Neuer Therapieansatz bei HCMV-Erkrankungen

In mancher Hinsicht gleicht eine Herpesvirus-Infektion dem Einschmuggeln von explosiv geladenen Päckchen in eine Sicherheitszone. In kleinen Einheiten unter einer harmlos wirkenden Hülle verborgen, wird das Erbgut der Viren in den Zellkern des Wirts geschleust, wo die molekulare Maschinerie die Virusproduktion übernimmt und damit die Selbstzerstörung einleitet. Am „Paketversand“, dem Zerteilen und Verpacken der DNA von Cytomegalieviren, setzt ein Projekt von Priv.-Doz. Dr. Elke Bogner am Institut für Klinische und Molekulare Virologie der Universität Erlangen-Nürnberg an, das zu einem neuen Therapiekonzept führen soll. Die Wilhelm-Sander Stiftung fördert die Forschungen zum hemmenden Eingriff in den Zyklus der Virusvermehrung mit Personal- und Sachmitteln.

Das humane Cytomegalievirus (HCMV), eines von acht Herpesviren, die Krankheiten beim Menschen verursachen können, wird vor allem immungeschwächten Personen und ungeborenen Kindern gefährlich, deren Mütter sich während der Schwangerschaft erstmals infizieren. Der Erkrankung wirksam vorzubeugen ist bis heute nicht möglich, und die Medikamente, die derzeit zur Behandlung eingesetzt werden, lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Unter anderem entwickeln die Viren rasch Resistenzen gegen diese Substanzen.

Ein neuer, vielversprechender Ansatz besteht darin, die Zusammenstellung von invasionsfähigen Cytomegalie-Virenpaketen zu unterbrechen. In Vorarbeiten am Erlanger Institut wurden drei Proteine, die als „Handlanger“ an diesem Prozess beteiligt sind, bereits identifiziert und in ihrer Struktur und Funktion aufgeklärt. Zwei dieser Eiweißmoleküle, mit pUL56 und pUL89 bezeichnet, spalten das Erbgut von HCMV-Viren in transportgeeignete Portionen. Ein drittes, das sogenannte Portal Protein pUL104, bildet einen Kanal, durch den die DNA-Partikel in die Kapside, den „Verpackungskarton“, gelangen. Diesen drei Proteinen soll mittels neuer antiviraler Substanzen das Handwerk gelegt werden.

Kernpunkt des Projekts ist die Charakterisierung der Wirkmechanismen sogenannter Benzimidazol-Ribonukleoside. Mit Hilfe eines neuen Screeningverfahrens werden zunächst spezifische Inhibitoren identifiziert, also jene molekularen Strukturen, die die Spaltung und Verpackung viraler Nachkommen-DNA hemmen. Anschließend werden die Inhibitoren bezüglich ihrer Struktur und Funktion untersucht. Richtungsweisend für die Entwicklung neuer Therapeutika können die Ergebnisse unter anderem deshalb sein, weil der Wirkmechanismus dieser antiviralen Substanzen im menschlichen Organismus nicht vorkommt. Sie können also nur die Viren angreifen, den Menschen aber nicht schaden.

Media Contact

Gertraud Pickel idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-erlangen.de

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