Vereinzelt oder in großer Zahl: Myome – Tumore in der Gebärmutter

Sie entwickeln sich aus den normalen Muskelzellen der Gebärmutter. Etwa 25 Prozent aller Frauen jenseits des 30. Lebensjahrs haben Myome. Ihre genaue Entstehungsursache ist nicht bekannt. Ihr Auftreten ist jedoch abhängig vom Funktionieren der Eierstöcke und den weiblichen Hormonen.

Insbesondere das Hormon Östrogen stimuliert ihr Wachstum. Sie bilden sich daher nur in der Zeitspanne zwischen der ersten und der letzten Regelblutung. Myome können sehr klein, etwa bohnengroß sein, im weit fortgeschrittenen Stadium aber auch durchaus den Umfang einer hochschwangeren Gebärmutter erreichen. Sie können vereinzelt oder in großer Zahl vorkommen.

Nicht immer beschwerdefrei

Etwa ein Viertel der betroffenen Frauen geben keine besonderen Symptome an. Dies ist ein Grund, warum Myome oft lange Zeit unentdeckt bleiben. Bei der Hälfte aller Patientinnen treten Blutungsstörungen und verlängerte und verstärkte Regelblutungen auf, abhängig von der Größe und Lage der Geschwülste. „Neben Blutungsstörungen, einem Druckgefühl im Unterleib und starken Schmerzen während, sowie vor und nach der Menstruation, gibt es weitere Symptome, die typisch für Myome sind“, erläutert Prof. Dr. Stefan Niesert, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Elisabeth-Krankenhauses Essen. „Je nach Größe, Tumorort und Wachstumsgeschwindigkeit können Myome Nachbarorgane beeinträchtigen. Drücken sie beispielsweise auf Harnleiter oder Blase kann es zu häufigem Harndrang, wiederkehrender Blasenentzündung und Nierenerkrankungen kommen. Verdauungsprobleme treten auf, wenn der Myomknoten Druck auf den Enddarm ausübt. Auch Kreuz- und Ischiasschmerzen können ein Hinweis auf eine Geschwulst sein. Folgen der starken Blutungen sind Eisenmangel und eine Anämie, die mit Blässe, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfungszuständen oder auch Herz-Kreislaufproblemen einhergehen kann. Außerdem verursachen einige Myome Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.“

Myome können auch die Fruchtbarkeit der betroffenen Frauen behindern. Fehl- und Frühgeburten sind bei Myompatientinnen häufig, da eine erhöhte Wehenbereitschaft besteht. Besonders tiefsitzende Myome können zusätzlich ein Geburtshindernis sein. „Viele Myome sind für eine Schwangerschaft allerdings nicht störend. Hormonbedingt wachsen die meisten Myome zwar durch die Schwangerschaft weiter, bilden sich aber nach der Geburt zum Teil wieder zurück. Komplikationen können aber durch gestielt wachsende Myome verursacht werden“, so Niesert. „Kommt es zur Drehung der Geschwulst, kann die Blutversorgung abgeklemmt werden, was zu heftigen Schmerzen führt.“

Tastuntersuchung gibt Aufschluss

Sind die betroffenen Frauen beschwerdefrei, ist die Diagnose Myom in den meisten Fällen ein Zufallsbefund bei der frauenärztlichen Routineuntersuchung. „Je nach Wachstumsgeschwindigkeit, Größe und Lokalisation des Myoms kann die Frau über Jahre hinweg beschwerdefrei sein und der Tumor unerkannt bleiben“, erklärt Niesert. „Festgestellt werden können Myome anhand der gynäkologischen Tastuntersuchung, bei der die Gebärmutter über die Scheide abgetastet wird. Mit Hilfe von Ultraschalluntersuchungen werden Ausmaß und Lage diagnostiziert.“

