Sieger des Innovationswettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik prämiert

Im Rahmen des MEDICA-Kongresses „Innovationen in der Medizintechnik“ wurden heute in Düsseldorf die Siegerinnen und Sieger des „Innovationswettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) prämiert. Mit diesem Wettbewerb bietet das BMBF innovativen Forschungsansätzen in der Medizintechnik die Chance zur Verwirklichung. So soll jeweils in einem Schlüsselexperiment die Machbarkeit eines neuen Verfahrens oder einer neuen Technik nachgewiesen werden. Das breite Echo in den Forschungseinrichtungen und Firmen auf den Wettbewerb zeigt die Innovationsfähigkeit und herausragende Kompetenz Deutschlands in zukunftsträchtigen Themenfeldern der Medizintechnik. Aus 123 Bewerberinnen und Bewerbern hat eine international besetzte Expertenjury die 9 diesjährigen Sieger ausgewählt, deren Projekte mit insgesamt knapp 4 Millionen Mark durch das BMBF unterstützt werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten ein Preisgeld zwischen 250.000 und 500.000 Mark für Ihre Forschungsarbeit. In diesem Jahr ist ein Schwerpunkt der Gewinner-Themen die Infektionsdiagnostik: Ein neuartiger Bio-Chip aus Heidelberg soll in Zukunft die Diagnose von Borrelien-Infektionen erleichtern. Das Ziel, resistente Keime auf Intensivstationen schneller als bisher zu erkennen, verfolgt eine Arbeitsgruppe aus Hürth. Bakterien, Viren und Schadstoffen sind Forscher aus Ulm mit Hilfe kleinster, fluoreszierender Partikel auf der Spur. Auch im Bereich Bildgebung konnten sich zukunftsweisende Ideen durchsetzen: Ein computergesteuertes Ultraschallgerät zur Brustkrebsdiagnose in 3D planen Forscher aus Bochum. In Heimstetten bei München entsteht ein mathematisches Modell, um die komplexe physikalische Struktur des Gehirns zu verstehen. Dreidimensional ist ebenfalls ein Bioimplantat aus Rostock, das bei der Heilung von Knorpelschäden helfen wird. „Multimedia“ ist das Stichwort zur Früherkennung von Schizophrenie und Alzheimer: Forscher aus Magdeburg analysieren die spontanen Augenbewegungen von Betroffenen in einer virtuellen Welt. Ohne Schmerzen soll in Zukunft das Herz wieder auf Trab gebracht werden: In der Medizinischen Hochschule Hannover entsteht ein Ultraschall-Stimulator für die Notfallmedizin. Damit die Patienten auch bei der Früherkennung von Diabetes nicht mehr leiden müssen, entwickeln Wissenschaftler in Dortmund eine Diagnosemethode ohne Blutabnahme und Nadelstich. Ist das Forschungsexperiment erfolgreich, soll spätestens nach 3 Jahren in allen Projekten die weitere Entwicklung und Vermarktung durch die Industrie erfolgen. So bleiben die wichtigen Forschungsergebnisse nicht in den Laboren oder hinter Klinikmauern, sondern erreichen durch die Förderung des BMBF und die Einbindung der Industrie die Patienten weltweit. Vielfach entstehen durch die geförderten Projekte neue Perspektiven auf mehr Lebensqualität. Zusätzlich werden mit dem Wettbewerb die Stärken Deutschlands auf dem Gebiet der Medizintechnik für die Zukunft gesichert und ausgebaut.

Technik in der Medizin bedeutet dabei nicht nur „Apparatemedizin“. Multimedia in der Psychiatrie beispielsweise wird die Eigenmotivation der Betroffenen stärken und damit die Diagnose und Therapie verbessern. Der Einsatz von Knie- oder Hüft-Prothesen wird durch moderne Bioimplantate abgewendet und die Heilungschancen werden insgesamt erhöht. Hiervon profitiert einerseits der Patient: die neuen Diagnose- und Therapieverfahren sind schneller, präziser und schonender. Andererseits werden durch diese Medizintechnik auch Kosten gesenkt: so fördert eine effektivere und günstigere Infektionsdiagnostik das Einsparpotenzial ebenso wie eine raschere Genesung der Patienten. Durch den Einsatz neuer Verfahren oder Techniken werden die Liege- und Therapiezeiten insgesamt verkürzt und somit zusätzlich geringere Folgekosten verursacht.

