Katze, Hund, Pferd … Ultraschall in der Tiermedizin

Die Ultraschalluntersuchung ist das wohl wichtigste klinisch-bildgebende Diagnoseverfahren in der Veterinärmedizin.


Eine Ursache hierfür ist die schwierige Kommunikation zwischen Tier und Mensch. Unsere Patienten, die Tiere, können sich nur schlecht verständlich machen, werden oft von den Menschen missverstanden und haben im Allgemeinen vor uns Tierärzten große Angst, denn schließlich geben wir ihnen die schmerzhaften Spritzen bei den Impfungen.

Ein in der tierärztlichen Praxis alltägliches Beispiel verdeutlicht die Wichtigkeit einer Ultraschall-untersuchung: Eine Hauskatze, die normalerweise fast den ganzen Tag auf dem Sofa liegt, lässt nicht erkennen, dass sie sich schlapp und krank fühlt. Erst wenn sie das Fressen einstellt, fällt dem Besitzer auf, dass etwas nicht stimmt. Beim Tierarzt ist die Katze so aufgeregt, dass das Abtasten des Bauches nur zu heftigen Abwehrbewegungen führt. Das Abhören des Herzens ist ebenfalls problematisch, da der Puls einer genervten Katze mit ungefähr 200 Schlägen pro Minute dreimal so schnell wie der eines Menschen ist. Erst die Ultraschalluntersuchung bringt Klarheit über den Zustand der Katze. Es handelt sich in diesem Fall nicht um eine Verdauungsstörung, die zur Futterverweigerung führte, sondern um eine schwere Herzerkrankung.

Andere klinisch-bildgebende Untersuchungsmethoden wie die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie (CT), die beim Menschen gern eingesetzt werden, sind in der Veterinärmedizin nur eingeschränkt nutzbar, weil die Tiere für diese Untersuchungen in Narkose gelegt werden müssen. Die Ultraschalluntersuchung dagegen gelingt fast immer bei wachen Tieren. Selbst aufgeregte Tiere beruhigen sich schnell bei der „streichelnden Bewegung“ des Schallkopfes auf der Haut.

Die Bedeutung der Ultraschalluntersuchung in der Tiermedizin wird auch dadurch deutlich, dass nicht nur große Tierkliniken Ultraschallgeräte besitzen, sondern auch sehr viele kleine Praxen. Aufgrund der Wichtigkeit der Untersuchung sind zudem die meisten Besitzer gern bereit, die Ultraschalluntersuchung selbst zu bezahlen, denn für kaum ein Tier wird eine Krankenversicherung abgeschlossen.

In der Tiermedizin können fast alle Tierarten mit Ultraschall untersucht werden. So gehören beispielsweise Kanarienvögel, Fische, Mäuse und Elefanten genauso zu den zu schallenden Patienten wie Katzen, Hunde, Pferde und Rinder. Auf den ersten Blick scheint das unmöglich, denn dem Tierarzt stehen nur die Ultraschallgeräte zur Verfügung, die für den Menschen entwickelt wurden. Aber mit einigen Tricks, viel Können und Erfahrung gelingt es der Tierärztin oder dem Tierarzt.

Ein gegenteiliges Problem tritt bei der Ultraschall-Trächtigkeitsfeststellung bei Großtieren wie Pferden und Rindern auf. Bei diesen Tieren sind die Feten so weit vom Schallkopf entfernt oder kurz vor der Geburt selbst so groß, dass keine umfassende Ultraschalluntersuchung des ungeborenen Tieres möglich ist. Also kann auch keine Aussage über das Geschlecht oder über eventuelle Missbildungen getroffen werden. Bei Hund und Katze ist die Größe für eine Ultraschalluntersuchung während der Trächtigkeit zwar ideal, doch beide Tierarten bringen viele Jungtiere zur Welt. So ist ein Wurf mit mehr als zehn Welpen bei großen Hunden keine Seltenheit. Beim Versuch jeden einzelnen Fetus im Muttertier auf Geschlecht oder körperliche Unversehrtheit zu untersuchen, wird der Tierarzt oder die Tierärztin schnell verzweifeln. Da die Gebärmutterhörner mit den darin liegenden, stark zappelnden Welpen sehr beweglich sind und ständig ihre Lage verändern, weiß der Untersucher schon nach kürzester Zeit nicht mehr welchen Fetus er bereits gesehen hat und welchen nicht.

Die Einsatzgebiete des Ultraschalls in der Tiermedizin entsprechen denen der Humanmedizin. Außer zur Erkennung und Überwachung von Trächtigkeiten dient die Ultraschalluntersuchung dazu, viele Erkrankungen fast aller Organsysteme schnell, sicher und mit geringer Beunruhigung der Tiere zu diagnostizieren. Das gilt für ausgewachsene Tiere genauso wie für Tierkinder.

Aber es gibt ein zusätzliches sehr wichtiges Einsatzgebiet ausschließlich in der Veterinärmedizin – die Zuchtuntersuchungen. Hier werden völlig gesund erscheinende Hunde und Katzen geschallt, wenn sie zur Zucht zugelassen werden sollen. So ist beispielsweise bei einigen Hunderassen die Aortenstenose, eine Verengung am Ursprung der Körperhauptschlagader im Herzen, weit verbreitet. Diese angeborene Veränderung ist beim Hund nicht heilbar und kann zu einem frühen plötzlichen Tod oder schweren Krankheitssymptomen mit deutlicher Verminderung der Lebensqualität des Hundes und damit auch des „mitleidenden“ Besitzers führen. Andere Hunde jedoch, die nur eine geringe Einengung haben, werden ohne sichtbare Leistungsminderung alt, vererben aber eventuell die Erkrankung an ihre Nachkommen. Manche Tiere der nachfolgenden Generationen haben viel schwerere Veränderungen und erkranken stärker als ihre Eltern. Es gibt derzeit keine Möglichkeit, diese Erkrankung durch genetische Tests festzustellen. Deshalb müssen die Hunde jener Rassen, die eine Neigung zu dieser Erkrankung haben, vor ihrem Zuchteinsatz mit Ultraschall untersucht werden. Eine Einengung der Aorta führt zu einer mit dem Ultraschall-Dopplerverfahren messbaren Geschwindigkeitserhöhung des Blutflusses in die Aorta. Hunde, die solche erhöhten Geschwindigkeiten aufweisen, werden von der Zucht ausgeschlossen. Auf diese Weise wird innerhalb einiger Generationen das Auftreten einer derartigen Erkrankung stark verringert.

Ultraschall in der Tiermedizin ist eine spannende Untersuchungsmethode, die hilft, durch eine frühzeitige und richtige Diagnose viel Leid der Tiere (und ihrer Besitzer) zu verhindern oder zu lindern.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Cordula Poulsen Nautrup
Tieranatomie I,
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veterinärstraße 13, 80539 München
Tel: 089/21803294
E-Mail: Cordula.PoulsenNautrup@lmu.de

Pressekontakt zu „Ultraschall 2004:
MWM-Vermittlung
Tel.: 030/803 96-86, Fax: -87
Mail: mwm@mwm-vermittlung.de

Media Contact

Justin Westhoff idw

Weitere Informationen:

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