TUM-Forscher untersuchen Beitrag des Immunsystems bei Darmkrebs

Dickdarmkrebs ist die dritthäufigste Tumorerkrankung und die zweithäufigste Ursache der Krebssterblichkeit in der westlichen Welt. Patienten, bei denen der Tumor in einem frühen Stadium entdeckt wird, werden meist ohne Chemotherapie durch einen chirurgischen Eingriff behandelt. Trotz der scheinbar guten Prognose kehrt die Krankheit in zehn bis 40% der Fälle zurück, und bis zu 50% dieser Patienten sterben innerhalb der nächsten fünf Jahre. Bislang existieren keine wirklich verlässlichen Kriterien, anhand derer man diese Risikogruppe identifizieren könnte.

Neue Studien belegen, dass nicht nur der Tumor selbst, sondern auch das Immunsystem eine entscheidende Rolle für den Krankheitsverlauf spielt. Die Art, genaue Lokalisierung und Dichte von Immunzellen im Tumor erwies sich in mehreren Studien als entscheidender Parameter für das Überleben, der sogar die bisher üblichen Prognosekriterien übertraf. Nun soll in dem neuen Forschungsprojekt das Forscherteam um Dr. Klaus-Peter Janssen genau herausfinden, wie das Immunsystem mit seinen Botenstoffe in den Krankheitsverlauf eingreift. Eventuell könnten diese Stoffe auch die Entstehung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) verhindern.

Die Klinische Forschergruppe von Dr. Janssen untersucht seit dem Jahr 2004 zelluläre Signalwege, die bei der Tumorentstehung im Darmtrakt verändert sind.

Untersuchungen an Darmtumoren hatten auffällige Veränderungen von sogenannten Interferon-regulierten Chemokinen ergeben, die abhängig vom jeweiligen Stadium des Tumors waren. Diese Chemokine zeigten einen engen Zusammenhang mit der Überlebenschance der Tumorpatienten nach einer den Krebs entfernenden Operation: eine hohe Konzentration der Chemokine im Tumor ging mit einer guten Prognose einher. Chemokine sind Eiweiße des Immunsystems, die als Botenstoffe Signale zwischen verschiedenen Zellen vermitteln. Sie bewirken beispielsweise die Rekrutierung von Abwehrzellen des Immunsystems, so genannte T-Zellen, die den Tumor angreifen sollen. Außerdem beeinflussen sie die Versorgung des Tumors mit Blutgefässen. In dem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt soll nun konkret untersucht werden, ob eine erhöhte Produktion der Interferon-regulierten Chemokine tatsächlich zu einer Hemmung des Tumorwachstums führt.

Das Forscherteam will dabei insbesondere die Mechanismen untersuchen, die diese Hemmung vermitteln. Die erhöhte Chemokin-Produktion könnte wegen einer geringeren Versorgung des Tumors mit Blutgefässen die Tumorzellen „aushungern“, oder einen Einstrom von Immunzellen in den Tumor bewirken, die die Tumorzellen direkt abtöten. Für ihre Untersuchungen will die Münchner Arbeitsgruppe ein neuartiges, genetisch definiertes Mausmodell einsetzen. Nach Umsetzung des zunächst auf 2 Jahre angelegten Forschungsprojekts könnte eine leichtere Identifizierung derjenigen Patienten ermöglicht werden, die ein erhöhtes Risiko für einen Krankheitsrückfall tragen. Langfristig würde damit ein neuer Weg der therapeutischen Beeinflussung eröffnet werden.

Kontakt:
Dr. rer. nat. Klaus-Peter Janssen, München
Tel.: +49 (0)89-4140-2066, Fax: +49 (0)89-4140-6031,
E-mail: klaus-peter.janssen@lrz.tum.de
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 200.000 €.
Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Media Contact

Bernhard Knappe idw

Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

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