Verbreitung resistenter AIDS-Erreger

Immunschwächeviren sind der Gegenwehr, die die Medizin entwickelt, bisher immer ein Stück voraus. Zur Zeit sind 16 Medikamente zugelassen, die den Verlauf der AIDS-Erkrankung bremsen können, doch die hochflexiblen Erreger verändern sich rasch und bilden neue Typen aus, die sich dem Zugriff der Pharmazeutika entziehen. Das europaweite Projekt SPREAD soll untersuchen, wie sich resistente Immundefizienzviren unter neu infizierten Patienten verbreiten. Die Koordination für Deutschland übernimmt das Nationale Referenzzentrum für Retroviren am Institut für Klinische und Molekulare Virologie der Universität Erlangen-Nürnberg unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Fleckenstein.

Das Projekt befindet sich derzeit in der Anlaufphase. Bis zum Jahr 2004 sollen in 14 EU-Staaten und zwei assoziierten europäischen Ländern insgesamt 4.000 Proben getestet werden. Auf Wunsch der EU werden zusätzlich weitere osteuropäische Staaten in das Projekt aufgenommen. In Deutschland kann auf Vorarbeiten zurückgegriffen werden, die das Robert-Koch-Institut 1997 initiiert hatte. In der sogenannten HIV-Serokonverterstudie wurden Patienten, die zu einem bekanntem oder eingrenzbarem Zeitpunkt mit HIV-1 infiziert wurden und noch keine Behandlung erfahren hatten, auf resistente Viren getestet. Im Rahmen der epidemiologischen Überwachung des Robert-Koch-Instituts wurde zudem die Verteilung der HIV-Infektion nach Regionen und Risikogruppen erhoben.

Diese Daten bilden die Grundlage für einen Stichprobenschlüssel, der eine repräsentative Probensammlung gewährleisten soll. Neben einzelnen Ärzten, die HIV-Infizierte betreuen, sollen größere klinische Zentren und Schwerpunktpraxen in Deutschland angesprochen werden. Eine enge Zusammenarbeit ist mit in der HIV-Resistenztestung erfahrenen Labors vorgesehen. Die Ergebnisse des SPREAD-Projekts sollen für Patienten aus Deutschland beim Robert-Koch-Institut (RKI) zusammengeführt werden.

Für jedes der teilnehmenden Länder wurde ein Koordinator benannt, üblicherweise der Leiter des jeweiligen nationalen Referenzzentrums (NRZ). Als Koordinator für Deutschland bildet Prof. Fleckenstein eine Arbeitsgruppe mit Prof. Dr. Georg Pauli (RKI) für das Fachgebiet der Epidemiologie, Prof. Dr. Thomas Harrer (Medizinische Klinik III mit Institut für Immunologie, Universität Erlangen-Nürnberg) für klinische Probleme und Dr. Barbara Schmidt (NRZ Retroviren) für die Virologie. Initiiert wurde das europäische Kooperationsprojekt von Dr. C. A. B. Boucher, Eijkman-Winkler Institute for Medical and Clinical Microbiology, University Medical Center Utrecht in Holland.

Ärzte, die an der Studie teilnehmen, erhalten im Gegenzug zur Bereitstellung der Proben und Daten der Patienten kostenlos das Ergebnis der Resistenztests. Die Proben können an das Institut für Klinische und Molekulare Virologie, NRZ Retroviren, Schlossgarten 4, 91054 Erlangen oder an das Robert Koch-Institut, Retrovirologie (P22), Nordufer 20, 13353 Berlin geschickt werden. Die Erhebungsbögen für das SPREAD-Projekt werden derzeit erstellt und sind dann in elektronischer Form über die Internetseiten des RKI  abrufbar.

Media Contact

Gertraud Pickel idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer