Tuberkulose: Resistenzen gegen Medikamente nehmen zu

Das Problem von gegen mehrere Medikamente resistenter Tuberkulose dürfte weit ernster sein als bisher angenommen. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation über 79 Länder hat ergeben, dass bei fast jedem Menschen eine Resistenz vorliegt. Besonders stark betroffen sind einige Regionen der früheren Sowjetunion und Teile von China. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit dem Tuberkulosebakterium infiziert. Rund 8,9 Millionen Menschen erkranken jährlich. 2004 starben 1,7 Millionen Menschen an Tuberkulose. Die Ergebnisse der Studie wurden in The Lancet veröffentlicht.

Medikamente gegen Mikroben haben sich in der Vergangenheit als sehr effektiv für die Behandlung von Tuberkulose erwiesen. Experten gehen laut BBC davon aus, dass ihr falscher Einsatz den Bakterien zu viele Möglichkeiten gegeben hat, neue Abwehrstrategien zu entwickeln. Das größte Problem besteht darin, dass Patienten ihre Medikamente nicht vollständig einnehmen. Auch wenn die Symptome verschwunden sind, können kleine Mengen der Bakterien zurückbleiben, die in der Lage sind zu mutieren. Besonders gefährlich sind jene Bakterienstämme, die gegen die beiden wirksamsten Medikamente, Isoniazid und Rifampicin, resistent sind.

Die aktuelle Studie wurde im Rahmen des 1994 ins Leben gerufenen Global Project on Anti-Tuberculosis Drug Resistance Surveillance http://www.who.int/tb/dots/dotsplus/surveillance/en/index.html durchgeführt. Basierend auf ihren Analysen geht das Team der WHO davon aus, dass es 2004 weltweit 424.000 Fälle von multiresistenter Tuberkulose gegeben hat. Die Hälfte der Betroffenen stammte aus China, Indien und Russland. Die Forscher nehmen an, dass rund ein Prozent der neuen Erkrankungen durch multiresistente Bakterienstämme verursacht werden. In acht Ländern, inklusive Kasachstan und Lettland, lag dieser Wert bei über 6,5 Prozent. In Andorra, Island und Malta gab es keine Fälle von Resistenzen gegen Medikamente. In Amerika, Hongkong und Kuba ging die Anzahl der Erkrankungen zurück.

Peter Davies von TB Alert erklärte, dass weltweit rund 500 Millionen Dollar für die Suche nach neuen Medikamenten ausgegeben würden. Dieser Betrag entspräche jedoch nur der Hälfte der Summe, die ein Pharmaunternehmen für die Entwicklung eines neuen Produktes ausgeben würde. „Wir bekommen einfach nicht die für neue Medikamente und Impfstoffe erforderlichen Mittel. Immer wieder werden neue Medikamente entdeckt. Es gibt aber kein Geld für die klinischen Tests.“ Dieses Problem sei bereits seit 20 Jahren bekannt.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer