300. Nieren-Lebendspende ist gleichzeitig sechste blutgruppenungleiche Nierentransplantation

Freiburger Transplantationszentrum auf AB0-ungleiche Nierentransplantationen spezialisiert


Bereits der sechste Patient ist am Transplantationszentrum in Freiburg mit einer Niere versorgt worden, die von einem Lebendspender stammt, der eigentlich von seiner Blutgruppe her nicht zum Empfänger passt. Diese so genannte blutgruppenungleiche Transplantation wurde vor einem Jahr erstmals in Freiburg erfolgreich durchgeführt und war damals bundesweit einmalig. Das in Freiburg entwickelte Verfahren lehnt sich an Erfahrungen in Schweden und in den USA an.

Die Möglichkeit, eine Niere auch von einem Spender zu erhalten, der blutgruppeninkompatibel ist, birgt für viele betroffene Menschen große Hoffnungen. Patienten, die auf eine Spenderniere angewiesen sind,. müssen im Schnitt fünf bis sieben Jahre auf ein solches Organ warten. Eine Alternative zur so genannten Hirntodspende ist die Lebendspende. Eine enge persönliche Beziehung verwandtschaftlicher oder partnerschaftlicher Art ist die Voraussetzung für diese Form der Organspende.

Viele Angehörige von Betroffenen sind heute bereit, eine ihrer Nieren dem Partner oder Verwandten zu spenden. Im bundesweiten Schnitt machen die Lebendspenden 18 Prozent der gesamten Organspenden aus. Im Freiburger Transplantationszentrum liegt der Anteil der Lebend-Nierentransplantation mit rund 40 Prozent weit über dem Durchschnitt. Im Jahr 1993 wurde hier ein Programm zur Lebend-Nierenspende begonnen, das sich intensiv neben dem medizinischen Aspekt auch mit ethischen und juristischen Aspekten der Lebend-Organtransplantation beschäftigt.

Trotz hoher Bereitschaft zur Lebendspende kann eine Transplantation oftmals nicht durchgeführt werden, weil die Blutgruppen von potentiellem Spender und Empfänger unverträglich sind (AB0-Inkompatibilität). Bei einer nach dem normalen Verfahren durchgeführten Transplantation würde der Empfänger das fremde Organ sofort durch die im Blut vorhandenen Antikörper abstoßen. Das Freiburger Transplantationszentrum hat bereits vor einem Jahr ein Verfahren entwickelt, das eine Transplantation auch mit blutgruppeninkompatiblen Partnern ermöglicht.

Insgesamt sechs Patienten sind seitdem erfolgreich mit AB0-inkompatiblen Nieren transplantiert worden. Die sechste dieser Operationen war gleichzeitig die 300. Lebend-Nierentransplantation am Freiburger Transplantationszentrum.

Bei dem erfolgreichen Verfahren ist die Vorbereitung des Empfängers aufwändiger, es birgt aber kein zusätzliches chirurgisches Risiko. Der Patient wird auf zweierlei Weise vorbehandelt: Mit einem speziellen Antikörper der sich gegen die B-Zellen des Empfängers richtet, werden diese Zellen, die für die Antikörperproduktion gegen die fremde Blutgruppe verantwortlich sind, inaktiviert. Gleichzeitig wird eine so genannte Immunadsorption durchgeführt. Das Verfahren ist vergleichbar mit der Blutwäsche bei der Dialyse. Allerdings werden hier hochspezifisch nur die Antikörper herausgewaschen, die sich speziell gegen die fremde Blutgruppe richten.

Am Freiburger Transplantationszentrum, das von Dr. Przemyslaw Pisarski geleitet wird, wurden bereits über 2.500 Nierentransplantationen durchgeführt, davon 300 Nieren-Lebendspenden und davon wiederum sechs blutgruppenungleiche Transplantationen. Das Zentrum gehört zur Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik, unter der Leitung von Professor Dr. Dr. h.c. Ulrich Hopt. Das Freiburger Transplantationszentrum mit seinem Schwerpunkt der Lebend-Nierentransplantation nimmt auch aufgrund seiner blutgruppenungleichen Transplantationen, denen es sich künftig im Speziellen widmen wird, eine Sonderstellung unter den Transplantationszentren in Deutschland ein.

Kontakt:

Dr. Przemyslaw Pisarski
Leiter der Sektion Transplantation
Chirurgische Universitätsklinik Freiburg
Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie
Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg
Tel. 270-2840 / 270-2866
Fax 0761 /278970
eMail przemyslaw.pisarski@uniklinik-freiburg.de

Media Contact

Rudolf-Werner Dreier idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-freiburg.de/

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