Knochen-Nagel verlängert Bein besonders schonend

MHH-Unfallchirurgie blickt auf zweijährige Erfahrung mit neuem Implantat zurück

Eine Beinverkürzung durch einen Unfall, einen Tumor oder eine Entzündung muss häufig chirurgisch korrigiert werden. Ist ein Ober- oder Unterschenkel um mehr als zwei Zentimeter verkürzt, raten Ärzte dazu, das betroffene Bein operativ zu verlängern. Geschieht das nicht, droht ein Verschleiß der Wirbelsäule, des Beckens oder der Gelenke, weil diese falsch belastet werden. Bislang wurde der Knochen meistens durch ein oft umfangreiches und optisch wenig schönes Gestänge mit Drähten und Schrauben verlängert. Eine ganz neue Methode haben Unfallchirurgen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in den vergangenen zwei Jahren getestet. Dabei wird den Patienten ein Verlängerungsnagel mit der Bezeichnung Intramedullary Skeletal Kinetic Distractor (ISKD) eingesetzt. „Die europaweit erste Implantation dieses in den USA entwickelten Implantates erfolgte im Sommer 2002 in der Unfallchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover“, sagt Professor Dr. Christian Krettek, Direktor der MHH-Unfallchirurgie. Innerhalb weniger Wochen wurde das neuartige Implantat bei vier Patienten in der MHH eingesetzt. Zwei Jahre lang betreute Professor Krettek gemeinsam mit Dr. Stefan Hankemeier, MHH-Unfallchirurgie, diese Patienten. „Nach den heute vorliegenden Ergebnissen war der Einsatz des Verlängerungsnagels in allen vier Fällen erfolgreich“, so Professor Krettek.

Der serienmäßig gefertigte Verlängerungsnagel ISKD „wächst“ rein mechanisch bei jeder Drehbewegung (ab 3 Grad) des ganz natürlichen Bewegungsablaufes in winzigen Proportionen. Pro Tag ist ein Längenzuwachs von etwa einem Millimeter möglich. Der Nagel wird vor jeder Operation auf die zu erreichende Länge eingestellt (maximal acht Zentimeter). Über einen kleinen Hautschnitt setzen Chirurgen das Implantat in den verkürzten Knochen ein und verschrauben ihn. Mit einem weiteren Schnitt durchtrennen sie den anliegenden Knochen, damit dieser nachwachsen kann. Zur Kontrolle können Ärzte und Patienten das Wachstum des Nagels und des Knochens mit Hilfe eines Magnetsensors durch die Haut genau verfolgen. Ist das Ziel erreicht, bleibt der Nagel im Bein, wenn er nicht stört. „Knochenverlängerungen können so wesentlich schonender vorgenommen werden. Die Patienten haben im Vergleich zur herkömmlichen Technik weniger Schmerzen, das Risiko von Infektionen und Beweglichkeitseinschränkungen ist erheblich geringer“, beschreibt Professor Dr. Christian Krettek die Vorteile dieser neuen Operationsmethode. Die Behandlungsdauer konnte im Vergleich zu den anderen Verfahren erheblich verkürzt werden. Alle Patienten seien mit der Behandlung und dem Ergebnis sehr zufrieden. Einen Nachteil gebe es: In der Regel werden die Kosten durch die Krankenkassen nicht übernommen, es muss von Fall zu Fall neu verhandelt werden.

Weitere Informationen gibt Ihnen gern Professor Dr. Christian Krettek, Direktor der MHH- Unfallchirurgie, Telefon: (0511) 532-2050, E-Mail: Krettek.Christian@mh-hannover.de.

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Dr. Arnd Schweitzer idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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