Stuhlinkontinenz: Befragung zeigt Mängel bei Betreuung, Beratung und Rehabilitation

Starke körperliche und seelische Belastungen, dazu Mängel in der Beratung, Betreuung und Rehabilitation von Menschen mit Stuhlinkontinenz hat eine Patientenbefragung aufgezeigt, deren Zwischenbilanz die Gesundheitspsychologen des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität Koblenz-Landau jetzt vorgelegt haben. Bei der noch laufenden Befragung geht es um Beeinträchtigungen, Bewältigungsmuster und die Bewertung der medizinischen und psychosozialen Versorgung all jener Menschen, die unter Darmschwäche leiden. Nach vorsichtigen Schätzungen sind das in Deutschland 800.000 bis 1,2 Millionen Menschen.

In Gang gesetzt wurde die erste Befragung dieser Art von Dr. Gabriele Dlugosch, Leiterin des Kompetenzzentrums für Gesundheit und Wohlbefinden des zepf. Bisher konnten die Daten von 148 Untersuchungsteilnehmern ausgewertet werden. Die Ergebnisse zeigten ein hohes Maß an psychischen und sozialen Problemen, die mit der Symptomatik verbunden seien, betont Dlugosch. Auf die Frage nach Problemen, die sich aus der Stuhlinkontinenz ergeben, äußerten die Befragten Beeinträchtigungen des körperlichen und psychischen Befindens sowie der Lebensqualität insgesamt. Der unkontrollierte Abgang von Winden oder Stuhl und die damit verbundenen Gerüche und Geräusche seien für alle Beteiligten äußerst peinlich und mit Scham und Ekel besetzt, erklärt Dlugosch und beschreibt damit die Hauptursache für die Tabuisierung der Darmschwäche.

Bei einer Reihe von Befragten wirkt sich die Stuhlinkontinenz negativ auf die sozialen Kontakte aus, sei es in der Partnerschaft, Familie oder im Freundeskreis. Auch Konzentration und Leistungsfähigkeit, Freizeitgestaltung und Berufstätigkeit leiden darunter. Die Alltagsgestaltung wird schwieriger, viele erleben sich ans Haus gebunden und sehen keine Möglichkeiten für spontane Unternehmungen. Während stuhlinkontinente Patienten mit der Vorbereitung auf medizinische Maßnahmen eher zufrieden sind, fühlen sie sich bei der Nachsorge nicht ausreichend betreut. Beklagt wird auch der Mangel an psychologischer Beratung, an Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Kontinenz-Hilfsmitteln und an Information und Aufklärung über die Stuhlinkontinenz. Hier öffne sich ein weites Feld für die professionelle psychologische Begleitung von Patienten, Angehörigen und Pflegepersonen, meint Dlugosch.

Mit dem Rücklauf ist die Gesundheitspsychologin zufrieden. „Schließlich sollen sich die Menschen zu einem Thema äußern, das mit einem starken Tabu belegt ist. Um Betroffenen über das Medizinische hinaus helfen zu können, brauchen wir verlässliche Daten über den Bedarf an ergänzenden Maßnahmen“, sagt Dlugosch. Das Team hofft, dass noch mehr stuhlinkontinente Menschen den Mut finden sich zu äußern.

Der Fragebogen ist im Internet zu finden unter
http://www.selbsthilfeverband-inkontinenz.org

und

http://www.inkontinenzportal.de

Er kann auch angefordert werden beim Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf)
Universität Koblenz-Landau, Bürgerstraße 23, 76829 Landau.

Ansprechpartnerin für Medien:
PD Dr. Gabriele Dlugosch
Telefon: 06341 / 906199
E-Mail: dlugosch@zepf.uni-landau.de

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news152967

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