Zertifikat "Paincert" kennzeichnet Kliniken mit optimaler Schmerztherapie

Auf den ersten Blick sollen Patienten künftig erkennen können, in welcher Klinik, in welchem Hospiz, in welchem Krankenhaus sie ein optimales Schmerzmanagement erwarten können. Dazu haben die Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS), die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Klinische Medizin (DGIKM), der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) im September in Bochum die Gesellschaft für Qualifizierte Schmerztherapie Certkom e.V. gegründet.

Sie zertifiziert Institutionen, die ein nach internationalem Standard empfohlenes, patientenzentriertes und auditiertes Schmerzmanagement durchführen und vergibt das Zertifikat „Paincert“. „Wir prüfen nicht nur die Strukturqualität, sondern die Ergebnisqualität der Schmerztherapie“, unterstreicht der 1. Vorsitzende der Gesellschaft, Prof. Dr. Michael Zenz, zugleich Präsident der DGSS. „Am Zertifikat kann der Patient erkennen, dass eine Institution sich einer objektiven Prüfung unterzogen hat und auch entsprechende Ergebnisse vorweist.“ Über 80 Einrichtungen haben bereits Interesse an einer Zertifzierung angemeldet.

Schwachstellen in konservativen Bereichen

In deutschen Krankenhäusern liegt in Sachen Schmerztherapie noch immer vieles im Argen: Dabei sind es weniger die akuten Schmerzen, die ein Patient nach einem operativen Eingriff erleidet, die besonders problematisch sind. „Hier hat sich in den vergangenen Jahren schon einiges getan“, so Prof. Zenz. Er sieht die Schwachstellen in anderen Bereichen, so zum Beispiel in konservativen Fächern. „Da wird ein Patient mit diabetischem Fuß gegen seinen Diabetes behandelt, seine chronischen Wunden werden versorgt, aber dass der Fuß auch weh tut, interessiert oft niemanden.“ Dabei haben Projekte, zuletzt das Projekt „Schmerzfreies Krankenhaus“, gezeigt, dass ein umfassendes Schmerzmanagement auch hier möglich und wirkungsvoll ist. Häuser, die ein vorbildliches Schmerzmanagement durchführen, können sich bei Certkom um das Zertifikat „Paincert“ bewerben.

Wer das Zertifikat verdient, hat die komplette Akte

Für das Zertifizierungsverfahren nimmt die Gesellschaft hauptsächlich eine Prüfung der Krankenakten vor. Darin ist – vorausgesetzt die Institution hat ein gutes Schmerzmanagement – genau verzeichnet, wann ein Patient Schmerzen hatte, wie stark sie waren, was dagegen unternommen worden ist, wie der Erfolg war, ob es Nebenwirkungen oder Komplikationen gegeben hat. „Die Akten sind das erste Indiz für ein gutes Schmerzmanagement“, erklärt Prof. Zenz, „wer das Zertifikat verdient, hat alle diese Angaben lückenlos.“ Eine Arbeitsgruppe ist derzeit damit befasst, die weiteren Kriterien für das Zertifizierungsverfahren festzuschreiben. Grundlage ist die weltweit größte klinische Erhebung zu akuten und chronischen Schmerzen in Krankenhäusern im Rahmen des Projekts „Schmerzfreies Krankenhaus“. Dafür wurden in 25 Kliniken unterschiedlicher Versorgungsstrukturen bisher 4500 Patienten, 2200 Pflegende sowie 2100 Ärzte intensiv zum Schmerzmanagement befragt. Erstmalig konnten in diesem Projekt gemeinsame Konzepte aus Medizin und Pflege zur Schmerztherapie entwickelt und klinisch erfolgreich umgesetzt werden.

Weitere Informationen

André Ewers, MScN, Gesellschaft für Qualifizierte Schmerztherapie Certkom e.V., Bürkle-de-la-Camp-Platz 2, 44789 Bochum, Tel: 0234-3253095

Media Contact

Meike Drießen idw

Weitere Informationen:

http://www.dgss.org

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