MHH-Wissenschaftler weisen den Weg für die Entwicklung innovativer Antibiotika

Forschung über den Stoffwechsel von Krankheitserregern in der aktuellen Ausgabe von „Nature“


Die zunehmende Antibiotika-Resistenz von Krankheitserregern behindert immer stärker die Therapie von Infektionskrankheiten. Wissenschaftler der Nachwuchsgruppe „Mukosale Infektionen“, Abteilung Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Infektionsbiologen der Max-Planck-Institute in Berlin und Martinsried berichten zusammen in der neuesten Ausgabe von „nature“ über die Entdeckung neuer Angriffspunkte für Antibiotika gegen resistente Krankheitserreger.

Antibiotika mit neuartigen Wirkmechanismen sind dringend nötig, aber trotz intensiver Forschungsanstrengungen gibt es nur wenige neue Wirkstoffkandidaten. Eine wichtige Hürde in der Antibiotika-Entwicklung ist die Auswahl geeigneter bakterieller Angriffspunkte. Genomanalysen und Versuche mit Laborkulturen deuten zwar auf Hunderte von möglichen neuen Angriffspunkten hin, aber nur wenige dieser Vorhersagen konnten in geeigneten Infektionsmodellen bestätigt werden.

Mit besonders empfindlichen Analysemethoden ist es Dr. Dirk Bumann aus der MHH-Nachwuchsgruppe und seinen Kollegen gelungen, erstmals den Stoffwechsel eines Krankheitserregers im Verlauf der Infektion aufzuklären. Die Daten belegen, dass der Salmonellen-Stoffwechsel im Verlauf von Typhus oder Durchfällen erstaunlich unempfindlich gegen eine Vielzahl von Enzymdefekten ist. Die Ursache dafür sind zum einen viele Ersatz-Enzyme, die die Rolle inaktiver Enzyme übernehmen können, zum anderen ein breites Nährstoffangebot des Wirtes, das Salmonellen weitgehend unabhängig von eigenen Biosynthese-Fähigkeiten macht. Nur wenige Enzyme aus einer kleinen Gruppe von Stoffwechselwegen sind wirklich lebensnotwendig für Salmonellen. Die meisten dieser Enzyme fehlen aber entweder in anderen wichtigen Krankheitserregern oder sind auch im Menschen vorhanden, sodass sie als Angriffspunkte für neue Antibiotika mit breiter Wirkung nicht in Frage kommen. Die kleine Zahl wirklich attraktiver Zielmoleküle wird dagegen durch heute verwendete Antibiotika bereits gehemmt, oder wurde früher bereits erfolglos für die Antibiotika-Entwicklung verwendet. Die umfangreichen Untersuchungen in relevanten Infektionsmodellen deuten daher auf eine erstaunlich geringe Zahl möglicher neuer Angriffspunkte für dringend benötigte innovative Antibiotika. Andererseits legen die Daten nahe, dass zunehmend unwirksame aktuelle Antibiotika am ehesten durch Antibiotika mit eng verwandtem, aber nicht identischem Wirkprinzip abgelöst werden könnten.

Weitere Informationen gibt Ihnen gern Dr. Dirk Bumann, Abteilung Immunologie, Telefon (0511) 532-9785

Media Contact

Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Der Klang der idealen Beschichtung

Fraunhofer IWS transferiert mit »LAwave« lasergestützte Schallanalyse von Oberflächen in industrielle Praxis. Schallwellen können auf Oberflächen Eigenschaften verraten. Parameter wie Beschichtungsqualität oder Oberflächengüte von Bauteilen lassen sich mit Laser und…

Individuelle Silizium-Chips

… aus Sachsen zur Materialcharakterisierung für gedruckte Elektronik. Substrate für organische Feldeffekttransistoren (OFET) zur Entwicklung von High-Tech-Materialien. Wie leistungsfähig sind neue Materialien? Führt eine Änderung der Eigenschaften zu einer besseren…

Zusätzliche Belastung bei Knochenmarkkrebs

Wie sich Übergewicht und Bewegung auf die Knochengesundheit beim Multiplen Myelom auswirken. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ein Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Würzburg zur Auswirkung von Fettleibigkeit und mechanischer Belastung auf…

Partner & Förderer