"Ruhig stellen" gilt nicht mehr – mit Kraft und Ausdauer gegen Herzschwäche

„Ruhig stellen, wenig körperliche Betätigung und bloß kein Sport“ – die bei Herzinsuffizienz lange Zeit verordnete Inaktivität setzte einen Teufelskreis in Gang: Die resultierende Muskelfehlfunktion belastete zusätzlich das ohnehin geschwächte Herz. Heute besteht kein Zweifel mehr daran, dass neben der richtigen Ernährung eine gezielte Trainingstherapie unerlässlich ist. Doch was darf den schwerkranken Patienten zugemutet werden? In einer interdisziplinären Studie prüfen Kardiologen, Sportmediziner und Trainingswissenschaftler spezielle Trainingsprogramme, von denen sich vor allem bei einer kombinierten Kraft- und Ausdauerbelastung die Herz-Kreislauffunktion der Patienten wesentlich verbesserte.

Training unterstützt Blutstrom und entlastet Herz

Herzinsuffizienz ist lebensbedrohlicher als manche Krebserkrankung und wird leider immer wieder als Altersleiden abgetan. Noch heute fallen viele der Betroffenen durch das Netz der medizinischen Betreuung. Die Folge: 40 Prozent der Patienten sterben innerhalb eines Jahres nach der ersten Krankenhauseinweisung. Leider vermeiden die Patienten aus Angst vor Luftnot und anderen Beschwerden schon von sich aus übermäßige Bewegung, was ihre Situation rapide verschlimmert. Durch eine gezielte Bewegungstherapie lassen sich viele der bei Herzinsuffizienz ablaufenden Krankheitsmechanismen positiv beeinflussen. Körperliches Training wirkt muskelaufbauend und entzündungshemmend und verbessert die bei Herzinsuffizienz vorhandene Fehlfunktion der Gefäßwände, wodurch letztlich der Blutstrom unterstützt und das Herz entlastet wird.

Ergebnisse sprechen für lebensbegleitendes Training

Von den drei untersuchten Trainingsformen zeigte eine Mischung aus Kraft- und Ausdauerbelastung beim sog. Circuittraining den höchsten funktionellen Nutzen bei einem geringen Risikoprofil (Vermeidung von systolischen Blutdruckspitzen). So verbesserte sich die Herz-Kreislauffunktion (verstärkte Pumpkraft und Sauerstoffaufnahme, linke Herzkammer verkleinert sich), die Lebensqualität der Patienten nahm wieder zu (Fragebogen), der Schweregrad der Herzinsuffizienz nach der sog. NYHA-Klassifikation (Stadien I bis IV) hatte sich nach sechs Monaten um einen Grad verbessert – und der größte Erfolg der Therapiemaßnahmen deutet sich in einer verringerten Anzahl von Krankenhauseinweisungen und damit letztlich weniger Todesfällen an. Die Hälfte aller Teilnehmer der Studie setzte das Training nach Ende der TOUCH-Studie zweimal wöchentlich fort und nahm dafür auch längere Anfahrten in Kauf.

Drei Trainingsformen: Ausdauer-, Kraft- und Circuittraining

Bei der TOUCH-Studie (Trial to Evaluate a Comprehensive Care for Heart Failure Patients) kooperieren eine kardiologisch-sportmedizinisch ausgerichtete Facharztpraxis in Dortmund (Karsten Droese), die Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Alexander Ferrauti, Richard Wright, Trainingswissenschaft) und das Institut für Sportmedizin (Prof. Dr. Klaus Völker) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Die Studie vergleicht drei unterschiedliche Trainingsformen über einen Zeitraum von sechs Monaten mit je drei Trainingseinheiten pro Woche: ein Ausdauertraining (1) auf dem Fahrradergometer, ein Maximalkrafttraining (2) an speziellen Krafttrainingsgeräten sowie ein sog. Circuittraining (3), das Kraftübungen und Ausdauerbelastung verbindet. Alle Teilnehmer der Studie wurden regelmäßig beraten hinsichtlich Erkrankung, richtiger Ernährung und körperlicher Aktivitäten. So auch eine Kontrollgruppe (4), die am Training selbst nicht teilnahm.

Themen in RUBIN 2/2005

In RUBIN 2/2005 finden Sie außerdem folgende Themen: Ingenieurwissenschaften: Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen – (Bio-)raffiniert in den Tank; Stadiondächer auf dem Prüfstand – Sturmsicherheit: Den Spielraum immer wieder ausloten; Geisteswissenschaften: Der „ewige“ Krieg – Kapitulation des Völkerrechts vor der Realität?; Der Effekt des Einschulungsalters auf den Bildungserfolg – I-Dötzchen im besten Alter; Naturwissenschaften: Interneuronen-Plastizität der Großhirnrinde: In dreißig Tagen fürs ganze Leben lernen; Entwicklungsprobleme im westlichen Sambia: Bupilo Butata!: No Money – No Life! RUBIN steht im Internet unter www.rub.de/rubin und ist in der Pressestelle der Ruhr-Universität erhältlich.

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