Hilft die zusätzliche Gabe von Kortikosteroiden gegen die lebensgefährliche Hirnentzündung?

Umfangreiche Fördermittel in Höhe von 1.059.616,00 Euro hat die Arbeitsgruppe von Frau Professor Dr. Uta Meyding-Lamadé und die Neurologische Universitätsklinik Heidelberg (Ärztlicher Direktor Professor Dr. Werner Hacke) für die klinische Testung einer neuen Kombinationstherapie zur Behandlung einer lebensbedrohlichen Hirnentzündung, der Herpes-simplex-Virus Enzephalitis, erhalten. Die Wissenschaftler prüfen in einer klinischen Studie über sechs Jahre, ob die zusätzliche Gabe des Kortisonpräparates Dexamethason die Überlebens- und Heilungschancen der Patienten erhöhen kann.

Diese Studie ist das Resultat von mehr als 16 Jahren Arbeit der Gruppe von Frau Professor Dr. Meyding-Lamadé, die sich mit der Erforschung zur Entwicklung neuer Therapie-Strategien gegen diese lebensbedrohliche Hirnentzündung beschäftigt.

Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert

Finanziert wird die GACHE- Studie (German Trial of Acyclovir and Corticosteroids in Herpes-simplex-Encephalitis) vom Projektträger des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Gesundheitsforschung: Forschung für den Menschen“. Dieses fördert bundesweit sieben klinische Studien zu neuen pharmakologischen Therapieverfahren, die aus insgesamt 175 Anträgen ausgewählt wurden.

An der Studie nehmen 33 Neurologische Abteilungen akademischer Kliniken und einzelne große städtische Häuser in Deutschland, Österreich und Holland teil. Projektmanager der Studie an der Heidelberger Neurologischen Universitätsklinik ist Dr. Francisco Martinez. Die Studie wird mit Unterstützung des Koordinierungszentrums für Klinische Studien -KKS- Heidelberg (Leiter Dr. med. Steffen Luntz) und des Institutes für Medizinische Biometrie und Informatik -IMBI- des Universitätsklinikums Heidelberg (Geschäftsführender Direktor: Professor Dr. Norbert Victor) durchgeführt.

Trotz Standardbehandlung sterben 20 Prozent der Patienten

Die Herpesenzephalitis wird durch eine Infektion mit einem Herpes-simplex-Virus verursacht und führt – auch bei Standardbehandlung mit Aciclovir – bei bis zu 20 Prozent der Patienten zum Tode. Von den Überlebenden ist zudem nur jeder fünfte in der Lage, in seinen früheren Beruf zurückzukehren. Die Gehirnentzündung durch Herpesviren ist die häufigste sporadische Enzephalitis in Westeuropa. Aciclovir hemmt die Virusreplikation, beeinflusst jedoch nicht die Sekundärmechanismen, wie z.B. zunehmende Gewebeschäden im Mausmodell und bei Menschen die für Langzeitschäden mitverantwortlich scheinen.

„Neben dem Virus selbst spielen vermutlich auch Autoimmunreaktionen, also Schäden durch die körpereigene Immunabwehr des Patienten eine Rolle“, erklärt Professor Dr. Uta Meyding-Lamadé, bis Oktober 2005 Oberärztin an der Heidelberger Klinik, jetzt Chefärztin der Neurologischen Klinik des Krankenhaus Nordwest, Frankfurt am Main, die die Studie leitet. Möglicherweise können Kortikosteroide diese Autoimmunphänomene unterdrücken und damit die Prognose maßgeblich verbessern.

Lippenherpes ist kein Risikofaktor für Gehirnentzündung

Menschen, die an Herpes labialis leiden, an wiederkehrenden Lippenbläßchen, sind in keiner Weise mehr gefährdet, eine solche lebensbedrohliche Erkrankung zu bekommen, da hier kein Zusammenhang besteht. Es gibt keine bekannten Risikofaktoren für die Entwicklung dieser Krankheit, die spontan im Erwachsenenalter auftreten kann.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Uta Meyding-Lamadé
Leiterin der Klinischen Prüfung (LKP)
Chefsekretariat
Neurologische Klinik
Krankenhaus Nordwest
Steinbacher Hohl 2 – 26
60488 Frankfurt am Main
Tel. 069 / 7601 – 3246, – 3247
FAX. 069 / 7601 – 4440
Email: meyding-lamade.uta@khnw.de
Dr. Francisco Martinez
Projektmanager
Otto Meyerhof Zentrum
Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 350
69120 Heidelberg
Tel. 06221 / 56 – 38856
FAX. 06221 / 56 – 1962
Email: francisco.martinez@med.uni-heidelberg.de
Weitere Information im Internet
1. Neurologische Universitätsklinik Heidelberg:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/HSV.4031.0.html
2. www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/1147.php
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
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