Abwechslungsreiches Ambiente verlangsamt Gehirnalterung

Eine von Wissenschaftlern der Scuola Normale Superiore und des Istituto di Neuroscienze in Pisa durchgeführte Untersuchung hat ergeben, dass sich die Funktionstüchtigkeit des menschlichen Gehirns auch im Alter stark durch Umweltfaktoren beeinflussen lässt. Selbst schwere Pathologien wie die viel verbreitete Amblyopie, eine im Jugendalter auftretende Sehstörung, kann durch eine gezielte Kombination von Stimulanzien geheilt werden.

Ein an physischen, intellektuellen, sozialen und gefühlsmäßigen Anregungen reiches Leben, so die Ergebnisse der Studie, hat demnach positive Auswirkungen auf das Gehirn. Kognitive Fähigkeiten bei Lernprozessen werden spürbar verbessert und Alterungsvorgänge – einschließlich Alzheimer-Symptome – deutlich abgeschwächt. Projektleiter Lamberto Maffei erläutert: „Wirkungsvoll analysiert werden können die Umwelteinflüsse auf das menschliche Gehirn anhand von Versuchen mit Labormäusen, da sie die für die Gehirnplastizität verantwortlichen Zell- und Molekularmechanismen offenlegen.“ Die erforderlichen Stimulanzien werden dabei durch eine Zusammenlegung in größeren Gruppen und Umgebungen mit vielen Spiel- oder Versteckmöglichkeiten simuliert. Dabei sind deutliche Unterschiede zu den Tieren erkennbar, die normalerweise mit einer kargen Käfigausstattung und deshalb weniger abwechslungsreichen Lebensbedingungen auskommen müssen.

„Mit der gleichen Strategie lässt sich das Gehirn eines älteren Menschen durch eine entsprechende Konditionierung in einen jüngeren Zustand versetzen“, so Maffei weiter. Wie die Versuche an Laborratten ergaben, ist die normalerweise im Alter nicht mehr heilbare Amblyopie mit visuellen und motorischen Stimulanzien therapierbar. Als Ursache gilt eine Reduzierung des auf den visuellen Cortex wirkenden Neurotransmitters „Gaba“, der neben dem korrekten Funktionieren der Nervenzentren auch für die nachlassende Anpassungsfähigkeit des Gehirns verantwortlich ist. Mit Hilfe von Aktivitäten wie Spielen, Sport und Erkundungen wird dieser Molekularfaktor eingeschränkt und gleichzeitig die Vermehrung von für den visuellen Cortex förderlichen Faktoren angeregt.

Die Entdeckung der italienischen Wissenschaftler biete, so Maffei, einen natürlichen Therapieansatz für viele Formen von Gehirnerkrankungen. Invasive Eingriffe wie beispielsweise das Einspritzen von Pharmasubstanzen in die betroffenen Gehirnregionen können durch diese Methode vermieden werden.

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Harald Jung pressetext.austria

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