Warum sich die Gelenke entzünden

Meist beginnt es in den Finger- oder Zehengelenken. Diese schmerzen plötzlich und schwellen an. Das passiert vor allem nachts. Am Morgen können die Betroffenen die Gelenke manchmal kaum bewegen. „Diese über eine Stunde andauernde 'Morgensteife' ist zusammen mit den Schmerzen und der Leistungsminderung ein typisches Anzeichen für eine beginnende rheumatoide Arthritis“, erklärt Dr. Dirk Pohlers, Biochemiker in der Arbeitsgruppe Experimentelle Rheumatologie des Klinikums der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Schätzungen zufolge sind von dieser Krankheit zwischen 0,5 und ein Prozent der Weltbevölkerung betroffen. Allein in Deutschland leiden mindestens 400.000 Patienten an rheumatoider Arthritis.

Obwohl die Erforschung der Krankheit in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat, sind ihre Ursachen noch immer nicht genau geklärt. Im Verlauf der Krankheit entzünden sich nach und nach immer mehr Gelenke. Die Gelenkinnenhaut in den betroffenen Gelenken beginnt unkontrolliert zu wachsen, während gleichzeitig Knorpel und Knochen abgebaut werden. Das führt dazu, dass diese Hartgewebe Schaden nehmen und sich die Gelenke im weiteren Verlauf zunehmend versteifen.

Dr. Pohlers und seinen Kollegen unter Leitung von Prof. Dr. Raimund W. Kinne ist es jetzt gelungen, eine mögliche Ursache dieser Prozesse aufzuklären. Sie fanden heraus, dass die unlängst entdeckte Variante eines Wachstumsfaktors (PDGF-D) vermehrt in der Gelenkinnenhaut von Patienten mit rheumatoider Arthritis vorkommt. Wie der Name sagt, regt dieser Wachstumsfaktor das Zellwachstum an. „Da wir PDGF-D vor allem in den rheumatisch-entzündeten Gelenken vorfanden, lag der Schluss nahe, dass dieser Faktor zumindest teilweise für das Wachstum der Gelenkinnenhaut verantwortlich sein könnte“, so Dirk Pohlers. Die Jenaer Forscher konnten die Richtigkeit dieser Annahme dadurch belegen, dass nach Zugabe des Wachstumsfaktors die Vermehrungsrate der Gelenkzellen deutlich erhöht war. Gleichzeitig fanden Dirk Pohlers und seine Kollegen, dass die Produktion eines Bindegewebe abbauenden Enzyms durch die Gabe von PDGF-D ebenfalls anstieg, was sich mit den Symptomen der Krankheit deckt. Möglicherweise könnte die Ausschaltung dieses Faktors daher den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Beschwerden in der Folge lindern.

Für diese wegweisende Arbeit zu den möglichen Ursachen der rheumatoiden Arthritis, die kürzlich auch in dem renommierten Journal „Arthritis & Rheumatism“ veröffentlicht wurde, ist Dr. Pohlers mit dem diesjährigen Preis der „Stiftung Wolfgang Schulze“ ausgezeichnet worden. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird jährlich an in- und ausländische Wissenschaftler verliehen, die auf dem Gebiet entzündlicher und autoimmuner rheumatischer Erkrankungen forschen. Die „Stiftung Wolfgang Schulze“ wird von der Deutschen Rheuma-Liga e. V. verwaltet.

(Originalarbeit: Pohlers D, Huber R, Ukena B, Kinne RW. Expression of platelet-derived growth factors C and D in the synovial membrane of patients with rheumatoid arthritis and osteoarthritis. Arthritis & Rheumatism 2006; 54(3): 788-94)

Kontakt:
Dr. Dirk Pohlers
Lehrstuhl für Orthopädie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Waldkrankenhaus „Rudolf Elle“ gGmbH
Klosterlausnitzer Str. 81, 07607 Eisenberg
Tel.: 036691 / 81227
Fax: 036691 / 81226
E-Mail: Dirk.Pohlers[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Dr. Ute Schönfelder idw

Weitere Informationen:

http://www.med.uni-jena.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer