Impfstoff gegen Vogelgrippe bald aus Frankfurt?

Internationales Konsortium arbeitet intensiv an wirkungsvollem Immunschutz. Erste Ergebnisse der Entwicklungsarbeit werden Ende des nächsten Jahres erwartet

Der Vogelgrippe-Alarm in der Türkei sowie die ersten Verdachtsfälle der Infektionen von Menschen in Rumänien lassen erneut die Frage aufkommen, was im Falle einer möglichen Ausweitung der Krankheit auf den Menschen oder gar einer Epidemie getan werden kann. Bislang steht noch kein Impfstoff zur Verfügung. Am Institut für Medizinische Virologie des Frankfurter Universitätsklinikums wird derzeit aber in Zusammenarbeit mit Partnern aus fünf europäischen Ländern in einem EU-geförderten Forschungsprojekt an einem Vogelgrippe-Impfstoff gearbeitet. Es handelt sich um einen kombinierten Influenza/Vogelinfluenza-Impfstoff. „Erste Ergebnisse der Entwicklungsarbeit werden Ende des nächsten Jahres erwartet“, so Dr. Martin Michaelis, bei dem die wissenschaftliche Leitung des auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojekts liegt. Derzeitig sei der beste Schutz vermutlich das Präparat Tamiflu, ein Medikament gegen die Influenza das vermutlich auch bei der Vogelgrippe wirksam ist.

Die von Prof. Jindrich Cinatl geleitete Forschungsabteilung des Instituts für Medizinische Virologie am Klinikum der Universität Frankfurt entwickelt den Impfstoff als Partner eines hochkarätigen internationalen Konsortiums, das von dem österreichischen Biotechnologie-Unternehmen Green Hills Biotechnology koordiniert wird. Das Gesamtvolumen des Projekts beläuft sich auf zwei Millionen Euro, wovon 1,4 Millionen Euro durch Fördergelder der Europäischen Union finanziert werden. Um die entwickelten Impfstoffe möglichst schnell klinisch anwenden zu können, ist unter anderem das russische WHO-Referenzinstitut für Influenza in St. Petersburg, das große Erfahrung mit der Erprobung neuer Impfstoffe besitzt, als Partner beteiligt.

Influenzaviren verursachen die „echte“ Grippe, die Influenza. Diese ist nicht mit den gewöhnlichen Erkältungskrankheiten (grippale Infekte) zu verwechseln. Verlauf und Schwere einer herkömmlichen Erkältung lassen sich mit der einer Influenzaerkrankung nicht vergleichen – so fordert die Influenza nach Angaben des Robert-Koch-Instituts pro Grippesaison durchschnittlich jährlich zirka 5.000 bis 8.000 Todesopfer und das, obwohl für die auslösenden Grippeviren Impfstoffe zur Verfügung stehen. Neben der menschlichen Virusinfektion besteht zudem die Gefahr der Vogel-Influenza. Die Übertragung der tierischen Variante vom Tier auf den Menschen führt immer wieder zu schweren Erkrankungen und Todesfällen. In jüngster Zeit wurden aus Thailand erstmalig Übertragungen der Vogelgrippe von Mensch zu Mensch beschrieben, was die Gefahr einer Neukombination aus Influenzaviren des Menschen und des Vogels deutlich erhöht. Vermischen sich die Viren, so wird der Erreger noch gefährlicher. „Diese weiteren Kreuzungs- und Ansteckungsmöglichkeiten steigern zusätzlich die Wahrscheinlichkeit einer Grippe-Pandemie mit möglicherweise Millionen von Opfern“, so Prof. Hans Wilhelm Doerr, Direktor des Instituts für Medizinische Virologie.

Gegen die humane Influenza kann wegen der ständigen Ausbildung neuer Virusvarianten (Mutation) durch Impfung nur ein (Teil-)Immunschutz aufgebaut werden. Die Schaffung eines Schutzes gegen die Vogel-Influenza soll dies nun ergänzen. „Basis hierzu ist ein abgeschwächtes Influenzavirus, das sich im menschlichen Organismus nicht weiter vermehrt, aber dennoch zu einer starken Immunantwort führt“, erklärt Prof. Jindrich Cinatl, Leiter der Forschungsabteilung am Institut für Medizinische Virologie. „In dieses Virus werden zusätzlich Vogel-Influenza-Antigene eingebaut, so dass die Impfung eine Immunität gegen Influenza, Vogel-Influenza und neu kombinierte Viren verleihen soll“, so Cinatl.

Dr. Martin Michaelis,
Institut für Medizinische Virologie des Frankfurter Universitätsklinikums
Tel.: 069 6301 7162;
E-Mail: Michaelis@em.uni-frankfurt.de

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Anne Hardy idw

Weitere Informationen:

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