Weitergehende Informationen können zudem bezogen werden beim DLR, Projektträger des BMBF, – Gesundheitsforschung – Südstr. 125 53175 Bonn Tel.: (02 28) 38 21- 2 10 Fax: (02 28) 38 21- 2 57 http://www.dlr.de/PT

 

Die Preisträger des Innovationswettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik 2001

Feindiagnose nach Zeckenbiss
Neuartige Peptidsynthese erleichtert eindeutige Identifikation Zecken sind nicht hübsch und saugen Blut. Im Zentrum des allgemeinen Interesses stehen sie aber, weil sie die so genannte ’Lyme Borreliose’ übertragen. Bakterien, die über den Zeckenbiss ins Blut gelangen, verursachen diese Krankheit, die Haut, Herz, Nervensystem und Gelenke angreift. Bisherige Tests sind nach Ansicht einer Heidelberger Forschergruppe viel zu ungenau. Sie schlagen daher ein neues Testsystem vor, das sowohl die Infektion in einem sehr frühen Stadium erkennt, als auch Verlaufskontrollen und eine Prognose über den weiteren Krankheitsverlauf erlaubt. Ein völlig neues Verfahren zur Herstellung von Peptidbibliotheken ist der Schlüssel für diesen Test, der später auch andere Infektionen erkennen soll.

Ansprechpartner:
PD Dr. F. Ralf Bischoff
Abteilung Molekulare Biologie der Mitose
Deutsches Krebsforschungszentrum
69120 Heidelberg
Tel.: (0 62 21) 42 34 08
Fax: (0 62 21) 42 34 60
mailto:r.bischoff@dkfz.de

 

Schnelltest für gefährliche Krankheitserreger
Ohne Vorkultur Bakterien und Resistenzen erkennen Resistente Bakterien gefährden insbesondere das Leben von Patienten auf Intensivstationen. Von den ersten Anzeichen einer Infektion bis zur sicheren Diagnose vergehen heute aber oft zwei bis drei Tage. Das dauert zu lange, finden Forscher des Unternehmens Alpha Technology. Sie entwickeln ein Verfahren, das die Erbsubstanz der Bakterien direkt aus dem Probenmaterial der betroffenen Patienten gewinnt und analysiert – ohne Vorkultur und umständliche Vermehrung der Keime. Vorteile: Das neue Verfahren ist schneller – die richtige Therapie kann unmittelbar beginnen – und es ist auch kostengünstiger.

Ansprechpartner:
Dr. Rita Böttge
Alpha Technology
Gesellschaft für Angewandte Biotechnologie mbH
Goldenbergstr. 1
50354 Hürth
Tel.: (0 22 33) 80 48- 0
Fax: (0 22 33) 80 48- 11
mailto:boettge@alpha-tec.net

 

Diagnose im Durchflussverfahren
Mit Hilfe von Partikeln Krankheitserreger und genetische Informationen erkennen Das Forscherteam um Prof. Dr. Rudolf Steiner, zusammen mit Experten der Firma Klotz, wird in den kommenden zwei Jahren ein hochpräzises, lasergestütztes Messgerät entwickeln, um winzige, markierte Partikel zu registrieren und zu unterscheiden. Die Partikel sind nach Größe gestaffelt und zwischen 2 µm und 150 µm groß. Hintergrund der Idee: Verschiedene Moleküle oder Antikörper lassen sich an diese Partikel unterschiedlicher Größenordnung koppeln. So werden Test-Verfahren für die Biologie und Medizin möglich, die in einem einzigen Messschritt verschiedene Erkrankungen, Bakterien, Viren oder genetische Informationen erkennen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Rudolf Steiner
Institut für Lasertechnologien in der Medizin und Messtechnik
Universität Ulm
Helmholtzstraße 12
89081 Ulm
Tel.: (0731) 14 29-10
Fax: (0731) 14 29-42
mailto:rudolf.steiner@ilm.uni-ulm.de

