Ein Eiweißstoff, der die Organe zerstört

50. Stammzelltransplantation bei Leukämie-Patienten mit AL-Amyloidose in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg / Amyloidosezentrum Heidelberg betreut Patienten bundesweit


Manche Patienten mit Blutkrebs bedroht nicht nur das krankhaft veränderte Blut, sondern eine zusätzliche Komplikation: entartete Immunzellen (Plasmazellen) im Knochenmark produzieren im Übermaß ein Protein, das sich als schädliches Amyloid-Eiweiss in praktisch allen Organen ablagert und ihre Funktion beeinträchtigt. Ohne Behandlung sterben sie binnen weniger Monate oder Jahre. Die Hochdosis-Chemotherapie mit Transplantation von Stammzellen bietet etwa 50 Prozent dieser Patienten eine Chance auf vollständige Rückbildung der Bluterkrankung und Besserung der Organfunktionen. Dieses führt zu einer deutlich verlängerten Lebenserwartung.

An der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg ist jetzt die 50. Stammzelltransplantation bei einem Patienten mit so genannter AL-Amyloidose erfolgreich durchgeführt worden. Vor der Transplantation wurden die kranken Plasmazellen durch eine intensive Chemotherapie vernichtet. Dadurch kann die Produktion des schädlichen Amyloids gestoppt werden; das abgetötete Knochenmark wird durch gesunde Stammzellen des Patienten ersetzt.

Stillstand der Erkrankung bei der Hälfte der Patienten

„Auch bei der Stammzelltransplantation von Patienten mit AL-Amyloidose sind wir in Deutschland führend“, sagt Professor Dr. Anthony Ho, Ärztlicher Direktor der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg.

„Bei etwa der Hälfte der Patienten kann die Bluterkrankung mit dieser Behandlung völlig zum Stillstand gebracht werden“, erklärt Prof. Hartmut Goldschmidt, Oberarzt an der Heidelberger Klinik. Die Organe erholen sich dann innerhalb der nächsten 6 bis 12 Monate. Allerdings berge die Behandlung auch lebensbedrohliche Risiken, vor allem Infektionen und Blutungen, da die Organe durch das Amyloid bereits vorgeschädigt sind.

Amyloidosen sind sehr seltene Erkrankungen. „Im Amyloidosezentrum der Universität Heidelberg haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, diese oft schwerkranken Patienten mit großem klinischem und wissenschaftlichem Engagement zu betreuen“, berichtet Dr. Schönland, Arzt in der Amyloidoseambulanz der Medizinischen Klinik. „Daher suchen uns inzwischen Patienten aus ganz Deutschland zu Beratungen oder zur Behandlung auf.“

Die Medizinische Universitätsklinik Heidelberg ist mit jährlich ca. 220 Stammzell-Transplantationen das größte Zentrum in Deutschland. Vor 22 Jahren fand in Heidelberg die erste Stammzelltransplantation in Deutschland statt; mittlerweile sind ca. 1.500 Patienten mit verschiedenen Blut- oder anderen Tumorerkrankungen transplantiert worden.

Die Amyloidosegruppe der Medizinischen Klinik ist eingebettet in das Amyloidosezentrum Heidelberg, das 2001 gegründet wurde und von Dr. Reinhard Singer, Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik, geleitet wird.

Die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen spielt bei dieser Erkrankung eine besonders große Rolle, da das Amyloid sich in fast allen Organen ablagern kann. Auch die Transplantation von Leber oder Herz als Ersatz für das Amyloid-geschädigte Organ kann zum Behandlungsspektrum gehören. Beteiligt sind deshalb verschiedene Kliniken und Abteilungen: Hämatologie/Onkologie, Kardiologie, Nephrologie, Chirurgie, Neurologie, Gastroenterologie, Augenklinik und Pathologie. Im Amyloidosezentrum Heidelberg werden nicht nur Patienten mit AL-Amlyoidose, sondern auch mit den erblichen oder erworbenen Formen der Amyloidose behandelt.

Bei Rückfragen:
Dr. Ute Hegenbart
E-Mail: Ute.Hegenbart@med.uni-heidelberg.de

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