Gehirngewebe-Banken im BrainNet Europe II – Neue Standards für Forschung und Diagnose

Alzheimersche und Parkinsonsche Erkrankung, Schizophrenie, Depression: die Liste schwerer neurologischer sowie psychischer Leiden ließe sich lange fortsetzen. Ein Exzellenznetzwerk, das die EU-Kommission im Zuge des 6. Rahmenprogrammes fördert, wird jetzt die Forschung an Gehirnmaterial europaweit koordinieren. Zehn Gehirngewebe-Banken sind bereits vernetzt, jetzt sollen neue Einrichtungen aufgenommen werden. Professor Hans Kretzschmar vom Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München übernimmt die Leitung des Projekts, das im Juli 2004 die Arbeit aufnehmen wird: Ein Schwerpunkt wird sein, hoch qualitatives Gehirngewebe zu sammeln und den Mitgliedern zur Verfügung zu stellen sowie europaweit geltende Standards für die Diagnosen neuropathologischer Erkrankungen zu erarbeiten und durchzusetzen. Das Kick-Off-Meeting von BrainNet Europe II, an dem internationale Experten teilnehmen, findet vom 9. bis 11. Juli 2004 an der LMU statt.

Krankheiten von großer Bedeutung wie die Alzheimersche und Parkinsonsche Krankheit, die Prionenerkrankungen und Multiple Sklerose sowie psychiatrische Störungen wie Schizophrenie werden den Forschungsschwerpunkt von BrainNet Europe II bilden. Daneben sollen auch Fragen zur Entwicklung der des Gehirns untersucht werden sowie Alterungsprozesse, die mit zunehmend steigender Lebenserwartung an Bedeutung gewinnen.

In einigen EU-Mitgliedsstaaten wurden bereits Gehirn- und Gewebebanken etabliert, um die zahlreichen lokalen und multinationalen Forschungsprojekte in den klinischen und theoretischen Neurowissenschaften zu unterstützen. Diese Studien wurden aber weitgehend unabhängig voneinander durchgeführt. Das Netzwerk soll nun die individuellen Bemühungen der einzelnen Mitglieder bündeln und neue Gruppen integrieren. Nur so können die Vorteile einer Zusammenführung der Ressourcen genutzt, und Erfahrung sowie fachliche Exzellenz ausgeweitet werden.

Informationstechnologien werden helfen, Forschungsergebnisse an die allgemeine Öffentlichkeit weiterzugeben, vor allem aber die Kommunikation innerhalb des Netzwerks zu gewährleisten. Die Etablierung von diagnostischen Standards und die Diskussion von Fällen mit schwieriger oder atypischer Neuropathologie sollen ebenso gefördert werden wie der Austausch von Mitarbeitern verschiedener Einrichtungen auf allen Ebenen. Die Qualität der Gehirnproben und die Optimierung ihrer Handhabung haben oberste Priorität. Dies ist nötig, um mit Hilfe neuer experimenteller Methoden Erkenntnisse auf molekularbiologischer Ebene zu gewinnen. Ein weiterer Fortschritt wird sein, dass neben Gehirngewebe auch Blut- und DNA-Proben sowie Gewebematerial, das nicht aus dem Zentralnervensystem stammt, gesammelt werden sollen.

Vor allem Patienten mit seltenen Erkrankungen oder Störungen des Gehirns werden von BrainNet Europe II profitieren. Die eng verzahnte Forschung von Wissenschaftlern aus Deutschland, Finnland, Großbritannien, Schweden, Österreich, Italien, Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Griechenland und Ungarn erhöht die Chancen beträchtlich, die Grundlagen und Ursachen auch dieser Leiden aufzudecken.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Hans Kretzschmar
Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung
Tel.: +49-89-2180-78000
Fax: +49-89-2180-78037
E-Mail: Hans.Kretzschmar@med.uni-muenchen.de

Dr. Thomas Arzberger
Tel.: +49-89-2180-78066
Fax: +49-89-2180-78037
E-Mail: Thomas.Arzberger@med.uni-muenchen.de

Koordination und Anmeldung:
Ameli Schwalber
GABO Process Management
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E-Mail: Ameli.Schwalber@gabo.de

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