Hilft EPO direkt nach einem Schlaganfall?

MHH ist an multizentrischer Studie beteiligt – Forscher untersuchen Wirkung

Erste Versuche sind viel versprechend: Das körpereigene Hormon Erythropoetin (EPO) sorgt dafür, dass Schäden durch einen akuten Schlaganfall abgemildert werden – die neurologischen Ausfälle waren bei einer kleinen Anzahl mit EPO behandelter Patienten signifikant geringer als in der Vergleichsgruppe. Diese Ergebnisse eines Teams um Professorin Dr. Hannelore Ehrenreich, Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin, Göttingen, werden derzeit in einer weiteren Studie genauer untersucht. Daran beteiligt sich neben anderen die Neurologische Klinik (Direktor: Professor Dr. Reinhard Dengler) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Projektleiterin ist hier Professorin Dr. Karin Weißenborn.

Grundsätzlich gilt: Treten Symptome eines Schlaganfalls auf – wie zum Beispiel halbseitige Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen – müssen die Betroffenen sofort in eine Klinik gebracht werden. „Wenn die Schlaganfall-Therapie innerhalb der ersten drei bis maximal sechs Stunden nach Beginn der Symptome startet, haben die Patienten eine deutlich bessere Überlebenschance und weniger Ausfälle als Patienten, die später behandelt werden“, sagt Professorin Weißenborn. Zunächst versuchen die Ärzte, einen eventuell vorliegenden Gefäßverschluss im Gehirn aufzulösen oder eine mögliche Blutung zu stoppen. Danach überwachen und stabilisieren sie die lebenswichtigen Funktionen wie Blutdruck, Herzfrequenz und Atmung. Hat sich der Zustand der Patienten stabilisiert, beginnt eine frühe Rehabilitation, um möglichst viel Mobilität zu erreichen.

In der aktuellen Studie vergleichen nun die Forscherinnen und Forscher, ob der Einsatz von Erythropoetin direkt nach dem Schlaganfall zusätzlich hilfreich ist. „Zunächst untersuchen wir, welches Areal im Gehirn von dem Schlaganfall betroffen ist“, sagt Professorin Weißenborn. „Liegt ein so genannter Mediainfarkt (Versorgungsgebiet der Arteria cerebri media, eines großen Blutgefäßes im Gehirn) vor, können wir die Patienten innerhalb der ersten sechs Stunden nach Beginn der Symptome in die Studie aufnehmen.“ Eine Gruppe erhält in den ersten drei Tagen täglich EPO. Eine zweite Gruppe erhält ein Scheinmedikament. Insgesamt sollen bis zur ersten großen Zwischenanalyse 256 Patienten in die Studie aufgenommen werden. Erste Ergebnisse erwarten die Wissenschaftler in zirka einem Jahr.

Weitere Informationen gibt gern Professorin Dr. Karin Weißenborn, Abteilung Neurologie der MHH, Telefon: (0511) 532-3112, E-Mail: weissenborn.karin@mh-hannover.de

Media Contact

Dr. Arnd Schweitzer idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue Industrie-4.0-Lösung für niedrigschwelligen Zugang zu Datenräumen

»Energizing a Sustainable Industry« – das Motto der Hannover Messe 2024 zeigt klar, wie wichtig eine gleichermaßen leistungsstarke und nachhaltige Industrie für den Fertigungsstandort Deutschland ist. Auf der Weltleitmesse der…

Quantenpräzision: Eine neue Art von Widerstand

Physikforschende der Universität Würzburg haben eine Methode entwickelt, die die Leistung von Quantenwiderstands-Normalen verbessern kann. Sie basiert auf einem Quantenphänomen namens anomaler Quanten-Hall-Effekt. In der industriellen Produktion oder in der…

Sicherheitslücke in Browser-Schnittstelle erlaubt Rechnerzugriff über Grafikkarte

Forschende der TU Graz waren über die Browser-Schnittstelle WebGPU mit drei verschiedenen Seitenkanal-Angriffen auf Grafikkarten erfolgreich. Die Angriffe gingen schnell genug, um bei normalem Surfverhalten zu gelingen. Moderne Websites stellen…

Partner & Förderer