Aspirin verbessert Funktion und Überleben von transplantierten Nieren

Forscherteam des Universitätsklinikums Freiburg berichtet erstaunliche Effekte eines „alten“ Medikamentes

Eine niedrig dosierte Aspirin-Therapie verbessert die Funktion und das Überleben von transplantierten Nieren deutlich. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam des Freiburger Universitätsklinikums, zu dem der Nephrologe Professor Dr. Wolfgang Grotz, der Medizinstatistiker Manfred Olschewski, die Medizindoktorandin Sylvia Siebig und der Kardiologe Privatdozent Dr. Karlheinz Peter gehören. In der retrospektiven Studie wurden 830 Patienten nach einer Nierentransplantation untersucht und im Mittel über einen Zeitraum von 15 Jahren nachbeobachtet. Dabei ergab sich für die Gruppe von Patienten, die zusätzlich zur medikamentösen Standard-Therapie mit niedrig-dosiertem Aspirin behandelt wurden, eine um sechs Jahre längere Überlebenszeit des transplantierten Organs. Die Freiburger Forscher empfehlen deshalb die dauerhafte Gabe von niedrig dosiertem Aspirin für die Zeit nach einer Nierentransplantation. Die Ergebnisse werden im Juni in der Fachzeitschrift „Transplantation“ veröffentlicht.

Das Forscherteam ging in der vorliegenden Studie von der Hypothese aus, dass Blutplättchen an der Entstehung der chronischen Transplantatabstoßung wesentlich beteiligt sind. Aspirin wird üblicherweise bei arteriosklerotischen Erkrankungen an Herz und Gefäßen sehr erfolgreich eingesetzt. Da die chronische Transplantatabstoßung dem Bild der Arteriosklerose ähnlich ist, wurde in der vorliegenden Studie nun systematisch untersucht, ob Aspirin auch die chronische Transplantatabstoßung abschwächen kann.

In der Patientengruppe mit Niedrigdosis-Aspirintherapie war im Vergleich mit der Kontrollgruppe ohne Aspirinmedikation die mittlere Transplantatüberlebenszeit signifikant im Mittel um sechs Jahre länger. Dieser positive Effekt von Aspirin konnte auch nach umfangreichen multivariaten statistischen Analysen bestätigt werden. Positiv auf die Überlebenszeit des Organs wirkte sich außerdem die Behandlung mit Statinen aus. Diese Cholesterin-senkenden Medikamente haben vermutlich auch eine entzündungshemmende Wirkung. Neben der verlängerten Überlebenszeit weisen transplantierte Nieren unter Aspirin langfristig auch eine bessere Funktion auf.

Der Anstieg des Serumkreatinins als Marker der Nierenfunktion konnte verzögert werden. Deutlich verringert wurde außerdem der Verlust an Eiweißen (Proteinurie) und Blutzellen (Hämaturie). Je länger die Aspirintherapie durchgeführt wurde, um so länger ließ sich die Funktion der transplantierten Niere erhalten.

Insgesamt beschreibt die Studie eine kostengünstige, nebenwirkungsarme, im Bereich arteriosklerotischer Erkrankungen vielfach bewährte Therapie, die bemerkenswerte Funktionsverbesserungen und Überlebensdauern von transplantierten Nieren verspricht. Die Freiburger Forscher sind davon überzeugt, dass sich der Erfolg der Aspirintherapie auch auf die Transplantation anderer Organe, insbesondere Herz und Leber, übertragen lässt.

Kontaktadresse:

PD Dr. Karlheinz Peter
Abteilung Kardiologie und Angiologie
Innere Medizin III
Direktor: Prof. Dr. Ch. Bode
Albert-Ludwigs-Universität
Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg
Tel.: 0761-270-3401, Fax.: -3282
e-mail: peterkh@medizin.ukl.uni-freiburg.de

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Dr. Karlheinz Peter idw

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