Neue viel versprechende Verfahren für die Knorpelreparatur im Knie

Sportverletzungen der Gelenke nehmen in unserer Gesellschaft ständig zu. Mehr als 500.000 Gelenkspiegelungen finden allein in Deutschland jährlich statt, in Österreich sind es cirka 65.000. Häufig ist auch der empfindliche Gelenkknorpel betroffen, der lange Zeit als nicht regenerationsfähig galt. Der gesunde Knorpel fängt Stöße ab und sorgt für eine gute Beweglichkeit des Gelenks. Außerdem ist er für die Bildung der Gelenkflüssigkeit verantwortlich. Seine große Schwäche ist jedoch seine eingeschränkte Heilungsfähigkeit.

Immer mehr junge, aktive Menschen sind von solchen Knorpelverletzungen, insbesondere des Kniegelenks, betroffen. Eine anerkannte Behandlungsmethode ist die Knorpelzelltransplantation – die biologische Reparatur mit patienteneigenen Knorpelzellen, die zuvor im Labor gezüchtet werden. Weit mehr als 10.000 solcher Chondrozyten-Transplantationen (ACT) wurden weltweit bereits durchgeführt. Ziel ist es, den Defekt vollständig auszuheilen und dem Patienten langfristig den Ersatz des Kniegelenkes durch eine Prothese zu ersparen. Auch für die Behandlung degenerativer Knorpelschäden (Arthrose) sind die bisherigen klinischen Ergebnisse dieser Methode viel versprechend. Alternativ dazu gibt es die Methode der Mosaikplastik wobei dabei gesunder Knorpel mosaikartig als Ersatz beschädigten Knorpels eingepflanzt wird. Ein weiteres Verfahren zur Knorpelreparatur ist das Microfracturing wobei die Bildung von Faserknorpel (Narbenknorpel) in Defektarealen durch punktförmiges Durchbrechen der Knorpelknochengrenze mit speziellen mikrochirurgischen Meißeln bewerkstelligt wird.

In diesem Jahr beschäftigt sich der Jahreskongress der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie (AGA) intensiv mit den klinischen Ergebnissen von Knorpeltherapien. Ein viel versprechendes Verfahren ist die Auffüllung von Knorpeldefekten im Knie oder Sprunggelenk mit vermehrten patienteneigenen Knorpelzellen (autologe Chondrozyten-Transplantation, ACT). Bei einem Knorpelschaden des Knies wird zunächst im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) etwas Knorpel aus einem wenig belasteten Bereich desselben Gelenks entnommen. In einem Biotechnologielabor werden die entnommenen Knorpelzellen des Patienten vermehrt und dann auf ein Collagenvlies aufgebracht. In diesem speziell für Knorpelzellen entwickelten Trägermaterial, das einem feinporigen Schwamm ähnelt, können sich die Zellen dreidimensional verteilen. Nach zwei bis sechs Wochen (laborabhängig) erhält der Arzt das für seinen Patienten eigens angefertigte Transplantat.

Im Rahmen einer zweiten Operation findet nun die eigentliche Knorpelzelltransplantation statt. Das Vlies mit den körpereigenen Zellen wird passgenau in den Knorpelschaden eingesetzt. Die körpereigene Produktion von neuem gesundem Knorpelgewebe beginnt.

In der Knorpelreparatur sehen arthroskopierende Ärzte und Ärztinnen die Zukunft der gelenkerhaltenden Chirurgie. Weitere Schwerpunktthemen des diesjährigen Kongresses sind u.a. ein verfeinertes Verfahren beim Ersatz von gerissenen Kreuzbändern (die so genannte Doppelbündeltechnik) und der computerunterstützte Kreuzbandersatz.

Die Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie (AGA) vertritt die Interessen aller arthroskopierenden deutschsprachigen Ärzte und wurde 1983 gegründet. In der AGA haben sich über 2000 Spezialisten für Arthroskopie in Deutschland, der Schweiz und Österreich organisiert. Ziele sind der Erfahrungsaustausch zwischen arthroskopierenden Ärzten, die Forschung in Anwendung und Technik der Arthroskopie, sowie die kritische Verfolgung und Erprobung von Innovationen. Eine systematische Ausbildung in der Arthroskopie als Instrument der ständigen Qualitätsverbesserung wird von der AGA seit ihrer Gründung organisiert und gefördert. Sie vergibt außerdem Stipendien und Wissenschaftspreise, organisiert alljährlich einen internationalen Kongress und arbeitet mit dem wissenschaftlich renommierten Department of Orthopaedic Surgery der Universität Pittsburgh in USA zusammen.

Professor Dr. Herbert Resch, Salzburg
Professor Dr. Christian Wurnig, Wien

Media Contact

Dr. Manfred Eppel presseportal

Weitere Informationen:

http://www.aga-online.de

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