Schon leichte Arterienverkalkung erhöht die Sterblichkeit

Schon eine leichte Verkalkung der Arterien in den Beinen erhöht die Sterblichkeit drastisch: Drei Jahre nach Beginn der getABI-Studie (German epidemiological trial on ankle brachial index) ist jeder zehnte Patient, bei dem eingangs eine mangelnde Durchblutung der Beine festgestellt worden war, verstorben – mehr als doppelt so viele wie unter den Patienten mit normaler Durchblutung. Über ihre Ergebnisse nach drei Jahren Studiendauer berichten die Forscher der getABI-Gruppe unter Koordination von Prof. Hans-Joachim Trampisch (Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität) im European Heart Journal. Angesichts ihrer alarmierenden Funde fordern die Wissenschaftler Screenings für ältere Patienten beim Hausarzt.

Jeder fünfte ältere Patient ist betroffen

Die Arterienverkalkung (Atherosklerose) mit ihren Folgen Herzinfarkt und Schlaganfall ist die häufigste Todesursache: Über die Hälfte aller Deutschen stirbt an einem dieser Ereignisse. Nahezu jeder fünfte ältere Patient in der hausärztlichen Praxis ist von der Peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) betroffen, oft ohne es zu wissen. „Die gute Nachricht ist aber: Die Erkrankung kann einfach und zuverlässig diagnostiziert werden“, erklärt Prof. Trampisch. Die Arterienverkalkung ist ein Krankheitsprozess, der meistens in verschiedenen Gefäßbezirken (Herz, Gehirn, Beine) gleichzeitig stattfindet. Wenn sich entsprechende Gefäßveränderungen in den Beinen finden, sinken der Blutdruck und der Blutfluss hinter dem Hindernis ab. Eine Blutdruckmessung mit Ultraschallunterstützung schafft diagnostische Sicherheit. Ist der Blutdruck der Knöchelarterie niedriger als der der Armarterie (erniedrigter Knöchel-Arm-Index, ABI), ist dies ein klarer Hinweis auf eine PAVK und somit auf eine generalisierte Atherosklerose. Risikopatienten lassen sich somit einfach identifizieren, so dass eine frühzeitige Behandlung möglich wird.

Doppelt so viele Todesfälle bei PAVK-Patienten

Für die bundesweite „German epidemiological trial on ankle brachial index“ wurden 6880 Patienten über 65 Jahre erstmals im Oktober 2001 in 344 Hausarztpraxen untersucht. 18% von ihnen hatten eine PAVK. Nach dreijähriger Beobachtungsdauer war von den Patienten mit PAVK jeder zehnte verstorben (10,9%) – mehr als doppelt so viele wie in der Gruppe ohne PAVK (4,2%). Je ausgeprägter die Blutdruckdifferenz zwischen Arm- und Knöchelarterie ausfiel, umso höher war die Sterblichkeit der Patienten: In der Gruppe mit Unterschieden von mehr als 50% zum normal-ABI (ABI

Schon eine grenzwertige PAVK erhöht die Sterblichkeit

Die Studie zeigt erstmals, dass schon eine leichte Arterienverkalkung das Sterberisiko erhöht. „Die bisherigen Studien und Leitlinien definierten eine Blutdruckdifferenz zwischen Armen und Beinen von mehr als 10% als krankhaft (ABI

Qualitativ hochwertige Versorgungsforschung

Die getABI-Studie belegt, dass in Deutschland hochwertige Studien im hausärztlichen Bereich möglich sind. „Die Daten sind von hohem Nutzen für die Analyse des Status Quo in der Versorgung der Patienten mit PAVK bzw. Atherosklerose und für die Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen“, zieht Prof. Trampisch Bilanz. Die Versorgungsqualität dieser Patientengruppe lasse sich mit einfachen Maßnahmen rasch und effizient verbessern. Die Durchführung der getABI-Studie wird durch Forschungsmittel (unrestricted educational grant) von Sanofi-Aventis Pharma, Berlin, unterstützt.

Titelaufnahme

Curt Diehm, Stefan Lange, Harald Darius, David Pittrow, Berndt von Stritzky, Gerhart Tepohl, Roman L. Haberl, Jens Rainer Allenberg, Burkhard Dasch, Hans Joachim Trampisch, and for the getABI Study Group: Association of low ankle brachial index with high mortality in primary care. In: European Heart Journal Advance Access published on June 16, 2006. doi:10.1093/eurheartj/ehl092, http://eurheartj.oxfordjournals.org/cgi/content/abstract/ehl092v1

Weitere Informationen

Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-27790, Fax: 0234/32-14325, E-Mail: hans.j.trampisch@rub.de

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