Essenszeiten verstellen "innere Uhr"

„Wir erforschen, wie Licht und andere Einflüsse die ,innere Uhr' stellen“, sagte Dr. Challet. Tag und Nacht, Winter und Sommer wirken sich sehr stark auf den Rhythmus von Tier und Mensch aus. Wir haben uns an die verschiedenen Jahreszeiten angepasst und unsere Körper können die Veränderungen mit der zentralen Uhr des Körpers, der Master Clock, erspüren. Diese Uhr befindet sich im suprachiasmatischen Kern (SCN) des Gehirns, hinter den Augen, in der Nähe des Sehnervs. „Wie ein Dirigent schlägt die SCN-Uhr den Takt und übermittelt Signale, die die Tag- und Nacht-Rhythmen des Körpers steuern“, sagte Dr. Challet.

Der SCN enthält Zellen, die ebenfalls einen Rhythmus haben. Über Hormone übermitteln sie dem Körper und dem Nervensystem ihren Takt. Damit kann der Körper zum Beispiel auf Veränderungen im Stoffwechsel reagieren. Die „Innere Uhr“ des SCN hat einen zirkadianischen Rhythmus von 24 Stunden (von lat. circa diem = ungefähr einen Tag). Die Uhr kann durch verschiedene Einflüsse gestellt werden, etwa durch den Hell-Dunkel-Rhythmus von Tag und Nacht. Aus diesem Grund ist der Jetlag, die Zeitverschiebung nach längeren Flügen, so unangenehm. Die „innere Uhr“ kann sich nicht so rasch auf den neuen Tag- und Nacht-Rhythmus einstellen.

Neben der zentralen inneren SCN-Uhr gibt es im Körper eine weitere Zellgruppe, die eine „innere Uhr“ hat und die sich in der Peripherie des Körpers, also nicht im Zentralen Nervensystem befindet. Diese peripheren Uhren werden, wie die Forschung inzwischen entdeckt hat, nicht vom SCN eingestellt. Vielmehr geben bestimmte Essenszeiten den Takt für die periphären Uhren vor. So lernen Ratten, wenn sie immer zu bestimmten Zeiten gefüttert werden, sehr schnell, wann es etwas zu fressen gibt. Sie verlieren diese Fähigkeit auch nicht, wenn sie keinen SCN mehr haben. Das bedeutet, dass es im Organismus eine andere Uhr geben muss, die nicht durch Hell und Dunkel, sondern durch Nahrung eingestellt wird.

Dr. Challets Arbeiten zeigen, dass sich damit die SCN-Uhr auch über die Nahrungsaufnahme neu einstellen und mit dem Licht synchronisieren lässt. SCN reagiert damit viel sensibler auf die Stoffwechselvorgänge, als bisher angenommen. Das ist überraschend, da SCN als Hauptschaltuhr galt, die hauptsächlich durch Licht reguliert wird. Bleibt die Frage, wie stark SCN die periphären Uhren reguliert.

Dr. Challet hofft, dass diese Erkenntnisse seiner Forschungsarbeiten den Menschen zu gute kommen werden, die unter zirkadianischen Störungen leiden. Die Betroffenen, etwa Schichtarbeiter, haben Schwierigkeiten mit einem normalen 24-Stunden-Rhythmus, da sie ständig veränderte Tag- und Nacht-Rhythmen haben. Aufbauend auf unseren Erfahrungen mit dem Umstellen der inneren Uhr suchen wir nach vorbeugenden oder therapeutischen Maßnahmen. Zur Behandlung zirkadianischer Störungen könnten etwa zeitlich genau eingehaltene Essenszeiten oder chronobiologische Arzneimittel eingesetzt werden.

ABSTRACT S17.1

Notes to Editors Das Forum 2006 der Federation of European Neuroscience Societies (FENS) wird veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Neurowissenschaften und der Deutschen Neurowissenschaftlichen Gesellschaft. An der Tagung nehmen über 5000 Neurowissenschaftler teil. Die FENS wurde 1998 gegründet mit dem Ziel, Forschung und Ausbildung in den Neurowissenschaften zu fördern sowie die Neurowissenschaften gegenüber der Europäischen Kommission und anderen Drittmittelgebern zu vertreten. FENS ist der Europäische Partner der Amerikanischen Gesellschaft für Neurowissenschaften (American Society for Neuroscience). Die FENS vertritt eine große Zahl europäischer neurowissenschaftlicher Gesellschaften und hat rund 16 000 Mitglieder.

Pressestelle während der Tagung:
Austria Center Wien
Raum U 557
Tel.: ++43-(0)1-26069-2025
8. – 12. Juli 2006
Nach der Tagung:
Österreich, Schweiz, Deutschland
Barbara Ritzert
ProScience Communications
Andechser Weg 17, D-82343 Pöcking
Tel.: ++49-(0)8157-9397-0
Fax: ++49-(0)8157-9397-97
ritzert@proscience-com.de

Media Contact

Barbara Ritzert idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer