HIV-Infizierte leben länger mit zusätzlicher Virusinfektion

Studie von MHH-Forschern heute im „New England Journal of Medicine“ publiziert

Es klingt paradox: HIV-Patienten leben länger, wenn sie gleichzeitig mit dem so genannten GB Virus-C (GBV-C, auch als Hepatitis G Virus bekannt) infiziert sind. Darüber berichtet eine Studie, die in der heutigen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ erscheint. Ein Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) um Dr. Hans Ludger Tillmann hatte 197 Patienten untersucht. Beteiligt waren die Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie (Direktor: Professor Dr. Michael P. Manns) und die Abteilung Klinische Immunologie (Direktor: Professor Dr. Reinhold E. Schmidt). Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Patienten mit HIV und gleichzeitiger GBV-C-Infektion später als andere an AIDS erkranken und danach auch länger überleben. Dies gilt ebenfalls, wenn die HIV-Infektion mit einer hochwirksamen antiviralen Therapie (HAART) behandelt wird. Ob GBV-C tatsächlich die Ursache für das längere Überleben ist, muss in weiteren Studien geklärt werden. Derzeit wird in der MHH die Wechselwirkung beider Viren untersucht. In Zukunft könnten sich hier neue Perspektiven in der Therapie der HIV-Infektion und der AIDS-Erkrankung eröffnen.

GBV-C wurde 1995 bei der Suche nach Hepatitisviren entdeckt. Zum Erstaunen der Forscher löste der Erreger allerdings sehr selten Leberentzündung aus. GBV-C wird über Blut, Sperma oder von der Mutter auf das Neugeborene – und vermutlich auch durch Schmierinfektionen (fäkal-oral) – übertragen. Bei einem Drittel der GBV-C-Infizierten lässt sich das Virus dauerhaft im Blut nachweisen, ohne offensichtlich zu einer Erkrankung zu führen.

1998 publizierten die MHH-Forscher im „Journal of Infectious Disease“ erstmals den möglichen Zusammenhang zwischen HIV und GBV-C. Andere Arbeitsgruppen bestätigten mittlerweile die Ergebnisse. Die aktuelle Studie zeigt, dass es einen umgekehrten Zusammenhang zwischen der Menge von GBV-C im Blut und der HIV-Anzahl gibt: Wird beispielsweise viel GBV-C gemessen, finden sich nur wenig HI-Viren. Hingegen besteht kein Zusammenhang mit bestimmten Zellen des Immunsystems, den CD4-Zellen. Die HIV-Viruslast und die CD4-Zellzahl und stellen wichtige Prognosefaktoren für die HIV-Infektion dar.

Das Forschungsprojekt der MHH-Abteilungen Gastroenterologie und Hepatologie sowie Klinische Immunologie ist eingebettet in das Kompetenznetz Hepatitis (HEP-NET), das im Oktober 2001 startet und mit 25 Millionen Mark vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Sprecher ist Professor Michael P. Manns aus der MHH.

Weitere Informationen geben gern 

Dr. Hans Ludger Tillmann, Telefon: (0511) 532-3005, E-Mail:  Tillmann@tx-amb.mh-hannover.de

 und 

Privatdozent Dr. Matthias Stoll, Telefon: (0511) 532-3637, E-Mail: Stoll.Matthias@mh-hannover.de

Media Contact

Dr. Arnd Schweitzer idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer