Hightech-Diagnostik eröffnet neue Dimensionen für schonende Therapie

MHH weiht neues PET/CT- und neues MRT-Gerät ein

Detaillierte Schichtbilder des menschlichen Körpers, kombiniert mit einer genauen Darstellung verschiedenster Stoffwechsel-Vorgänge – diese Möglichkeit bietet das neue PET/CT-Gerät, das die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) heute einweiht. Es ist das achte Gerät seiner Art in Deutschland. Gleichzeitig erhält die Hochschule ein neues Magnet-Resonanz-Tomographie-Gerät (MRT), welches das bundesweit dritte neuester Bauart ist.

„Beide Geräte haben wir in Form einer Public-Private-Partnership erhalten, dafür mussten keine Mittel des Landes Niedersachsen in Anspruch genommen werden“, sagt Professor Dr. Wolfram H. Knapp, Direktor der MHH-Abteilung Nuklearmedizin. Das neue PET-CT und das MRT haben jeweils einen Gegenwert von 2,5 Millionen Euro (insgesamt fünf Millionen Euro). „Der kombinierte Einsatz verschiedener Geräte eröffnet neue Dimensionen für eine zielgenaue und zugleich schonende Therapie. Invasive Eingriffe chirurgischer, interventioneller und strahlentherapeutischer Art können wir nun exakt planen und in virtueller Realität simulieren“, ergänzt Professor Dr. Michael Galanski, Direktor der MHH-Abteilung Diagnostische Radiologie. Die Einweihung findet im Hörsaal F während des Symposiums „Multimodale Bildgebung – Chancen für schonende Heilverfahren“ statt.

Was ist eine PET/CT?

Ein PET/CT kombiniert die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) – bei der man besonders gut verschiedenste Stoffwechselvorgänge darstellen kann – mit der Computer-Tomographie (CT), die ein klares Bild der inneren Strukturen wie Knochen, Muskeln, Blutgefäße und Bindegewebe gibt. Bei der PET-Untersuchung setzen Nuklearmediziner Substanzen ein, die im normalen Körperstoffwechsel vorkommen, markieren sie radioaktiv und geben sie in die Blutbahn der Patienten. Weil beispielsweise eine Krebszelle mehr Zucker verbraucht als eine normale Zelle, lassen sich mit markierten Zuckermolekülen auch wenige Millimeter große Tumoren nachweisen. Die PET hat aber einen Nachteil: Sie kann nur schlecht die Körperstrukturen abbilden, die Ärzte wissen also nicht genau, wo der Tumor liegt. Da kommt die CT ins Spiel: Sie zeigt mittels Röntgenstrahlen detailgenau alle Körperstrukturen an, unterscheidet auch zwischen verschiedenen Geweben. Bei der PET/CT kombiniert eine gemeinsame Software beide Bildinformationen, der Tumor ist in den Schichtbildern mit der PET klar erkennbar und dank der CT auch dessen genaue Lage. So lässt sich ein Tumor präzise entfernen oder eine Gewebeentnahme exakt durchführen. Aber auch in der Nachsorge oder für die Kontrolle einer Chemotherapie kann man die PET/CT einsetzen: Sie zeigt an, ob es sich bei einem Tumor-Restgewebe nur um Narbengewebe (niedriger Stoffwechsel) handelt oder um eine erneute Wucherung des Tumors (stark erhöhter Stoffwechsel).

Wie funktioniert eine MRT?

Eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) arbeitet nicht mit Röntgenstrahlen, sondern mit einem Magnetfeld und einem UKW-Sender. Die positiv geladenen Kerne der Wasserstoffatome (Protonen) im Körper verhalten sich unter einem starken Magnetfeld genau wie Eisenspäne unter einem gewöhnlichen kleinen Magneten: Sie orientieren sich alle in eine Richtung. Richtet man Radiowellen auf die so in Reih und Glied gebrachten Protonen, nehmen sie die Energie auf und werden dadurch etwas von ihrer Ausrichtungsachse abgelenkt. Nach Abschalten des Senders kehren die Protonen in ihre Ausgangsposition zurück und geben dabei die aufgenommene Energie in Form schwacher Radiowellen wieder ab. Diese Signale können dann von einer Antenne aufgefangen und in ein Bild umgesetzt werden. Dabei sind nicht nur Querschnittsbilder möglich, sondern Aufnahmen aus jeder beliebigen Richtung und auch dreidimensionale Darstellungen. Vor allem Weichteile lassen sich mit der MRT besonders gut zeigen – also Gehirn und Rückenmark, Kopf und Hals, Organe im Brustkorb und im Bauchraum sowie Gelenke.

Was bietet das neue MRT-Gerät der MHH?

Das neue Gerät ist das dritte seiner Art in Deutschland und ermöglicht erstmals Ganzkörper-Aufnahmen in einer einzigen Untersuchung. Dabei sind noch detailgenauere Abbildungen des Menschen als bisher möglich. Gleichzeitig verkürzt sich die Aufnahmezeit erheblich. Erstmals können auch sehr große Erwachsene bis 205 Zentimeter Länge untersucht werden. Dank einer besonderen Technik mit noch höherer Aufnahmegeschwindigkeit und Bildauflösung eignet sich das neue MRT-Gerät besonders für sich bewegende Organe wie das Herz – aber auch Systemerkrankungen wie Lymphkrebs, Blutgefäß-Krankheiten und den gesamten Körper befallende Störungen des Bewegungsapparates lassen sich damit gut beurteilen. „Das interdisziplinär genutzte Gerät ergänzt unsere beiden weiteren MRT-Geräte und hilft uns Ärzten bei vielen medizinischen Fragestellungen. Wir können damit den Patienten noch besser helfen“, sagt Professor Galanski.

Übrigens: 1983 wurde der erste klinische Magnet-Resonanz-Tomograph (Siemens) in Deutschland in der MHH installiert – unter der Leitung des damaligen Direktors der Abteilung Nuklearmedizin, Professor Dr. Dr. Heinz Hundeshagen.

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