Schwachstelle Vitamin?

Heidelberger Wissenschaftler untersuchen, wie die Bildung von Vitamin B6 im Malariaerreger gehemmt werden kann / EU unterstützt Forschungsprojekt mit einer Million Euro


Nur mit ganz neuen Strategien kann die Wissenschaft etwas gegen schwere Erkrankungen wie Malaria, Tuberkulose und HIV, die alljährlich Millionen Menschenleben fordern, ausrichten.

Ein innovatives Forschungsprojekt zur Bekämpfung der Malaria am Universitätsklinikum Heidelberg wird jetzt von der Europäischen Union mit einer Million Euro unterstützt: Für den Malaria-Erreger „Plasmodium falciparum“ ist die eigene Vitamin-B6-Herstellung lebenswichtig. Schwachstellen dieses Syntheseprozesses sind somit möglicher Ansatzpunkt für die Medikamenten-Entwicklung.

An der Malaria tropica, der schwersten Verlaufsform der Malaria, sterben jährlich weltweit zwischen ein und drei Millionen Menschen. Gegen gebräuchliche Medikamente entwickelt der Erreger immer häufiger Resistenzen, auch ein wirksamer Impfstoff fehlt.

Menschen nehmen Vitamin B6 mit der Nahrung auf

Einen neuen Ansatz verfolgt das Forschungsprojekt am Hygieneinstitut des Universitätsklinikums Heidelberg unter Leitung von Privatdozentin Dr. Barbara Kappes. Die Heidelberger Wissenschaftler konzentrieren sich auf die Vitamin-B6-Synthese des Malaria-Erregers. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist die Tatsache, dass Menschen nicht in der Lage sind, Vitamine selbst herzustellen, sondern sie mit der Nahrung aufnehmen. Ein Medikament, das die Vitaminsynthese im Malaria-Erreger stört, wirkt also gezielt auf den Parasiten und beeinträchtigt den Stoffwechsel im Menschen nicht.

Vitamin B6 wurde ausgewählt, weil es stärker als jedes andere Vitamin am Stoffwechsel des Malaria-Erregers beteiligt ist. Die Forscher wollen herausfinden, welche Gene und Proteine an der Vitamin-B6-Synthese beteiligt sind und wie sie im Parasiten gezielt gehemmt werden können.

„Eine interessante Frage ist beispielsweise auch, ob der Parasit das Vitamin B6 aus den roten Blutkörperchen des Menschen aufnehmen oder es nur selbst herstellen kann“, erläutert Dr. Kappes. Die Biologin, die seit einigen Jahren in der Malaria-Forschung arbeitet, findet die Wechselbeziehungen der Parasiten mit ihren Wirtszellen besonders spannend: „In den ersten 24 Stunden, nachdem Malaria-Erreger in die roten Blutkörperchen eingedrungen sind, läuft eine Vielzahl interessanter Reaktionen ab.“

Das EU-Forschungsprojekt im Rahmen der EU-Initiative zur Bekämpfung der großen armutsbedingten Infektionskrankheiten – sie fördert speziell hochinnovative Ansätze zur Entwicklung neuer Strategien gegen Malaria, HIV und Tuberkulose – ist über zwei Jahre hinweg angelegt. Beteiligt sind außer der Abteilung Parasitologie am Hygieneinstitut des Universitätsklinikums auch Dr. Ivo Tews vom Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg und Partner von der Universität Glasgow, der TU Graz und der ETH Zürich.

Ansprechpartnerin:
Privatdozentin Dr. Barbara Kappes
Hygieneinstitut, Abteilung Parasitologie der Universität Heidelberg
Tel: 06221-56 1777
E-Mail: barbara.kappes@urz.uni-heidelberg.de

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Dr. Annette Tuffs idw

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