwölf Stunden dauern kann, bestimmt die Behandlung des einzelnen Patienten: Für einige ist eine Herzkatheteruntersuchung unerläßlich, bei anderen lassen sich die Folgen mit Medikamenten beheben. Kardiologen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben jetzt einen Marker im Blut entdeckt, den so genannten Growth-Differentiation Factor-15 (GDF-15), mit dem sich der Schweregrad des ACS präzise bestimmen lässt.

„Für die Zukunft heißt das: Sobald der Wert des Markers durch eine Blutuntersuchung ermittelt ist, können die Ärzte bereits frühzeitig die richtige Entscheidung für eine individuelle Behandlung des Patienten treffen“, betont Professor Dr. Kai Christoph Wollert, Abteilung Kardiologie und Angiologie, der die Forschungsarbeit leitet. Weil die Bestimmung des Markers zur Zeit noch etwa zwei Tage dauert und nur mit Hilfe eines aufwändigen Testverfahrens möglich ist, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die weitere Forschungsarbeit von Professor Wollert mit mehr als 800.000 Euro über die nächsten drei Jahre. Ziel ist es, einen Test zu entwickeln, mit dem GDF-15 im Blut innerhalb von 20 Minuten gemessen werden kann. Die Forschungen werden zudem von der Firma Roche Diagnostics aus Mannheim unterstützt.

Mit GenChip-Analysen konnten die Forscher GDF-15 als Wachstumsfaktor identifizieren, der im Herzmuskel bei Patienten mit ACS deutlich erhöht ist. An über 4000 Patienten konnte gezeigt werden, dass ein erhöhter GDF-15 Spiegel hilft, Hochrisikopatienten zu identifizieren. Diese Patienten profitieren dann von einer raschen Herzkatheteruntersuchung. Dank der genauen Diagnose und Herzkathetertherapie halbiert sich für die Betroffenen das Risiko, nach zwei Jahren einen erneuten Infarkt zu erleiden oder gar zu versterben. Dagegen ist bei Patienten mit einem niedrigen GDF-15 Spiegel eine Katheteruntersuchung oft nicht notwendig, hier reicht in der Regel der Einsatz von Medikamenten.

Mit der Förderung des Ministeriums wollen die MHH-Kardiologen nun die Rolle von GDF-15 als Biomarker beim ACS mit weiteren Analysen erhärten und den Marker mittelfristig im klinischen Routinebetrieb etablieren. Langfristig hoffen die Forscher um Professor Wollert und Dr. Tibor Kempf, das Potenzial von GDF-15 auch für andere Anwendungsgebiete, zum Beispiel bei chronischer Herzmuskelschwäche, ausloten zu können. „Wir erwarten, dass GDF-15 zukünftig an die Seite etablierter Biomarker treten könnte“, sagt Professor Wollert.

Weitere Informationen gibt Ihnen gern Professor Dr. Kai C. Wollert, Abteilung Kardiologie und Angiologie, Telefon (0511) 532-4055, E-Mail wollert.kai@mh-hannover.de.

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Stefan Zorn idw

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