Cannabis gesundheitschädlicher als bisher angenommen

Bereits geringe Dosis kann Wahnvorstellungen und mentale Krankheiten auslösen


Ein überraschendes Ergebnis hat eine Studie über die Verabreichung von Cannabis-Medikamenten gebracht: Denn trotz der streng kontrollierten Untersuchungssituation konnten bei einem Teil der Probanden starke psychischen Störungen festgestellt werden. Entgegen der derzeitigen medizinischen Annahme, dass die Verabreichung einer geringen Dosis Cannabis bei manchen Erkrankungen durchaus gesundheitliche Vorteile birgt, ermittelte nun ein Forscherteam des Institut Universitaire de Medicine Legale, dass Cannabis schädlicher ist, als bisher vermutet.

Das Forscherteam führte seine Untersuchungen unter strengen klinischen Bedingungen und mit der Erlaubnis einer Ethik-Kommission durch. Den Probanden wurde oral eine geringe Dosis delta-9-tetrahydrocannibol (THC) – dem aktiven Bestandteil von Cannabis – verabreicht. Das Medikament löste jedoch bei einem Teil der Probanden schwerwiegende Angststörungen aus, welche ein typisches Anzeichen für eine durch Cannabis initiierte Psychose sein können. In weiterer Folge klagten die Versuchspersonen über Realitätsverlust, Entpersonalisierung, Schwindel und paranoide Vorstellungen.

Überraschend waren die Ergebnisse der Studie insofern, da schon bei einer sehr geringen Dosis dieser Halluzinationsprozess einsetzte. Denn wird Cannabis geraucht ist die THC-Konzentration im Blut im Grunde genommen wesentlich höher. Die Auswirkungen der Droge zeigen sich beim Rauchen erst ab einer THC-Konzentration von 10 ng/ml Plasma. Bei den Testpersonen zeigten sich dieselben Effekte bereits bei einer Konzentration von 4,7 bis 6,2 ng/ml und wurden beängstigender als beim Rauchen empfunden. „Möglicherweise wird dieser Effekt dadurch ausgelöst, dass das Cannabis nicht geraucht und inhaliert, sondern oral eingenommen wird. Wir nehmen an, dass durch die Verdauung spezielle THC-Stoffwechselprodukte erzeugt werden, welche die psychotischen Effekte einleiten“, erklärte Studienleiter Bernard Favrat.

In den vergangenen Jahren ist die THC-Forschung massiv forciert worden, denn dem Wirkstoff werden vielfältige therapeutische Vorteile attestiert. So kann die Droge die spastische Muskellähmung bei Multiple-Sklerose-Patienten erleichtern, den Appetit von Aids-Patienten wiederherstellen und als Schmerz- und Anti-Brechmittel bei Krebspatienten fungieren, die sich gerade einer Chemotherapie unterziehen.

Auf Grund der Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit und unter Einbezug anderer Studienergebnisse, die ebenfalls belegen, dass Cannabis das Risiko für mentale Krankheiten erhöht, fordern Favrat und sein Team nun eine größere Vorsicht beim Einsatz dieser Therapierung eine weitere Erforschung der THC-Wirkung.

Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der BMC Psychiatry http://www.biomedcentral.com/bmcpsychiatry nachlesbar.

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Evelyn Lengauer pressetext.austria

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