Sehtraining für Kinder mit "Wuffi"

Bei Patienten mit Hirnschädigungen kann es zu Sehstörungen kommen. Sie erblinden teilweise. Magdeburger Wissenschaftler des Uni-Institutes für Medizinische Psychologie entwickeln Computerprogramme, mit denen diesen Menschen durchaus geholfen werden kann. Nun soll in einer Studie untersucht werden, ob dieser Therapieerfolg auch bei Kindern möglich ist. Helfen soll dabei der Computerhund „Wuffi“.

Pro Jahr werden in Deutschland über 550 000 Patienten wegen einer Schädel-Hirn-Verletzung, eines Schlaganfalls, einer Hirnblutung eines Hirntumors oder anderer Erkrankungen des Gehirns behandelt. In der Folge leiden 20 bis 30 Prozent dieser Patienten unter Sehstörungen, unter anderem unter so genannten Gesichtsfeldausfällen.

Forscher der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg entwickeln Lernprogramme, mit deren Hilfe Einschränkungen des Gesichtsfeldes zum Teil wieder rückgängig gemacht werden können. Der Patient übt mit einer individuell für ihn erarbeiteten Diskette zu Hause am eigenen PC. Bei Erwachsenen mit Gesichtsfeldausfällen aufgrund cerebraler Läsionen wurde nachgewiesen, dass ein ambulantes Sehtraining das Gesichtsfeld wieder vergrößern kann. Dies erfolgt durch die systematische Stimulation mittels gezielter Lichtreize am Computer. (Kasten, E., Wüst, S., Behrens-Baumann, W., Sabel, B.A., Nature Medicine, Vol. 4, 1998).

Bisher wurde jedoch noch nicht wissenschaftlich untersucht, ob ein computergestütztes Sehtraining auch bei Kindern zu entsprechenden Verbesserungen führt. „Es spricht vieles dafür“, sagt Professor Bernhard Sabel, Leiter des Institutes für Medizinische Psychologie der Uni-Magdeburg, „dass ein regelmäßiges Training aufgrund der erhöhten Plastizität des kindlichen Gehirns erfolgversprechend ist.“ Bisherige Pilotstudien in seinem Institut bestätigten, dass Kinder von diesem Training profitieren können.

Für eine aktuelle Studie über computergestütztes Training bei Kindern mit cerebral bedingten Gesichtsfelddefekten werden noch Teilnehmer gesucht. Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs bis 18 Jahren mit Gesichtsfelddefekten auf Grund von Hirnläsionen, zum Beispiel nach Schädel-Hirn-Trauma, Tumoren oder Zuständen nach Sauerstoffmängeln, können teilnehmen. Völlig blinde Probanden können sich nicht an der Studie beteiligen, da noch Reste des Sehvermögens vorhanden sein müssen.

Die Kinder sollten in der Lage sein, täglich zwischen 20 bis 40 Minuten zu Hause am Computer über einen Zeitraum von drei Monaten zu trainieren. „Den Kindern wird auf dem Monitor ein Reiz angeboten, auf den sie per Tastendruck reagieren müssen. Die Software ist kindgerecht aufgebaut“, berichtet Iris Müller von InnoMed e.V., einem vom Bund geförderten Neuromedizintechnik-Netzwerk in Magdeburg, die diese Studie in Kooperation mit dem Uni-Institut für Medizinische Psychologie betreut. So haben die Magdeburger Psychologen speziell den Computerhund „Wuffi“ entwickelt, der den Kindern die Aufgaben auf dem Bildschirm spielerisch vorgibt. Die Trainingsdaten werden automatisch auf einer Diskette gespeichert. Die Teilnehmer können auf eigenen Wunsch und ohne Angabe von Gründen zu jedem Zeitpunkt die Teilnahme an der Studie abbrechen.

Erste Ergebnisse über das Kindertraining wurden kürzlich auf dem Kongress der Society of Neuroscience in San Diego, USA vorgestellt.

Nähere Auskünfte zur Studie erteilt:
Diplom-Psychologin Iris Müller
Tel. 0391/6117 122 oder 6117 114,
E-Mail: iris.mueller@medizin.uni-magdeburg.de.
Im Internet unter www.freenet.de/neuropsych/ und
www.med.uni-magdeburg.de/fme/institute/imp/.

Informationen zu Computerprogrammen für erwachsene Patienten mit Sehstörungen:
NovaVision-Zentrum für Sehtherapie Magdeburg,
Tel. 0391/63 600 50
E-Mail: info@nova-vision.org.

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