Informationen zur Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen Milzbrand, Pest und Pocken

Gemeinsame Pressemitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen und des Robert Koch-Instituts in Berlin

In Deutschland sind Impfstoffe gegen die Erreger von Milzbrand, Pest und Pocken weder zugelassen noch kurzfristig verfügbar. Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen hat in den letzten Tagen erneut recherchiert, ob derartige Impfstoffe aus dem Ausland bezogen werden können. Als Anlage zu dieser Pressemitteilung finden Sie das Ergebnis dieser Recherche.

Im Falle einer Anwendung solcher Impfstoffe nach den Regelungen des §79 Arzneimittelgesetz (Ausnahmeregelungen in Krisenzeiten), wäre das Paul-Ehrlich-Institut sofort in der Lage, die notwendigen Prüfungen auf Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit der Impfstoffe vorzunehmen. Auch in Ausnahmesituationen und Krisenzeiten muss gewährleistet sein, dass von den Impfstoffen, die vor einer gefährlichen Krankheit schützen sollen, keine gesundheitlichen Gefahren für den Impfling ausgehen. Es darf beispielsweise nicht passieren, dass als Konsequenz einer reinen Vorsichtsmaßnahme gesunde Menschen Schädigungen davontragen.

Für weitergehende Informationen, insbesondere zu den Erregern, ihrer Symptomatik, den diagnostischen Möglichkeiten oder auch den Therapien, wenden Sie sich bitte an die zentrale Informationsstelle zu Biowaffen am RKI:
01888 / 754 3430
Weitere Informationen zu diesen Erkrankungen sind auch über das Internet abrufbar unter: http://www.rki.de

Anlage:
Verfügbarkeit von Impfstoffen und Seren gegen potentielle biologische Waffen

1. Milzbrand (Bacillus anthracis)
Land — Art des Impfstoffes oder Serums — Zulassungsstatus — Verfügbarkeit
UK — Totimpfstoff — im Herstellerland zugelassen — z.Z. nicht verfügbar
USA — Totimpfstoff — im Herstellerland zugelassen — z.Z. nicht verfügbar
CAN — Totimpfstoff — im Herstellerland zugelassen — z.Z. nicht verfügbar
RUS — Lebendimpfstoff — im Herstellerland zugelassen — möglicherweise verfügbar
RUS — Antiserum vom Pferd (IgG horse Anthraxin) — im Herstellerland zugelassen — möglicherweise verfügbar

2. Pest (Yersinia pestis)
Land — Art des Impfstoffes oder Serums — Zulassungsstatus — Verfügbarkeit
USA — Totimpfstoff — im Herstellerland zugelassen — z.Z. nicht verfügbar
CAN — Totimpfstoff — im Herstellerland zugelassen — z.Z. nicht verfügbar
RUS — Lebendimpfstoff — im Herstellerland zugelassen — möglicherweise verfügbar

3. Botulismus (Clostridium botulinum)
Land — Art des Impfstoffes oder Serums — Zulassungsstatus — Verfügbarkeit
DE — Antiserum vom Pferd (Botulismus Antitoxin, trivalent (Typ A, B, E)) — in DE zugelassen — in geringen Mengen verfügbar
CH — Antiserum (Botulismus Antitoxin, trivalent (Typ A, B, E)) — im Herstellerland zugelassen — möglicherweise verfügbar
UK — Toxoidimpfstoff
(Typ A-G) — keine Zulassung — in klinischer Prüfung
USA — Pentavalenter Toxoidimpfstoff
(Typ A, B, D, E, F) — keine Zulassung — in klinischer Prüfung
USA — Monovalenter Toxoidimpfstoff
(Typ F) — keine Zulassung — in klinischer Prüfung
USA — Antiserum (Botulismus Antitoxin, trivalent (
Typ A, B, E)) — im Herstellerland zugelassen — wird nicht mehr produziert
RUS — Trivalenter Toxoidimpfstoff
(Typ A, B, E) — im Herstellerland zugelassen — möglicherweise verfügbar
RUS — Antiserum vom Pferd (Botulismus Antitoxin, trivalent
(Typ A, B, E)) — im Herstellerland zugelassen — möglicherweise verfügbar

4. Pocken (Variola)
Bis Mitte der Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde in Deutschland die Pockenimpfung durchgeführt, zuletzt in der Form einer MVA-Vorimpfung, gefolgt von einer Impfung mit dem Pocken-Lebend-Impfstoff (Stamm Elstree). Die Zulassung für diese Impfstoffe lief formal im Jahre 1991 aus.
Eine Wiederaufnahme der Produktion in Deutschland ist grundsätzlich möglich.

Verschiedene Stellen verfügen noch über Restbestände unterschiedlicher Menge. Die bedeutendsten sind:
Weltgesundheitsorganisation: ~ 500.000 Dosen
Centers for Disease Control and Prevention (Atlanta, USA) ~ 14 Mio. Dosen ( Dryvax von Wyeth, NYCBOH-Stamm)
In den vergangenen Jahren hat das Schweizer Serum- und Impfinstitut, Bern, Einzeldosen (Lanciy-Stamm, Produktion 1980, jährliche Überprüfung der Wirksamkeit) für Laborzwecke und für die Impfung von Forschern abgegeben.

5. Marburg-, Ebola- und Lassaviren
Für Marburg-, Ebola- und Lassavirus-Infektionen stehen weltweit keine Impfstoffe zur Verfügung. Die Ergebnisse mit experimentellen Impfstoffen sind ermutigend, eine Aussage über die zukünftige Verfügbarkeit dieser Impfstoffe wäre verfrüht.
Gegen Ebola- und Marburgvirus sind in Russland Antiseren vom Pferd zugelassen und möglicherweise verfügbar.

Media Contact

Dr. Susanne Stöcker idw

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