Die Tomate und das Herz

Ernährungswissenschaftler der Universität Jena koordiniert neues EU-Projekt „Lycocard“


Die Tomate ist nach der Kartoffel das am meisten verwendete Gemüse in Europa. Und das ist gut so, denn sie beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, was dem Tomateninhaltsstoff und Pflanzenfarbstoff Lycopin zugeschrieben wird. Doch wie die Wirkungskette von der gesunden rohen Tomate bis hin zu einem guten Gesundheitszustand im einzelnen aussieht, ist bisher nicht bekannt. Diese Lücke wollen Wissenschaftler, Technologen, Industriefirmen und Patientenorganisationen aus sechs europäischen Ländern jetzt unter Jenaer Führung schließen. In den nächsten fünf Jahren fördert die EU die 15 Partner des Projekts „Lycocard“ („Lyco“ von „Lycopin“ und „card“ von „cardiovascular diseases“, der englischen Bezeichnung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen). In einem multidisziplinären, fachübergreifenden Team wird ab diesem Monat erforscht, wie Lycopin wirkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt.

Das ambitionierte Vorhaben wird von der Europäischen Union innerhalb des 6. EU-Rahmenprogramms mit insgesamt 5,2 Millionen Euro gefördert. PD Dr. Volker Böhm vom Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena steht an der Spitze des Projekts. „Es ist das erste Forschungsprojekt in dieser Größenordnung, das von Thüringen aus koordiniert wird“, sagt der 44-jährige Ernährungswissenschaftler. Der Koordinator freut sich um so mehr, als dem Projektstart ein zweistufiges Antragsverfahren sowie neunmonatige Vertragsverhandlungen vorausgingen, bei denen ihn besonders das Büro für Forschungsförderung und -transfer der Universität unterstützt hat.

„Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, darin enthalten ein Tomatenprodukt“ – so könnte in fünf Jahren eine neue Ernährungsrichtlinie lauten, schaut Böhm in die Zukunft. Mit dieser Faustregel können sich die Verbraucher ihren Speiseplan so zusammenstellen, dass das Risiko, am Herzen zu erkranken, deutlich vermindert wird. „Lycocard“ würde somit dazu beitragen, den Gesundheitszustand der Verbraucher zu verbessern und gleichzeitig die Kosten der Gesundheitssysteme zu verringern. Denn Herz-Kreislauferkrankungen sind neben Krebs eine der Haupttodesursachen in den Industrieländern. Gleichzeitig wird durch das Projekt der Kenntnisstand in der Forschung umfassend erweitert. „Darüber hinaus kann die europäische Lebensmittelindustrie ihre Position stärken, weil die Nachfrage nach gesundheitsfördernden Tomatenprodukten, deren Entwicklung eines der Projektziele ist, steigen wird“, ist sich Böhm sicher.

Bis dahin werden viele Einzelheiten von der Rohware bis zum fertigen Produkt, von der Zusammensetzung der bioaktiven Inhaltsstoffe bis hin zur Wirkung in biologischen Systemen eingehend erforscht. „Lycocard“ will insbesondere die Fragen beantworten: Wie wirken sich technologische Prozesse auf den Lycopingehalt aus? Wie reagieren die verschiedenen Inhaltsstoffe auf- und miteinander? Welche molekularen Aspekte bestehen bei der Aufnahme und dem Metabolismus von Lycopin? Wie wirken Lycopinisomere und Lycopinmetabolite in verschiedenen biologischen Systemen? Wie ist die Bioverfügbarkeit im menschlichen Körper?

Kontakt:
PD Dr. Volker Böhm
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 25-29, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949633
Fax: 03641 / 949632
E-Mail: Volker.Boehm@uni-jena.de

Lycocard-Partner:
o Volker Böhm, Friedrich-Schiller-Universität, Jena (Deutschland) – Koordinator
o Verena Stangl, Charité, Berlin (Deutschland)
o Catherine Caris-Veyrat, INRA, Avignon (Frankreich)
o Ralph Rühl, Universität Debrecen (Ungarn)
o Gordon Lowe, Liverpool-John-Moores-Universität (Großbritannien)
o Mariá Jesús Periago Castón, Universität Murcia (Spanien)
o Patrick Borel, INRA Marseille (Frankreich)
o Paola Palozza, Katholische Universität Rom (Italien)
o Alvaro Mordente, Katholische Universität Rom (Italien)
o Martin Vestweber, Deutsche Herzstiftung, Frankfurt (Deutschland)
o Pablo Serrano Santos, JUVER, Murcia (Spanien)
o Sophie Colvine, AMITOM, Avignon (Frankreich)
o Inigo Martinez-Fresneda, AGRAZ, Villafranco del Guadiana (Spanien)
o Jesus Espinosa Garcia, CONESA, Villafranco del Guadiana (Spanien)
o David Cameron, Caledonian Science Press, Sitges (Spanien)

Media Contact

Axel Burchardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer