Weltweites Interesse an der Alzheimer-Studie der Homburger Klinik für Psychiatrie

Journal of Alzheimer`s Disease (JAD) veröffentlicht im September eine ausführliche Darstellung von Professor Dr. Thomas Bayer, dem Leiter der Abteilung für Neurobiologie und Privatdozent Dr. Frank Pajonk, dem Geschäftsführenden Oberarzt, an der Homburger Klinik für Psychiatrie.


Alzheimer Behandlungsstudie:

Im Rahmen der Behandlungsangebote der Universitäts-Nervenklinik wird eine Therapiestudie für Patienten mit beginnenden Demenzerkrankungen vom Alzheimer-Typ angeboten. Bei dieser Behandlungsstudie wird die Wirksamkeit einer Gabe von Kupferorotat geprüft, welches zusätzlich zur Standardbehandlung mit einem Cholinesterasehemmer gegeben wird.

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Diagnose einer Demenz vom Alzheimer-Typ. Die Krankheit sollte so stark ausgeprägt sein, dass sie zu messbaren Beeinträchtigungen von Gedächtnisleistungen führt. Andererseits darf die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten sein, dass die Betroffenen den Sinn der Behandlungsstudie nicht mehr verstehen oder bereits pflegebedürftig sind.

Zur Teilnahme an dieser Untersuchung ist daher eine eingehende Untersuchung erforderlich, bei welcher die Diagnose einer beginnenden Demenzerkrankung vom Alzheimer-Typ abgesichert wird. Im Rahmen dieser Diagnostik wird neben klinischen Untersuchungen, Laboruntersuchungen, einer Schichtaufnahme (Kernspintomographie) auch eine Nervenwasseruntersuchung (Liquorpunktion) durchgeführt.

Es ist unbedingt erforderlich, dass ein naher Angehöriger zur Verfügung steht, der die Patienten regelmäßig begleiten kann und der Informationen über die Patienten im Alltag geben kann. Wenn die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Untersuchung erfüllt sind, kann die Behandlung beginnen. Zunächst erhalten alle Patienten eine Standardbehandlung mit einem zugelassenen (in der Apotheke erhältlichen) Acetylcholinesterase-Hemmer. Bei diesem Medikament handelt es sich um die derzeit als Standard geltende Behandlung leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz.

Wenn diese Behandlung gut vertragen wird, kann nach 8 Wochen die Behandlung mit der neuen Prüfmedikation erfolgen. Dabei erhält eine Hälfte der Patienten das Kupfersalz, die andere Placebomedikation. Weder die behandelnden Ärzte, noch die Patienten dürfen erfahren, wer die zusätzliche Wirksubstanz erhält. Während dieser Behandlungsphase finden regelmäßige Kontrolluntersuchungen statt, um die Verträglichkeit und die Sicherheit der Behandlung zu überprüfen.

Am Ende der Untersuchung wird durch erneute Testuntersuchungen, Kernspintomographie und Nervenwasseruntersuchung untersucht, ob diejenigen Patienten, welche das Kupfersalz erhalten haben, bessere Testergebnisse aufweisen und weniger Alzheimer-Veränderungen des Gehirns zeigen. Sollte sich dieses bestätigen, könnte für alle Patienten eine Kupferbehandlung angeboten werden.

Bei Interesse an der Studie kann eine Untersuchung in der Gedächtnissprechstunde der Universitäts-Nervenklinik vereinbart werden: Anmeldung im Sekretariat bei Frau P. Nagel (Tel. 06841) 162 4240.

Zusammenfassung der im Journal of Alzheimer`s Disease (JAD) erscheinenden wissenschaftlichen Publikation:

Die Alzheimer Krankheit ist durch den Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit gekennzeichnet, die im Verlauf zunimmt und zum Totalverlust der Urteilsfähigkeit und der Persönlichkeit führen kann. Ein charakteristisches neuropathologisches Merkmal ist die Entwicklung von amyloiden Plaques, die aus dem Aß Peptid aufgebaut sind.

Es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass der Stoffwechsel des essentiellen Metallions Kupfer bei der Alzheimer Krankheit beeinträchtigt ist. Ergebnisse aus Studien mit transgenen Mäusen, die das menschliche Amyloid Vorläuferprotein (AßPP) exprimieren, zeigen, dass erhöhte AßPP und Aß Spiegel zu einer Absenkung des Kupfers in den Zellen führen. Diesen Zusammenhang hat das Forscherteam um Professor Dr. Gerd Multhaup (FU Berlin) in in vitro Studien auf biochemischer Ebene und in Zellkultursystemen bereits 1999 festgestellt. Die Zugabe von Kupferionen ins Kulturmedium verhinderte, dass APP in das schädliche Amyloid verwandelt wird. Kupfer wird aus den Zellen hinaustransportiert und führt so zu einem Mangel im Gewebe, der in den Zellen eine verminderte Aktivität des Enzyms Superoxid-Dismutase nach sich zieht.

In der aktuellen Studie sind bisher der Kupfergehalt und die kognitiven Leistungsmerkmale (mit Hilfe des ADAS-cog Tests) von 29 Patienten mit milder bis moderater Demenz untersucht worden. Die statistische Analyse ergab eine negative Korrelation zwischen Kupfergehalt im Blut und kognitiver Leistungsfähigkeit. Patienten mit niedrigem Kupferspiegel zeigten signifikant höhere ADAS-cog Werte (mehr Fehler im Test) als Patienten mit höheren Kupferwerten. Dieses Ergebnis stützt die Hypothese, dass Alzheimer Patienten unter einem leichten Kupfermangel leiden. Das bedeutet, eine vermehrte Aufnahme von Kupfer über die Nahrung könnte therapeutisch von Nutzen sein. Ob das zutrifft wird eine derzeit durchgeführte Doppel-blind Studie zeigen, die sich in der klinischen Phase II befindet und an der Universität des Saarlands in der Klinik für Psychiatrie unter der Leitung von Priv.- Doz. Dr. Frank Pajonk und Prof. Thomas Bayer durchgeführt wird.

Der ausführliche Text unter dem Titel „Cognitive decline correlates with low plasma concentrations of copper in patients with mild to moderate Alzheimer’s disease“ (JAD, Vol. 8, Issue 1) wird im September veröffentlicht.

Auskünfte erteilt:
Prof. Dr. Thomas Bayer
Universität des Saarlandes Klinik für Psychiatrie,
Abteilung für Neurobiologie, Gebäude 90
D-66421 Homburg/Saar
Telefon: 0049-(0)-6841-16-24290,
Fax: 0049-(0)-6841-16-24378,
E-Mail: thomas.bayer@uniklinik-saarland.de

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