Jungbrunnen in Pillenform – Über den Kampf gegen das Altern

In der Medizin setzt sich eine spektakuläre Erkenntnis durch: Altern ist kein unabwendbares Schicksal. Ernst zu nehmende Forscher glauben daran, dass es schon bald die erste Anti-Aging-Pille geben wird, schreibt das Technologiemagazin Technology Review in der aktuellen Ausgabe 10/04.

Mehrere Forschungsgruppen dies- und jenseits des Atlantiks arbeiten an einer wissenschaftlichen Revolution. Sie beginnen auf molekularer Ebene zu verstehen, welche Veränderungen Ursache für den scheinbar unausweichlichen Zerfall des Organismus sind. „Der Prozess des Alterns ist veränderbar“, sagt Claudio Franceschi, einer der führenden Altersforscher in Europa. Er will die Gene finden, die Gesundheit im hohen Alter bescheren. „Der menschlichen Lebenszeit ist prinzipiell keine Grenze gesetzt“, sagt gar Michael Rose, Professor an der University of California in Irvine.

Der Optimismus der Forscher beruht auf einem uralten, von der Evolution konservierten Überlebensprogramm: Bei guter Nährstoffversorgung, aber verringerter Kalorienaufnahme steigt nicht nur die durchschnittliche, sondern auch die maximal erreichbare Lebensspanne.

Das Gen SIRT1 steht dabei im Mittelpunkt der Forschung. Da es auf kleinste Veränderungen im Stoffwechsel reagiert, liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um den lang gesuchten Schalter handelt, der für das lange Leben bei knapper Nahrung verantwortlich ist. Eine Substanz zu finden, die den SIRT1-Schalter im Menschen beeinflusst, gilt als das erklärte Ziel im wissenschaftlichen Wettstreit.

Einen ersten Wirkstoff dieser Art hat David Sinclair, Forscher an der Harvard Medical School in Boston, identifiziert. Die Substanz namens Resveratol kommt vor allem in Weintrauben und Rotwein vor und wird in Pillenform auch schon im Internet angeboten. Diese Präparate enthalten aber selten wirklich das empfindliche Molekül, da es an der Luft sofort zerfällt. Sinclair und andere Forscher fahnden inzwischen nach weiteren Wirkstoffen, die den Wusch nach Lebensverlängerung erfüllen könnten. „Wenn es funktioniert, dann könnten wir die ersten Medikamente in sieben bis zehn Jahren auf den Markt bringen“, sagt Sinclair. „Und sie könnten die Lebensspanne um bis zu 20 Jahre verlängern.“

Media Contact

Sylke Wilde Heise Medien Gruppe

Weitere Informationen:

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