Dipl.-Ing. Markus Klotz
Firma Klotz Analytische Messtechnik
Theodor Heuss Str. 23
75378 Bad Liebenzell
Tel.: (0 70 52) 92 336
Fax: (0 70 52) 92 338
mailto:info@fa-klotz.de

 

Neues Ultraschallgerät zur Krebserkennung
Präzisere Diagnose durch Kombination mehrerer Verfahren Zur Früherkennung von Brustkrebs gilt heute die Mammographie mit Hilfe von Röntgenstrahlen als Standard. Bei jungen Frauen oder kurz vor einer Operation wird zudem routinemäßig Ultraschall eingesetzt. Die Aussagekraft der bisher verfügbaren Ultraschallbilder ist jedoch oft begrenzt. Forscher des Kompetenzzentrums Medizintechnik Ruhr in Bochum entwickeln nun unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Helmut Ermert einen neuartigen Ultraschall-Spiral-Computer-Tomographen zur Untersuchung der weiblichen Brust. Dieser Tomograph basiert auf einem erheblich erweiterten, handelsüblichen Ultraschallgerät. Das Ziel ist es, reproduzierbare, präzise und dreidimensionale Bilder zu erhalten, die zusätzlich eine Aussage darüber erlauben, ob ein Tumor gut- oder bösartig ist.

Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Helmut Ermert
Kompetenzzentrum Medizintechnik Ruhr
c/o Ruhr-Universität Bochum / Gebäude IC 6.132
44780 Bochum
Tel.: (02 34) 32- 22 842
Fax: (02 34) 32- 14 167
mailto:helmut.ermert@ruhr-uni-bochum.de

 

Blick ins Gehirn
Bessere Chancen durch präzisere Behandlung Das erfolgreiche Jungunternehmen BrainLAB gehört zu den diesjährigen Gewinnern des Innovationswettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik des BMBF. BrainLAB entwickelt und vertreibt seit 12 Jahren weltweit Software und integrierte Lösungen, die minimal-invasive Therapien in der Medizin ermöglichen. In enger Partnerschaft mit führenden Ärzten arbeiten 250 Beschäftigte auf ein Ziel hin: das Schaffen neuer und Optimieren bestehender klinischer Lösungen, um die Lebensqualität von Patienten zu verbessern. Der Vorstandsvorsitzende und Firmengründer Stefan Vilsmeier bringt es auf den Punkt: „Neue Behandlungsmethoden durch intelligente Software zu erschließen, ist die entscheidende Triebfeder unserer Arbeit.“

Ansprechpartner:
BrainLAB
-Presseabteilung-
Ammerthalstraße 8
85551 Heimstetten
Tel.: (0 89) 99 15 68- 0
Fax: (0 89) 99 15 69- 33
mailto:presse@brainlab.com

 

Ultraschall bringt Herz auf Trab
Externer Herzschrittmacher für Diagnostik und Therapie Patienten mit einem auf Dauer krankhaft verlangsamten Herzschlag kann seit 1958 mit einem implantierbaren Herzschrittmacher effektiv geholfen werden. Mittlerweile tragen allein in Deutschland 350.000 Menschen ein solches Gerät. In akuten Notsituationen ist aber eine sofortige und vorübergehende Hilfe nötig. Ein Ärzte- und Forscherteam aus Hannover entwickelt daher für Notfälle einen Schrittmacher, der ohne Belastung für den Patienten das Herz mittels Ultraschall von außen durch die Haut stimuliert. Auch für ungeborene Kinder, die einen krankhaften und zu langsamen Herzschlag aufweisen, könnte dieses Gerät die Rettung sein.

