Selbstmessung der Gerinnungswerte: Deutschland als Vorbild für unsere französischen Nachbarn

Vielleicht ist Privatdozent Dr. Ralf Dechend aus der Franz-Volhard-Klinik des HELIOS Klinikums Berlin-Buch in Frankreich bald ein bekanntes Gesicht. Der Bucher Kardiologe und Gerinnungsspezialist gab dem französischen Fernsehsender TV5 ein Interview, das im Rahmen einer Medienkampagne bald über den Sender laufen wird. Französische Journalisten waren eigens von Paris nach Berlin gekommen, um einen Beitrag über die Selbstkontrolle der Gerinnungswerte durch betroffene Patienten zu drehen. Deutschland ist hier ein Vorbild für Frankreich.

Von den 500.000 Patienten, die in Deutschland auf die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente angewiesen sind, misst schon jeder fünfte Patient seine Werte selbst. Ganz anders in Frankreich. Dort komme die Selbstkontrolle praktisch nicht vor, und die Betroffenen gehen selbst mit der Routinekontrolle durch den Arzt, die alle vier Wochen erfolgen soll, sehr nachlässig um, bedauern französische Gesundheitsexperten. Die Folge: In Frankreich sterben zu viele der 600.000 Patienten, die Gerinnungspräparate einnehmen, an den Folgen von Hirnblutungen. Dabei ist die Einnahme der Medikamente lebenswichtig, bei bestimmten Arzneimitteln müssen die Werte aber engmaschig kontrolliert werden (siehe auch Stichwort unten).

Die aktive Beteiligung der Patienten, die ihre Werte in der Regel einmal pro Woche selbst messen, hat Vorteile. Die Patienten sind weitgehend unabhängig, vor allem auf Reisen und im Urlaub. „Studien haben bewiesen, dass geschulte Patienten, die ihren Status regelmäßig ständig selbst kontrollieren, ihre Gerinnungswerte besser im Griff haben als Patienten, die alle vier Wochen zum Arzt gehen“, berichtet Dr. Dechend. „Das gilt sowohl für ältere Patienten, als auch für Kinder und Jugendliche.“ Klinische Daten deuten darauf hin, dass Patienten, die ihre Werte selbst kontrollieren, weniger Schlaganfälle, Thrombosen und Hirnblutungen erleiden.

Das französische Wissenschaftsministerium hat das Thema Selbstkontrolle entdeckt und startet in den nächsten Wochen eine Studie. Die Forscher möchten herausfinden, ob Patienten, die ihre Gerinnungswerte selbst kontrollieren, besser eingestellt sind und weniger Hirnblutungen erleiden als Patienten, die lediglich zur Routinekontrolle gehen. Vom Ergebnis dieser Studie will Paris das weitere Vorgehen abhängig machen.

Dass der Fernsehsender TV5 nach Berlin-Buch kam, war kein Zufall. „Bei uns hat die Schulung von Patienten zur Selbstkontrolle fast schon Tradition“, erklärt Dechend und berichtet: „Wir schulen jährlich 150 Patienten, gehören damit zu den fünf größten Schulungszentren in Deutschland. Die Betroffenen kommen aus dem Umkreis von 100 Kilometern und werden auch von niedergelassenen Ärzten zu uns überwiesen.“ Die theoretische Schulung erfolgt an zwei Nachmittagen, die praktische Übung dauert etwa zehn Stunden und wird in einer kleinen Gruppe mit fünf bis sieben Patienten durchgeführt. Grundlage sind die Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft Selbstkontrolle der Antikoagulation (ASA). Die Kosten für Schulungen und Messgeräte übernehmen die Krankenkassen.

Um die französischen Zuschauer mit dem Thema vertraut zu machen und das „Bucher Modell“ zu präsentieren, stand der Gerinnungsspezialist Dechend den französischen Fernsehjournalisten für ein langes Interview zur Verfügung.

Stichwort Gerinnungsstörungen

Damit im Blut keine Gerinnsel entstehen, die zu Thrombosen oder Schlaganfällen führen können, sind gefährdete Patientengruppen (Menschen mit einer künstlichen Herzklappe, Vorhoffflimmern, nach schweren Herzinfarkten mit Aneurysma oder Aussackung der Herzwand, Thrombosen und/oder Lungenembolien) auf die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente angewiesen. „Dieses erfordert jedoch eine sorgfältige und regelmäßige Überwachung des Gerinnungsstatus“, berichtet Privatdozent Dr. med. Ralf Dechend aus der Franz-Volhard-Klinik des HELIOS Klinikums Berlin-Buch.

Die Dosierung dieser Medikamente (die sog. „oralen Antikoagulantien“) ist abhängig von der Einnahme anderer Arzneimittel und den Ernährungsgewohnheiten. Ist die Menge des Wirkstoffs zu gering, ist die Therapie unwirksam und es drohen Thrombosen oder Schlaganfälle. Eine Überdosierung kann umgekehrt Blutungen auslösen. Bei bestimmten Gerinnungshemmern wie Macumar ® oder Falithrom ® ist eine dauernde Kontrolle notwendig.

Anmeldung für Schulungen: Hiltrud Lembke, 030/9417-2469 oder 0172/8030491.

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HELIOS Klinikum Berlin-Buch
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