Lichtblicke der Augenheilkunde: Korrektur von Fehlsichtigkeit ohne Brille und Kontaktlinsen

Bundesweit mehr als 80.000 Menschen mit starker Sehschwäche entscheiden sich für eine operative Korrektur ihrer Fehlsichtigkeit. Neue Methoden für die chirurgische Korrektur von Fehlsichtigkeiten wie Kurz-, Weit- und Stabsichtigkeit zeigen klinischen Studien zufolge immer bessere Ergebnisse.

Allen voran sind auf dem Gebiet der refraktiven Chirurgie hochmoderne und noch junge Verfahren wie die Präzisionslaserbehandlung von Fehlsichtigkeit mit dem Femtosekundenlaser, auch Femto-Lasik (Laser in situ Keratomileusis), oder die Implantation der elastischen intraokularen Multifokallinse des neuen ReSTOR-Typs zu nennen.

Frankfurter Uniklinikum: Standortfaktor für innovative Refraktionschirurgie

Als erstes Großklinikum in Deutschland, das nicht privat geführt ist, wendet das Frankfurter Universitätsklinikum seit September 2006 die Femto-Lasik an. Das Präzisionslaserverfahren wird seit 2004 erstmals in Deutschland angewendet und baut auf dem herkömmlichen Lasik-Verfahren auf, das bereits als sicheres, effektives und komplikationsarmes Verfahren etabliert ist. Mit jährlich etwa 800 Lasik-Eingriffen und Forschungsvorhaben auf diesem Gebiet ist die Frankfurter Universitätsaugenklinik hierzulande eine der führenden. „Wir können dank des Femtosekundenlasers die Lasik noch weiter optimieren, die bereits geringe Komplikationsrate um ein weiteres senken und die Wiederherstellung der Brechkraft des Auges verfeinern“, erklärt Professor Dr. Thomas Kohnen, stellvertretender Direktor und leitender Oberarzt an der Klinik für Augenheilkunde des Frankfurter Universitätsklinikums. Sie ist wegen ihres hohen Standards auf dem Gebiet der refraktiven Chirurgie ein gefragtes Versorgungszentrum. Dies gilt auch für den Einsatz der multifokalen Linsentechnologie: die ersten Implantate in Deutschland haben Augenchirurgen des Frankfurter Uniklinikums eingesetzt. „Mit modernsten Verfahren wie Femto-Lasik und elastischer Multifokallinse bauen wir das Frankfurter Uniklinikum als kompetenten Anbieter effektiver Medizin im Bereich der Refraktionschirurgie weiter aus“, begründet Thomas Müller-Bellingrodt, kaufmännischer Direktor des Frankfurter Universitätsklinikums, die Investition in neue Technologien.

Der Femtosekundenlaser: Noch mehr Sicherheit und geringere Komplikationsraten

Der Femtosekundenlaser ist der erste und präziseste, der ohne Skalpell Hornhautgewebe trennen kann. Entsprechend umfangreich ist sein Einsatzspektrum in der Augenchirurgie: er ermöglicht die Präparation einer Hornhautklappe für die Lasik, eines Hornhauttunnels für intracorneale Implantate oder Schnittführungen für Hornhautplastiken und -transplantationen. Laserbehandlungen werden zur dauerhaften Korrektur von Fehlsichtigkeiten wie Kurz-, Weit-, Stab- oder Alterssichtigkeit eingesetzt.

Das besondere dieses neuartigen Systems ist, dass es effektiv niedrige Energie (1 µJ) und Präzision im Mikrometerbereich (bis 3 µm) mit extrem geringer Laserpulsdauer von wenigen 100 Femtosekunden (600 – 800 fs) kombiniert. Zur Veranschaulichung: Licht umrundet in einer Sekunde zirka sieben Mal die Erde. In 100 fs umrundet Licht noch nicht einmal ein Haar. „Aufgrund dieser Eigenschaften kann die bereits minimale Komplikationsrate der Lasik aufgrund der noch langsameren Impulsdauer des Laserstrahls auf oder innerhalb der Hornhaut nochmals verringert und zugleich die Vorhersehbarkeit des Femto-Lasik-Eingriffs erhöht werden“, erklärt Professor Kohnen. Auch unnötige Gewebsverluste könnten, so Kohnen, dank der Femto-Lasik vermieden werden.

