Wie viel Depression ist normal?

Depressiv verstimmt sind wir alle einmal, aber wer leidet unter einer behandlungsbedürftigen Depression im medizinischen Sinne?


Depressiv im umgangssprachlichen Sinne ist jeder einmal. Fachleute nennen das „depressive Verstimmung“ – und die gehört zum Leben dazu wie Glücksgefühle oder „Schmetterlinge im Bauch“. Die Grenzziehung zwischen einer depressiven Verstimmung und einer behandlungsbedürftigen Depression ist wichtig, denn wird diese nicht getroffen, werden an einer Depression erkrankte Menschen in ihrem Leiden nicht ernst genommen. „Depression ist eine ernsthafte, nicht selten auch lebensbedrohliche Erkrankung, die mit einem größeren Leidensdruck einhergeht als die meisten anderen Erkrankungen. Für viele Betroffene ist der Zustand so unerträglich, dass sie sich wünschen, einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Aus ihrer Verzweiflung heraus tragen sie sich nicht selten mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen“ gibt Prof. Ulrich Hegerl, Psychiater an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Sprecher des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität zu bedenken.

An das Vorliegen einer behandlungsbedürftigen Depression sollte man denken, wenn neben der depressiven Stimmung folgende weitere Krankheitszeichen vorliegen: eine bleierne Schwere und Kraftlosigkeit, die dazu führt, dass sich schwer Erkrankte nicht mehr selbst versorgen können, Appetitstörungen mit Gewichtsverlust, hartnäckige Schlafstörungen, Grübelneigung, eine tiefsitzende Unfähigkeit, irgendwelche Freude zu empfinden. Viele Erkrankte erleben sich innerlich wie versteinert und sind in tiefer Hoffnungslosigkeit gefangen. Manche entwickeln völlig übertrieben wirkende Schuldgefühle oder die Überzeugung, unheilbar erkrankt zu sein.

Depressionen müssen behandelt werden

Anhand derartiger Krankheitszeichen ist es für den Fachmann meist sehr sicher möglich, eine depressive Erkrankung von einer nachvollziehbaren depressiven Stimmung bei schweren Umständen zu unterscheiden. Da Depressionen mit Hilfe von Psychotherapie und/ oder Antidepressiva gut behandelbar sind, ist es wichtig, dass die Diagnose „Depression“ nicht übersehen wird. Der Hausarzt, ein Facharzt (Psychiater oder Nervenarzt) oder ein psychologischer Psychotherapeut sind die richtigen Ansprechpartner. Eine erste Einschätzung liefert auch ein Selbsttest auf den Internet-Seiten des Kompetenznetzes Depression unter http://www.kompetenznetz-depression.de. Ist die Diagnose gestellt, ist es empfehlenswert, sich näher über die Erkrankung und ihre Behandlung zu informieren.

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Anke Schlee
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