Behandlung nicht immer notwendig

Ob und wann eine Therapie sinnvoll ist, hängt von der Art der Myome ab und davon, ob sie Leiden verursachen. Handelt es sich um Myome, die nur geringe bis keine Beschwerden machen, ist erst einmal keine Therapie, aber eine regelmäßige Kontrolluntersuchung notwendig. „Eine Therapie ist dann sinnvoll und auch notwendig, wenn Beschwerden auftreten“, so der Spezialist aus Essen. „Bei der Wahl der Therapie spielen einige Faktoren eine entscheidende Rolle: Unter anderem die Symptomatik, die Position und der Umfang des Tumors, aber auch das Alter der Patientin und ob ein Kinderwunsch besteht. Grundsätzlich sind Myome hormonell und/oder operativ therapierbar. Antiöstrogene, die Gegenspieler des weiblichen Hormons Östrogen, lassen Myome schrumpfen. Allerdings können Nebenwirkungen wie in den Wechseljahren, zum Beispiel Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust oder Osteoporose auftreten. Aus diesem Grund wird die Hormontherapie vor allem bei Frauen, die kurz vor der Menopause oder vor der operativen Myomentfernung stehen, angewendet.“ Sind die Myome sehr groß oder wachsen nach dem Absetzen der Medikamente immer wieder nach, ist das operative Abtragen der Geschwülste unumgänglich. „Sehr große, ungünstig gelegene oder mehrere Myome müssen mit einem Bauchschnitt – ähnlich dem Kaiserschnitt – entfernt werden“, so Niesert. „Wenn möglich, werden jedoch minimal-invasive und Gebärmutter erhaltende Eingriffsmethoden bevorzugt. Statt eines Bauchschnitts reichen hier in der Regel drei etwa ein Zentimeter große Schnitte im Nabel- und Schambeinbereich, um das Endoskop und die Operationsinstrumente einzuführen. Dieser Eingriff ist für die Frauen weniger belastend, sie erholen sich schneller und er hinterlässt kleinere Narben. Befinden sich die Myome in der Gebärmutter und sind die Knoten gut erreichbar, kann ganz auf einen Schnitt verzichtet werden. Dann erfolgt die Abschälung vaginal durch eine Gebärmutterhöhlenspiegelung.“

Seit einigen Jahren wird ein weiteres gebärmuttererhaltendes Verfahren durchgeführt: Die Myom-Embolisation. „Im Elisabeth-Krankenhaus führen wir diese Methode vor allem bei vereinzelt auftretenden und kleinen Myomen durch“, erläutert Niesert. „Zu diesem Zweck dürfen die Geschwülste nicht größer als zehn Zentimeter sein. Der Eingriff erfolgt in örtlicher Betäubung und unter Röntgenkontrolle. Über kleine Schnitte in der rechten und linken Leiste wird ein Katheter zu den arteriellen Blutgefäßen der Gebärmutter, die sich in der Nähe des Myoms befinden, vorgeschoben. Winzige Kunststoffpartikel werden dann über den Katheter in die Gefäße geleitet und verstopfen diese. Damit wird die Blutversorgung zum Myom unterbunden, es erhält keine Nährstoffe mehr, trocknet aus und beginnt zu schrumpfen. Bereits im ersten Monat nach dem Eingriff tritt ein Rückgang der Symptome auf. Die maximale Reduktion des Myoms ist jedoch erst nach ca. drei bis sechs Monaten zu erwarten. In seltenen Fällen kann bei dieser Methode auch die Blutzufuhr zu den Eierstöcken eingeschränkt werden. Daher wird sie nur bei Frauen über 40 Jahren und mit abgeschlossener Familienplanung vorgenommen.“ Die Vorteile der Myom-Embolisation liegen im Erhalt der Gebärmutter, der fehlenden Vollnarkose und dem bei komplikationslosem Verlauf sehr kurzen Krankenhausaufenthalt.

In sehr seltenen Fällen, etwa bei 0,1 Prozent entarten Myome bösartig und wachsen dann oft sehr schnell. Frauen, bei denen bekannt ist, dass sie Myome in der Gebärmutter haben, sollten diese sicherheitshalber regelmäßig kontrollieren lassen. Das Entartungsrisiko ist allerdings so gering, dass – vorausgesetzt die Frau ist beschwerdefrei – ein operativer Eingriff das letzte Mittel der Wahl sein sollte.

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