HNO-Ärzte der Universitätsklinik Würzburg implantierten erstmals in Deutschland einem Patienten Hörsystem in beide Ohren

Erste Ergebnisse nach Programmierung des Gerätes erwartet

Erstmalig in Deutschland wurde einem Patienten ein implantierbares Hörsystem auch in das zweite Ohr eingesetzt. Nach der gelungen Operation wird das Gerät heute durch eine Hörgeräteakustikerin programmiert. Erst nach der erfolgreichen Anpassung wird für den Patienten eine seitengleiche Hörverbesserung erreicht.

Das Hörsystem „Vibrant Soundbridge“ ist eine neu entwickelte Alternative für Patienten, die aus medizinischen, audiologischen oder sonstigen Gründen kein konventionelles Hörgerät tragen können. Das Hörimplantat lässt den Gehörgang frei und beeinträchtigt nicht das Resthörvermögen des Trägers.

Im Rahmen des chirurgischen Eingriffs wird dem Patienten ein Empfänger und elektromagnetischer Schallwandler hinter dem Ohr unter die Haut implantiert. Durch ein Leitungskabel ist er mit einem winzigen Zylinder verbunden, der wie ein „Knopf im Ohr“ direkt am Gehörknöchelchen (Amboss) im Mittelohr sitzt. Dieser Zylinder wandelt die akustischen Signale in Schwingungen um, die den Schall über das Innenohr zum Hörzentrum im Gehirn weiterleiten. Der externe Audio-Prozessor, ausgestattet mit allen Funktionen eines modernen digitalen Hörgerätes, wird durch den Magneten an den internen Empfänger fixiert. Er ist so klein wie ein Zwei-Mark-Stück und sitzt „versteckt“ unter dem Haar. Er wird in der Regel acht Wochen nach der Implantation vom Hörgeräteakustiker programmiert, d.h. der Chip zur digitalen Signalverarbeitung wird technisch justiert und an das Hörvermögen des Patienten angepasst. Der Audio-Prozessor nimmt den Schall auf, verstärkt ihn und sendet ihn an das Implantat.

Der Gehörgang bleibt frei und nimmt zusätzliche Schallinformationen auf. Im Vergleich zu konventionellen Hörsystemen sorgen die verbesserten akustischen Übertragungseigenschaften für einen natürlichen Klang, auch der eigenen Stimme. Rückkoppelungen (Pfeifen) gehören mit diesem System der Vergangenheit an.

„Vibrant Soundbridge“ eignet sich besonders für Menschen mit mittlerer bis schwerer Innenohrschwerhörigkeit, deren Mittelohr funktionell intakt ist. Das System ist eine gute Alternative für diejenigen, die konventionelle Hörgeräte nicht tragen können. Es löst keine Kontaktallergien aus und ist unempfindlich für Feuchtigkeit. In der Regel kann der Patient einige Tage nach der Operation die Klinik verlassen. Danach übernimmt der Hörgeräteakustiker die weitere Betreuung des Hörsystems.

Internationale Erfahrungen mit derzeit über 500 einseitigen Implantationen belegen eine hohe Akzeptanz des neuen Systems. An der Universitätsklinik Würzburg wurden bisher 13 Systeme implantiert. „Der besondere Vorteil der ,Vibrant Soundbridge’ liegt im besseren Sprachverstehen und im Richtungshören“, so Dr. Stefan Dazert, Oberarzt der HNO-Klinik, Universitätsklinik Würzburg.

„Vibrant Soundbridge“ ist ein Gemeinschaftsprodukt der amerikanischen Firma Symphonix und Siemens Audiologische Technik. Es ist das einzige Mittelohrimplantat, das in Europa zugelassen ist und auch die strengen amerikanischen FDA-Anforderungen erfüllt.

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Privat-Dozent Dr. Stefan Dazert ots

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