Ansprechpartner:
Dr. med. Michael Niehaus
Dr. Jürgen Tebbenjohanns
Abteilung für Kardiologie und Angiologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Nauberg-Str. 1
30625 Hannover
Tel.: (05 11) 5 32- 38 17
Fax: (05 11) 5 32- 84 75
mailto:Niehaus.Michael@MH-Hannover.de

 

Virtuelle Hilfe für psychiatrische Diagnosen
Neues Testverfahren für Alzheimer & Co. Auch bei psychischen Erkrankungen gilt: Je früher und präziser sie diagnostiziert werden, desto besser ist die Prognose für den Patienten. Viele Diagnosen in der Psychiatrie basieren auf intensiven Gesprächen zwischen Arzt und Patient. Bei standardisierten Tests, die die Aufmerksamkeit, Reaktionsschnelligkeit, das Gedächtnis oder die Sprache des Patienten prüfen, nehmen Ärzte und Psychologen heute, wie vor 50 Jahren, Papier und Bleistift zur Hilfe. „Das entspricht nicht mehr dem Stand der Technik“, meinen Forscher vom Lehrstuhl für Neuropsychologie der Universität Magdeburg. Sie entwerfen neue Testverfahren, die alle verfügbaren Möglichkeiten der ’virtuellen Realität’ und modernen Informationstechnologie nutzen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med Thomas F. Münte,
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Lehrstuhl für Neuropsychologie,
Universitätsplatz, Gebäude 24-R002,
39106 Magdeburg,
Tel.: (03 91) 67- 1 84 75 / oder -69, Fax: (03 91) 67- 1 19 47
mailto:thomas.muente@medizin.uni-magdeburg.de

 

Diabetes ohne Blutabnahme früh erkennen
Infrarot-Sensor entdeckt zuckerhaltige Proteine in der Haut Ein erhöhter Blutzuckerspiegel muss behandelt werden. Er führt sonst zu lebensbedrohlichen Situationen bis hin zum Koma. Doch meist wird diese Stoffwechselkrankheit erst bemerkt, wenn schon Augen, Nieren, Nerven oder Gefäße geschädigt sind. Patienten scheuen den Weg zur regelmäßigen Kontrolle, weil sie mit Blutabnahmen und aufwendigen Glukose-Toleranztests verbunden sind. Daher planen Forscher aus Dortmund ein Nah-Infrarot-Spektrometer, das einen gestörten Blutzucker-Stoffwechsel auch ohne Nadelstich in einem sehr frühen Stadium erkennt.

Ansprechpartner:
Dr. Herbert Michael Heise
Institut für Spektrochemie und Angewandte Spektroskopie(ISAS)
Labor für molekülspektroskopische Methoden
Bunsen-Kirchhoff-Str. 11
44139 Dortmund
Tel.: (02 31) 13 92- 0/ oder -215
Fax: (02 31) 13 92- 1 20
mailto:heise@isas-dortmund.de

Knorpelschäden heilen
Neues Vlies soll Zellwachstum anregen Knorpelschäden heilen von alleine nicht aus. Ein Ansatz, den Schaden zu beheben, besteht darin, patienteneigene Knorpelzellen im Labor zu vermehren und damit den Defekt im Gelenk aufzufüllen. Aufgrund der fehlenden Druckbelastung im Reagenzglas bildet sich so aber oft nur minderwertiger Knorpel oder Fasergewebe. Wissenschaftler der Universität Rostock entwickeln daher ein resorbierbares Bioimplantat, das es dem Körper erlaubt, die defekte Stelle nach und nach mit eigenen Stammzellen des Bindegewebes zu besiedeln. Vorversuche haben gezeigt, dass sich diese Zellen dann unter den Druckverhältnissen im Gelenk zu belastungsfähigem Knorpel wandeln.

Ansprechpartner:
Dr. med. Peter E. Müller
Orthopädische Universitätsklinik Rostock
Ulmenstr. 44/45
18055 Rostock
Tel.: (03 81) 4 94 93 75 Fax: (03 81) 4 94 93 03 mailto:peter.mueller@med.uni-rostock.de

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