Krebserregender Brauch: Das Kauen von Betelblättern und Areca-Nuss

Das Kauen von Betel-Blättern und Areca-Nuss bildet in vielen Teilen Asiens eine verbreitete, gefährliche Tradition. Auch Immigranten in Australien, Amerika und Europa pflegen diese Angewohnheit. Eine aktuelle Monographie der International Agency for Research on Cancer in Lyon (IARC) unter Mitarbeit von Frau Dr. Urmila Nair und Herrn Dr. Jagadeesan Nair vom Deutschen Krebsforschungszentrum belegt die krebserregende Wirkung dieser Produkte.

Weltweit kauen viele Millionen Menschen regelmäßig Betel-Blätter (der Betel-Pfeffer-Pflanze), vermischt mit Kalk, und zerkleinerte Areca-Nuss (Areca Catechu-Palme), häufig versetzt mit Tabak und Aromastoffen. Bereits 1985 wurde die krebserregende Wirkung des Kauens dieser Produkte mit Tabakzusatz beschrieben (IARC 1985). Gesundheitlich bedenklich ist auch der Zusatz von (gebranntem) Kalk, der durch Wasseraufnahme in das ätzende Kalziumhydroxid übergeht und schwerste chronische Entzündungen der Mundschleimhaut verursacht.

Die neue Monographie belegt, dass das Kauen von Betel-Blättern und Areca-Nuss auch ohne Tabak-Zusatz als krebsauslösend einzustufen ist. Bei längerem Kontakt mit der Mund- und Rachenschleimhaut lösen diese Substanzen eine Krebsvorstufe aus, die so genannte orale submuköse Fibrose (OSMF), die sich zu Schleimhautkrebs weiterentwickeln kann.

Epidemiologische Studien zeigen, dass fast 60 % aller Krebserkrankungen im Bereich von Mundhöhle und Rachen in Süd- und Südostasien auftreten – Regionen also, in denen diese Angewohnheit verbreitet ist. Die Zahl weist darauf hin, welche gesundheitliche Gefährdung das Kauen von Betel, Areca-Nuss und Tabak für die Bevölkerung dieser Region darstellt. Durch gesüßte Betel-Produkte werden bereits Kinder frühzeitig zum regelmäßigen Konsum verleitet. Die Erkrankungszahlen steigen seit Einführung kommerzieller Fertigprodukte. Die Vermarktung erfolgt mit zunehmender Aggressivität, auch in Ländern mit großen Immigranten-Populationen. Ob die betroffenen Staaten durch eine strengere Regulierung des Verkaufs derartiger Produkte eine Eindämmung dieser Krebsepidemie erreichen, bleibt abzuwarten.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat die Aufgabe, die Mechanismen der Krebsentstehung systematisch zu untersuchen und Krebsrisikofaktoren zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung sollen zu neuen Ansätzen in Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen führen. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) e.V.

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Dr. Julia Rautenstrauch idw

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