Herz-CT-Diagnostik: Schnell, deutlich und nicht invasiv

Um das Herzinfarkt-Risiko genau bestimmen zu können, werden heute immer öfter moderne Mehrschicht-Computer-Tomographen (CT) eingesetzt. Die Untersuchung geht schnell und zeigt selbst kleinste Gefäßveränderungen detailgetreu. Patienten könnte durch diese Methode eine invasive Diagnostik durch einen Herzkatheter erspart werden. Über die Forschritte dieser nicht-invasiven Darstellung der Herzkranz-Gefäße berichten Radiologen auf dem Deutschen Röntgenkongress in Berlin.


Nur für zehn Sekunden muss ein Patient in der Röhre des Computer-Tomographen die Luft anhalten, damit die sich drehende Spirale sein Herz mitsamt seinen umliegenden Gefäß-Verästelungen klar darstellen kann. In dieser kurzen Zeitspanne nimmt der so genannte 64-Zeiler, ein Mehrschicht-CT der neuesten Generation, gleichzeitig zweimal 64 Schnittbilder pro Sekunde auf. Auf ihnen ist deutlich erkennbar, welche Gefäße durch Kalkablagerungen verengt oder mit fettigen Ablagerungen, den so genannten „Soft“-Plaques, belastet sind.

Beide Varianten weisen auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) hin. Sie bedeuten große Gefahr für das Herz und bergen das Risiko für einen Herzinfarkt. Nach fünf bis zehn Minuten kann der Patient den Untersuchungsraum wieder verlassen. „Das schafft selbst ein kurzatmiger Mensch, der zum Beispiel gerade operiert wurde oder mit Brustschmerzen in die Notfall-Ambulanz eingeliefert wird“, kommentiert Dr. med. Patrik Rogalla vom Institut für Radiologie am Universitätsklinikum Charité, Berlin.

Ein weiterer Vorteil des 64-Zeilen-CT: Auch die Herzfrequenz muss heutzutage nicht mehr so stark abgesenkt werden, sondern die Untersuchung kann bei etwa 70-80 Herz-Schlägen pro Minute durchgeführt werden. Noch vor zwei Jahren musste die Herzfrequenz meist auf weniger als 65 Schläge pro Minute gesenkt werden.

Innerhalb von zehn Sekunden tastet der 64-Zeilen-CT das Herz in hauchdünnen Schichten von bis zu 0,5 Millimetern ab. Am Computer werden diese Schichtaufnahmen zu dreidimensionalen Bildern des Herzens zusammengesetzt. Dann kann das geschulte Auge des Radiologen auch Verzweigungen der Herzkranzgefäße von nur 1,5 bis 2 Millimeter Durchmesser auf Veränderungen hin prüfen. Rogalla: „Die Technik ist in den vergangenen zwei, drei Jahren rasant fortgeschritten. Selbst kleinste Gefäßveränderungen lassen sich detailgetreu abbilden. Auch die Artefakte, die ein Bild verfälschen können – meist Unschärfen an den Gefäßrändern – bedingt durch den Herzschlag während der Untersuchung – treten kaum noch auf.“

Gefährliche „Soft“-Plaques aufspüren. Um auch so genannte „Soft“-Plaques erkennen zu können, die ein Gefäß kaum einengen, wird zusätzlich ein Kontrastmittel über eine Vene in der Ellenbeuge gespritzt. Diese weichen, fettreichen Ablagerungen sind noch nicht verkalkt. Sie sind oftmals weitaus gefährlicher, weil sie einreißen und ein Gefäß verstopfen können. Diese neue Variante der schnellen CT-Untersuchung liefert mitunter bessere Ergebnisse als die für den Patienten belastendere Methode der Herzkatheter-Untersuchung. Und sie ist – trotz einer etwas höheren Strahlenexposition im Vergleich zu einem herkömmlichen CT – für die Patienten weniger riskant und weniger zeitaufwändig.

„Außerdem könnte dieses computergestützte Diagnose-Verfahren einen Großteil der zu rein diagnostischen Zwecken durchgeführten, in Deutschland etwa 650.000 Herzkatheter-Untersuchungen pro Jahr überflüssig machen“, so Rogalla.

Sichere Ausschluss-Diagnostik. Grundsätzlich eignet sich die CT-Untersuchung des Herzens, bei ausgewählten Patienten mit einer mehr als 98-prozentigen Sicherheit das Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit (KHK) auszuschließen. Das gilt besonders für jene Patienten, die ein erhöhtes Risiko für eine Herzerkrankung tragen. Dazu zählen neben Rauchern: Patienten mit zu hohem Blutdruck (Hypertonie), zu hohen Blutfettwerten (Cholesterin) und bei Zuckerkrankheit (Diabetes). Sinnvoll ist die Untersuchung auch bei bestimmten „untypischen“ Beschwerden von Frauen, bei denen Ärzte nicht sofort an eine Herzerkrankung denken: Schmerzen im Arm, Rücken oder Magen, oder ein gelegentliches Ziehen in der Brust. Auch bei einer Vorbelastung durch herzkranke Familienmitglieder, Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG) mit Hebung der ST-Strecke, oder bei einer eingeschränkten Pumpleistung mit Mangeldurchblutung des Herzens ist eine Klärung sinnvoll.

Der Nutzen einer Untersuchung im Mehrschicht-Computer-Tomographen als Methode zur Darstellung der Herz-Kranz-Gefäße ist mittlerweile für Patienten mit angeborenen Anomalien der Herzkranzgefäße, zur Kontrolle von Bypässen und zum Nachweis von Verkalkungen in den Herzkranzgefäßen klar belegt. „Als Screening-Methode eignet sich das Verfahren aber noch nicht,“, so Rogalla. Er sieht den größten Vorteil in der Möglichkeit, „die hohe Anzahl der rein diagnostischen, invasiven Herzkatheter-Untersuchungen deutlich zu reduzieren.“

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Barbara Ritzert idw

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