Femto-Lasik: Gewebe schonend operieren dank extrem geringer Laserpulsdauer

Im Unterschied zur herkömmlichen Lasik, bei der noch ein winziges, mechanisches Skalpell (Mikrokeratom) die zu behandelnde Hornhautschicht freilegt, ersetzt der Femtosekundenlaser dieses Skalpell durch einen Laser. Mit diesem Laser schleift der Augenchirurg die Hornhaut zum Teil ab, um den Brechwert des Auges so zu verändern, dass der Brennpunkt für einfallendes Licht wieder exakt in der Mitte der Netzhaut liegt. Nur so empfängt das Sehzentrum im Gehirn vom Auge wieder Bilder in normaler Schärfe. Um sich Zugang zur Stelle im Hornhautinnern zu verschaffen, die abgetragen werden muss, schneidet der Augenchirurg die darüber liegende dünne Hornhautschicht ab und klappt diese als so genannte „Flap“ zur Seite. Der stark fokussierte Laserstrahl wirkt mit sehr hoher Leistung auf einen sehr kleinen Punkt der Hornhaut von zirka 3 µm. Je nach gewünschter Tiefe trennt der Laser Hornhautgewebe in vertikaler, horizontaler oder schräger Richtung. Ein Plasma entsteht, aus dem heraus sich ein Bläschen aus einem Kohlendioxid-Wasser-Gemisch von maximal 12 µm bildet. Millionen solcher Blasen entstehen und trennen dann das Hornhautgewebe. Der Chirurg plant den Eingriff mit Hilfe eines computergesteuerten Programms, das die Topographie der Hornhaut des Patienten exakt untersucht und den Eingriff individuell anpasst.

Neuartige elastische intraokulare Multifokallinse: Doppeleffekt durch bessere Nah- und Fernsicht in einem

Neben den Laserverfahren dient die Implantation elastischer intraokularer Multifokallinsen zur dauerhaften Korrektur starker Fehlsichtigkeiten, etwa des grauen Stars (Katarakt) und der Altersweitsichtigkeit (Presbyopie).

Neue Typen der elastischen intraokularen Multifokallinse stellen die Fähigkeit der Linse, durch Verformung die Brechkraft zu verändern und so Objekte in unterschiedlicher Entfernung scharf abzubilden, wieder her. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen konnte Professor Kohnen als Erstautor einer europäischen Multizentrenstudie belegen*, dass beim neuen Typ der intraokularen Multifokallinse vom Typ AcrySof ReSTOR unter anderem störende optische Phänomene bei Linsen-Implantaten der ersten Vorläufermodelle mittlerweile reduziert werden können. Speziell beim Vergleich zwischen der monofokalen Kunstlinse („Ein-Stärke-Linse“) und der neuen Multifokallinse zeigen sich Vorteile besonders für Patienten mit einem grauen Star. Ihnen ermöglicht die Implantation einer Multifokallinse zugleich eine optimale Nah- als auch Fernsicht. Nach der Implantation einer Monofokallinse etwa bleibt der Patient weiterhin auf Hilfsmittel wie Brille oder Kontaktlinsen angewiesen – anders bei der Multifokallinse: „Katarakt-Patienten können ihre Abhängigkeit von ihrer Brille um ein Vielfaches reduzieren. Diese Linse stellt das natürliche Sehvermögen in weiten Teilen wieder her, was wiederum den Lebensstandard des Patienten erhöht“, bemerkt Professor Kohnen.

* Thomas Kohnen, MD, David Allen, MD, Catherine Boureau, MD, Philippe Dublineau, MD, Christian Hartmann, MD, Ekkehard Mehdorn, MD, Pascal Rozot, MD, Giorgio Tassinari, MD, European Multicenter Study of the AcrySof ReSTOR Apodized Diffractive Intraocular Lens, in: Ophtalmology 2006; 113:578-584

Für weitere Informationen:

Prof. Dr. Thomas Kohnen
Klinik für Augenheilkunde
Universitätsklinikum Frankfurt
Fon (0 69) 63 01 – 56 18
Fax (0 69) 63 01 – 38 93
E-Mail kohnen@em.uni-frankfurt.de
Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Frankfurt
Fon (0 69) 63 01 – 77 64
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