Viren gegen Hautkrebs, Nervenschäden früh erkennen

Viren helfen gegen Hautkrebs

Nervenschäden durch Chemotherapie früh erkennen
Heinemann-Förderpreise an zwei RUB-Forscherinnen

Über eine Anschubfinanzierung von je 6000 Euro können sich Wibke Bayer und Dr. Ida Haußleiter freuen: Die beiden RUB-Forscherinnen wurden bei der FoRUM-Tagung der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität mit dem diesjährigen Förderpreis der von der Dresdner Bank Bochum betreuten Sophia & Fritz Heinemann Stiftung ausgezeichnet. Der Preis war dieses Jahr speziell für Themen der Tumorforschung ausgelobt worden. Wibke Bayer erforscht Möglichkeiten, Viren genetisch so zu verändern, dass sie bei der Bekämpfung des schwarzen Hautkrebses im fortgeschrittenen Stadium helfen. Dr. Ida Haußleiter entwickelt eine Methode, frühzeitig Nervenschäden zu erkennen, die als Nebenwirkung von Chemotherapien häufig auftreten.

Impfen gegen das Melanom

Jedes Jahr erkranken 12.000 Menschen in Deutschland an schwarzem Hautkrebs. Wird das Melanom nicht früh genug erkannt, bildet es schnell Metastasen und ist nur sehr schwer therapierbar. Die Diplom-Biochemikerin Wibke Bayer (Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der RUB) will nun bestimmte Herpes-Viren genetisch so verändern, dass sie sich bevorzugt in Tumorzellen vermehren und diese auflösen. Außerdem sollen die Viren große Mengen Immunbotenstoffe (Zytokine) und für den Tumor charakteristische Proteine (Antigene) produzieren, so dass das körpereigene Immunsystem die Tumorzellen erkennen und zerstören kann. „Das würde eine Art Impfung gegen den Tumor ermöglichen, die lange Zeit wirksam wäre und damit auch Rückfälle verhindern helfen könnte“, erklärt Wibke Bayer.

Schäden durch Chemotherapie vermeiden

Chemotherapeutika beeinflussen bei Krebspatienten zwar den Tumor positiv und verlängern die Lebenserwartung, gehen aber mit teils erheblichen Nebenwirkungen einher. Zu den unangenehmsten Folgen einer Chemotherapie gehören Nervenschäden vor allem in den Beinen, die Beschwerden von Taubheit und Kribbeln bis hin zum brennenden Dauerschmerz mit Störungen der Feinmotorik und des Gangbilds auslösen können. „Dadurch geht den Patienten in der durch die Therapie gewonnen Zeit viel Lebensqualität verloren“, beschreibt Dr. Ida Haußleiter (Neurologische Klinik der RUB, BG Kliniken Bergmannsheil) das Problem. Um solche Nervenschäden früh zu erkennen und ihnen entgegenwirken zu können, will sie in einer Pilot-Studie mit 30 Patienten eine einfache Diagnose-Methode testen: Die Anzahl der Nervenenden in einer kleinen Hautprobe von der Außenseite des Unterschenkels wird verglichen mit der Anzahl der Nervenenden in einer Probe vom Rumpf. Die Differenz zeigt an, ob und wie sehr die Chemotherapie die Nerven geschädigt hat. Die Hautentnahme geschieht unter lokaler Betäubung mit einer kleinen Stanze. Sollte sich die Methode bewähren, könnte sie in Zukunft zur klinischen Routine werden.

Stiftung fördert Humanmedizin

Die von der Dresdener Bank AG Bochum betreute Sophia und Fritz Heinemann Stiftung fördert unter anderem Projekte auf dem Gebiet der Humanmedizin. Der Förderpreis soll als Anschubfinanzierung für junge Mediziner unter 30 Jahren dienen. Fritz Heinemann (1903-1975) war von 1952 bis 1969 Bochumer Oberbürgermeister.

Weitere Informationen

Dipl.-Biol. Irmgard Borg, Dr. Heike Dahm, FoRUM-Sekretariat der Ruhr-Universität, Postfach 100250, 44702 Bochum, Tel. 0234/97656-29, -13, Fax: 0234/97656-19, E-Mail: forum@rub.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/medizin/forum/

Holger Gerstberger, Dresdner Bank AG, Postfach 100570, 44705 Bochum

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Dr. Josef König idw

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