Hitze könnte der Schlüssel zur Behandlung von Hodenkrebs sein

Wissenschaftler der Johns Hopkins University haben herausgefunden, warum viele Hodenkrebspatienten entgegen aller Vorzeichen überleben. Auch Hodenkrebs, der sich wie bei dem Radfahrer Lance Armstrong bereits ausgebreitet hat, ist vielfach behandelbar. Die Experten gehen davon aus, dass die Krebszellen hochempfindlich auf die Körperwärme reagieren, die sie gefährdet. Eine Hitzetherapie könnte auch eingesetzt werden, um andere Formen von Krebs zu bekämpfen schreiben die Forscher im Journal of the American Medical Association.

Die Hoden sind einige Grade kühler als der Rest des Körpers, da das Sperma hitzeempfindlich ist und dazu neigt abzusterben, wenn es die normale Körpertemperatur von 37 Grad erreicht. Das Team um Robert Getzenberg erklärte, dass verschiedene Hinweise darauf hindeuteten, dass Hodenkrebszellen über die gleiche Empfindlichkeit gegenüber Hitze verfügten. Damit könnte sie für eine Behandlung zugänglicher sein. Die Forscher nannten dieses Phänomen den „Lance-Armstrong-Effekt“. Breiten sich die Zellen auf andere Bereiche des Körpers aus, könnten sie durch höhere Temperaturen geschwächt werden und so empfindlicher auf eine Chemotherapie oder Strahlenbehandlung reagieren als andere Formen von Krebs.

Studien mit Männern, die an einer Krankheit leiden, bei der die Hoden im Körper verbleiben, haben ergeben, dass die Kernmatrix vernichtet wird und hitzeempfindlich ist. Die Wissenschaftler führen jetzt Experimente mit verschiedenen Formen der Schwächung der Kernmatrix von Krebszellen durch Hitze durch. „Wir haben darüber nachgedacht, was wir über die Unterschiede zwischen Hodenkrebs und anderen Krebsformen wissen. Es gibt erstaunliche Unterschiede im Behandlungserfolg. Wir wollen einen einfachen Ansatz auf biologischer Basis finden.“ Laut Getzenberg ist Hitze oder Hyperthermie eine sehr alte Form der Behandlung von Krebs. Für einen wirklichen Behandlungserfolg müsse sie jedoch direkt auf die Krebszellen abzielen. „Ein wirklicher Fortschritt wäre es diese Erwärmung bei Menschen mit systemischen Erkrankungen einzusetzen. Dabei geht es um Tumore, die so klein sind, dass man sie kaum sehen kann.“ Entscheidend sei, auf diese Krebszellen überall im Körper abzuzielen.

Getzenberg setzt Nanotechnologie ein, um mit Eisenpartikeln direkt auf Krebszellen zu zielen. Diese Nanopartikel können so entwickelt werden, dass sie von bestimmten Markern auf der Oberfläche von Krebszellen angezogen werden. Einmal an der Krebszelle angelangt, können sie mittels eines externen magnetischen Feldes erhitzt werden, die Zellen schwächen und sie hoffentlich anfälliger gegen eine Chemotherapie oder Strahlung machen. Das Team überprüft dieses Verfahren derzeit für die Behandlung von Prostatakrebs bei Tiermodellen. „Diese Nanopartikel existieren jetzt und können im Körper eingesetzt werden. Der Vorteil besteht darin, dass sie nicht in jede Zelle eingebracht werden müssen. Es reicht ein warmes Umfeld zu schaffen.“ Derzeit arbeiten die Forscher laut BBC an einer weiteren Studie zum Blasenkrebs. Es wird untersucht, ob die Einbringung einer warmen Lösung in die Blase eine entsprechende Wirkung erzielen kann.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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