Schwindelbeschwerden interdisziplinär begutachten

Etwa jeder zehnte Patient in der Allgemeinarztpraxis klagt über Schwindelbeschwerden. Da es sich hierbei um subjektive, also nicht messbare Missempfindungen handelt, ist die Diagnose beziehungsweise die Fahndung nach den Ursachen besonders schwierig. Mit der fachübergreifenden Begutachtung von Schwindelbeschwerden und anderen Funktionsstörungen im Ohr beschäftigt sich am Freitag und Samstag, 1./2. März 2002, eine Tagung am Universitätsklinikum Münster (UKM). Über 300 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet werden zu diesem von der HNO-Klinik des UKM unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stoll ausgerichteten „4. Hennig-Symposium“ erwartet.

Ein Höhepunkt der im Institut für Anatomie des UKM stattfindenden Veranstaltung zum Leitthema „Das neurootologische Gutachten“ wird die Verleihung des Hennig-Vertigo-Preises 2002 an Prof. Dr. Andrew H. Clarke vom Benjamin Franklin-Klinikum der FU Berlin sein. Der Preisträger hat sich sehr intensiv mit der Wissenschaft von Gleichgewichtsstörungen in der Schwerelosigkeit beschäftigt und ist sowohl bei der NASA als auch bei der russischen Raumfahrt als Wissenschaftler und Koordinator bekannt. Sein Kurzvortrag über seine wissenschaftliche Tätigkeit bei den genannten Institutionen und die Erläuterungen der Zukunftspläne wird von den Teilnehmern des Symposiums mit großer Spannung erwartet.

Immer wieder wird in unserem Entschädigungs- und Versorgungssystem danach gefragt, welche Einbußen Schwindelbeschwerden im täglichen Leben oder im Beruf durch Erkrankungen auslösen können. In die Begutachtung sind HNO-Ärzte, Neurologen, Internisten, Orthopäden, Psychiater und Juristen einbezogen. Die 21 Experten verschiedener deutscher Universitäten und einer österreichischen Hochschule, die für die Tagung in Münster als Referenten gewonnen werden konnten, haben sich vorgenommen, einen Konsensus zu finden. Insbesondere soll nach Angaben Stolls auch das Beschwerdebild nach Halswirbelsäulen(HWS)-Traumen einer genaueren Analyse unterzogen werden, um allzu große Abweichungen von einer gängigen Lehrmeinung vorzubeugen.


Ein Teil der Vorträge sind auch Tauglichkeitsbestimmungen bei verschiedenen Berufsgruppen sowie auch beim Führen von Fahrzeugen gewidmet. Auch diese Beiträge werden mit großem Interesse verfolgt, da oftmals die Einschätzungen der Tauglichkeit für bestimmte Tätigkeiten sowohl vom Patienten als auch vom Arzt nicht richtig eingeschätzt werden.

Die Tatsache, dass die Firma Hennig zu diesem Symposium nach Münster einlud, ist auch auf eine gewisse Tradition in der münsterschen HNO-Klinik zurückzuführen, da Prof. Feldmann, der frühere Direktor und Lehrer vieler namhafter Referenten, die Begutachtung von Schwerhörigkeiten als einen wissenschaftlichen Schwerpunkt in seinem Berufsleben betrieb. Die Veranstaltung belegt, dass das klinische und wissenschaftliche Interesse an der Begutachtung von Funktionsstörungen im Ohr in Münster bis zum heutigen Tage seinen Stellenwert behaupten konnte.

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Jutta Reising idw

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