Diagnose der Zuckerkrankheit: Infrarot-Strahlung statt Blutabnahme

Die Diagnose der Zuckerkrankheit und die langfristige Kontrolle der Blutzuckerspiegel könnten bald ohne Blutabnahme möglich sein. Wissenschaftler um Dr. H. Michael Heise vom ISAS – Institute for Analytical Sciences an der Universität Dortmund weisen den Diabetes stattdessen mithilfe von Infrarot-Strahlung nach, die in die Haut eindringt und dort teilweise reflektiert wird. Die Methode funktionierte in umfangreichen Testreihen bereits so gut, dass sie schlecht eingestellte Diabetiker mit einer Zuverlässigkeit von über 85 Prozent identifizierte. Ihre Entwicklung wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt.

„Aus dem Reflexionsmuster der Infrarot-Strahlung können wir ableiten, welche Substanzen in der Haut vorkommen“, erklärt Heise. So lässt sich feststellen, ob dort zu viele glykierte („verzuckerte“) Proteine und deren Folgeprodukte vorhanden sind. Glykierte Proteine entstehen unter anderem durch den für die Zuckerkrankheit typischen erhöhten Blutzuckerspiegel. Heise: „Unser Verfahren misst im Grunde genommen die Farbe der glykierten Proteine und ihrer Folgeprodukte. Viele chemische Substanzen haben ,Farben’ im Infrarotbereich. Das ist eigentlich dasselbe wie bei Kleidungsstücken oder Blumen, die ja auch ihre Farben haben.“ Im täglichen Leben begegnet man glykierten Proteinen zum Beispiel auf dem Sonntagsbraten. Sie färben gebratenes Fleisch braun.

Die Apparatur für die Diabetes-Diagnose mit Infrarot-Strahlung verwendet zur Hautmessung eine Sonde, die wie eine kleine Pistole aussieht. Sie wird auf die Haut gerichtet, die Untersuchung dauert dann etwa eine Minute. Um die optimalen Wellenlängen der Infrarot-Strahlung und den optimalen Messort zu bestimmen, führte Heises Team mehr als 1.000 Messungen bei 109 Studienteilnehmern durch. Die besten Ergebnisse wurden mit Messungen an der Fingerkuppe erzielt. Als nächstes sollen nun Partner aus der Industrie gefunden werden, die sich für das Verfahren interessieren und es weiter entwickeln wollen. Ziel ist ein kleines, unkompliziertes Gerät, das in Arztpraxen oder Apotheken eingesetzt werden kann. Heise und seine Kollegen sind überzeugt, dass ihre Technik den Kampf gegen die Zuckerkrankheit voran bringen wird. Ohne Pieks sinkt die Hemmschwelle der Patienten, sich untersuchen zu lassen, so ihre Hoffnung. Vorteil: Der Diabetes wird früh erkannt und früh behandelt. Dadurch lassen sich schwere Folgekrankheiten mit Gefäß-, Augen- und Nierenschäden verhindern.

Neben Heises Team aus Dortmund waren an dem Projekt Wissenschaftler um Professor Dieter Ihrig von der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn und Privatdozent Markus Stücker von der Dermatologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum beteiligt.

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