Darmkrebs: Forschung top, aber Lücken bei der Patientenversorgung

Konsequente Vorsorge und innovative Therapieansätze verlängern die Lebenserwartung bei Darmkrebs. Aber nicht alle Patienten profitieren bisher davon, bedauert Professor Karl-Walter Jauch vom Klinikum der Universität München, Campus Großhadern. Der Leiter der Chirurgischen Klinik führt dies auf suboptimale Verhältnisse in den Versorgungsstrukturen zurück. Organisation und Abläufe seien verbesserungswürdig. Deshalb werde Patienten mit Darmkrebs nicht immer die beste Therapie zuteil.

Derzeit müssen Deutschlands Ärzte Jahr für Jahr rund 71.000 Menschen – Durchschnittsalter 70 Jahre – mit der Diagnose Darmkrebs konfrontieren. Etwa 29.000 der Patienten sterben daran. Diese Quote könnte nach Ansicht Jauchs geringer sein. Voraussetzung sei eine bessere und an aktuellen Forschungsergebnissen orientierte Versorgungsstruktur. Erst dann könnten wirklich alle Patienten auch von Begleittherapien wie Bestrahlung und Chemotherapie profitieren, die nachweislich zu einer positiveren Prognose beitragen.

Zentrale Bedeutung im Kampf gegen den Darmkrebs kommt der Vorsorge und Früherkennung zu. Mittels Darmspiegelung lassen sich 70 Prozent der Tumore in einem heilbaren Frühstadium aufspüren. Obwohl bei keiner anderen Tumorart die Chancen auf dauerhafte Heilung so gut sind wie beim Dickdarmkrebs, ist das kolorektale Karzinom immer noch die Krebsart mit der höchsten Todesrate, warnt Dr. Gerd Pommer von der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie (DGK). Als wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Darmkrebs wertet Pommer die 2005 von den Krankenkassen eingeführte Vorsorge-Koloskopie für über 55-jährige. Bedauerlicherweise werde dieses Angebot bisher aber nur von einem sehr kleinen Teil der Bevölkerung angenommen.

Neue Entwicklungen bei der Therapie von Dickdarmkrebs stehen auch im Mittelpunkt des 33. Koloproktologenkongresses, der derzeit in München stattfindet. Die Selbsthilfeorganisation Deutsche ILCO nutzt den Kongress zur Präsentation ihrer neuen Info-DVD „Darmkrebs: Diagnostik – Therapie – Nachsorge“. Der Film informiert Betroffene und ihre Familien über Chancen und Risiken moderner Behandlungsmethoden. Die Zuschauer erfahren auch, was Rehakliniken tun, um Patienten nach der OP körperlich und mental aufzubauen – und wie ihnen die Deutsche ILCO dabei hilft.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Karl-Walter Jauch
Chirurgische Klinik und Poliklinik
Marchioninistr. 15, 81377 München
Tel. 089/7095-2790; Fax: 089/7095-8893
Email Karl-Walter.Jauch@med.uni-muenchen.de
PD Dr. Martin Kreis
Chirurgische Klinik und Poliklinik
Marchioninistr. 15, 81377 München
Tel: 089/7095-6564
Email Martin.Kreis@med.uni-muenchen.de
Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München (LMU) werden an den Standorten Großhadern und Innenstadt jährlich rund 83.000 Patienten stationär und 371.000 Patienten ambulant behandelt. Die 44 Fachkliniken, Institute und Abteilungen verfügen über 2.400 Betten. Von insgesamt 9000 Beschäftigten sind rund 1800 Mediziner. Forschung und Lehre ermöglichen eine Patientenversorgung auf höchstem medizinischem Niveau. Das Klinikum der Universität München zählt zu den größten Gesundheitseinrichtungen in Deutschland und hat im Jahr 2005 mehr als 55 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben. Das Klinikum der Universität München ist seit Juni 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.

Media Contact

Philipp Kressirer idw

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenchen.de

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