"Leuchtturmprojekt Demenz“ – neuer Forschungsbericht veröffentlicht

Das Bundesgesundheitsministerium hatte Prof. Dr. habil. Sabine Bartholomeyczik von der Universität Witten/Herdecke beauftragt, diesen Forschungsbericht zu erstellen.

Dazu erklärt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt: „Die Verbesserung der Lebenssituation von demenzkranken Menschen ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Die Bundesregierung hat deshalb beschlossen, dies mit einem 'Leuchtturmprojekt Demenz' ressortübergreifend zu unterstreichen. In einer gemeinsamen Regierungsinitiative sollen nicht nur Maßnahmen verschiedener Ressorts gebündelt, sondern auch gute Beispiele anderer Akteure sichtbar gemacht werden.

Zur Bewältigung der gesundheits- und gesellschaftspolitischen Herausforderung durch die zunehmende Zahl von Demenzkranken sind neben der bevorstehenden Pflegereform und der mittelfristigen Überarbeitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs erhebliche zusätzliche Anstrengungen notwendig. Die Sicherung der pflegerischen Versorgung kann nicht nur durch Maßnahmen des Bundesgesetzgebers erreicht werden. Vielmehr handelt es sich um eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der alle Beteiligten in ihren Aufgabenbereichen Verantwortung zu tragen haben.

Die Ergebnisse des Forschungsberichtes zeigen, wie die Qualität der pflegerischen Versorgung demenziell erkrankter Menschen verbessert und die Pflegekräfte in den Pflegeheimen unterstützt werden können.“

In Deutschland leben heute rund 1,1 Millionen Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Bis zum Jahr 2030 wird sich diese Zahl auf ca. 1,7 Millionen erhöhen. Es gibt Defizite bei der frühzeitigen Diagnose von Demenz und bisher keine Heilungsmöglichkeiten. Durch gezielte Maßnahmen kann das Fortschreiten der Krankheit jedoch in einem begrenzten Umfang aufgehalten und die Situation der Betroffenen verbessert werden.

Die Pflege demenzkranker Menschen, insbesondere in Altenpflegeheimen, stellt große Herausforderungen an das Pflegepersonal. Vor allem dann, wenn die Pflegebedürftigen als störend oder problematisch empfundene Verhaltensweisen zeigen, sind hohe fachliche und kommunikative Kompetenzen gefordert. Für spezielle Betreuungssituationen werden viele pflegerische Maßnahmen eingesetzt. Bislang ist nur wenig bekannt, wie gut die derzeit empfohlenen Maßnahmen sind. Deshalb sind die vorliegenden Rahmenempfehlungen für eine angemessene Pflege demenziell erkrankter Heimbewohner von herausragender Bedeutung. Sie sind einerseits forschungsbasiert und andererseits eine Praxishilfe für die verantwortungsvolle Tätigkeit der Pflegekräfte. Das Pflegeverständnis sowie das interne Qualitätsmanagement der Pflegeeinrichtungen müssen sich nach den zumeist hochbetagten Pflegeheimbewohnern, speziell den Demenzkranken richten und nicht ausschließlich nach Fragen der Organisation.

Durchgeführt wurde das Forschungsprojekt von einem Verbund des Instituts für Pflegewissenschaften der Universität Witten/Herdecke in Witten mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), einer Beratungs- und Forschungsgesellschaft für Altenhilfe in Köln. Verhaltensformen wie Aggressivität, Agitation, Apathie/Rückzugsverhalten und vokale Störungen sind sowohl für die Pflegeheimbewohner als auch für die Pflegenden mit besonderen Belastungen verbunden. In dem Forschungsbericht werden Rahmenempfehlungen zu den folgenden Themen formuliert:

Verstehende Diagnostik, Assessmentinstrumente, Validieren, Erinnerungspflege, Berührung/Sensorische Stimulation, Bewegungsförderung und pflegerisches Handeln in akuten psychiatrischen Krisen. Die Rahmenempfehlungen sind damit eine fundierte Grundlage für die zukünftige Entwicklung von Expertenstandards zur weiteren Qualitätssicherung in der Pflege.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Veröffentlichung einer Bekanntmachung zu einem krankheitsbezogenen Kompetenznetz „Degenerative Demenzen“ begonnen, die Koalitionsvereinbarung zu diesem Thema umzusetzen. Es ist beabsichtigt, für Forschungsverbünde des Netzes insgesamt ca. 50 Mio. Euro über einen Zeitraum von 10–12 Jahren zur Verfügung zu stellen. Die ersten Verbünde werden noch in diesem Jahr in die Förderung gehen.

Forschungsbericht 007 Gesundheitsforschung des Bundesministeriums für Gesundheit, ISSN 1862-1600, Herausgeber: BMG, Referat Öffentlichkeitsarbeit, 11055 Berlin.

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