Rostocker Mediziner engagiert für neue Krebsmedikamente

Professor Dr. Freund in Kommission des Bundesinstituts für Arzneimittel berufen


Medikamente gegen Krebs unterliegen äußerst strengen Zulassungsbedingungen. So strengen, dass sie bei vielen Patienten, denen sie helfen könnten, nicht angewendet werden dürfen. Dennoch findet regelmäßig bei der Behandlung ein so genannter „Off Label“-Gebrauch der Medikamente statt. Diese juristische Grauzone zu regeln ist Anliegen einer vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingesetzten Expertengruppe, der jetzt auch der Rostocker Mediziner Professor Dr. Mathias Freund angehört.

Der Spielraum für den Einsatz von auf dem Markt erhältlichen Krebsmedikamenten ist begrenzt. „Die Zulassung solcher Mittel beschränkt sich auf ganz spezielle Indikationen, für die Studien durchgeführt wurden“, sagt Professor Dr. Mathias Freund, Leiter der Abteilung für Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Rostock. In einer solchen Studie werde zum Beispiel ein Medikament gegen Brustkrebs für Frauen eines bestimmten Alters und mit einem bestimmten Stadium oder einer Krankheitssituation getestet und dann auch zugelassen. Helfen würde das Mittel auch Patientinnen anderen Alters mit anderen Krankheitsverläufen – allerdings ist der Einsatz des Medikaments dann nicht juristisch abgesichert. Wird das Medikament dennoch verwendet, spricht man von der „Off Label“-Anwendung. Laut Professor Freund werden bundesweit etwa 70 Prozent der Krebspatienten auf diese Weise, also „off Label“, behandelt. Bei Kindern seien es sogar 90 Prozent. Wichtig ist Professor Freund dabei die Feststellung, dass es sich um legitim auf dem Markt befindliche und etablierte Medikamente handelt, die ihre Testphase bereits hinter sich haben.

Aus diesem Grund hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Arbeitsgruppe geschaffen, in der erweiterte Zulassungen für bestimmte Medikamente diskutiert werden. Zu der zehnköpfigen Expertenrunde aus Onkologen und Vertretern der Krankenkassen, die mehrmals im Jahr unter Leitung des Berliner Arztes Professor Dr. Ulrich Keilholz zusammentrifft, gehört jetzt auch der Rostocker Krebsspezialist Professor Freund. Der Mediziner will sich für eine abgestufte Form der Zulassung einsetzen: Bestimmte Medikamente dürfen demnach von ausgewiesenen Spezialisten verabreicht werden, nicht von allen Ärzten. Die Entscheidung, ob ein Medikament für einen breiteren Gebrauch zugelassen werden sollte, werde anhand umfassender Gutachten, aber auch mittels ärztlicher Erfahrungen gefällt. „Da gehen wir ganz pragmatisch anhand der häufigsten Fälle vor“, so Professor Freund.

Ansprechpartner

Professor Dr. Mathias Freund
Abteilung für Hämatologie und Onkologie
Klinik für Innere Medizin
Universitätsklinikum Rostock (AöR)
Ernst-Heydemann-Straße 6
18057 Rostock
Tel. 0381/4947420

Professor Dr. Reiner Benecke
Stellvertretender Ärztlicher Direktor
Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Nervenheilkunde
Direktor der Klinik und Poliklinik für Nervenheilkunde
Gehlsheimer Straße 20
18147 Rostock
Tel. 0381/4949511

Media Contact

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

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