Lyme-Borreliose kann in Gärten erworben werden

Nach einer Studie unter Beteiligung des Robert Koch-Instituts scheint der direkte Kontakt mit Büschen in Gärten, insbesondere in Waldnähe, ein bisher unterschätztes Risiko darzustellen, über Zeckenstiche an einer durch Bakterien (Borrelia burgdorferi) verursachten Lyme-Borreliose zu erkranken. In der Studie wurden im Landkreis Oder-Spree im Osten Brandenburgs Erkrankte und Nichterkrankte unter anderem zu Zeckenstichen, zur Wohnungsumgebung und zu ihrem Freizeitverhalten befragt. Als weitere Risikofaktoren erwiesen sich das Vorhandensein von Zecken an Haustieren und das Alter der Befragten. Die Untersuchung zeigt auch, dass Maßnahmen zur Vorbeugung von Zeckenstichen wie das Tragen von langer heller Kleidung, die Verwendung von Zeckenschutzmitteln und das Absuchen des Körpers nach Zecken insgesamt nur in geringem Maße angewendet wurden. Daher sollte das Wissen um Risikofaktoren für eine Borreliose sowie um die möglichen Präventionsmaßnahmen verstärkt bekannt gemacht werden.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind im Epidemiologischen Bulletin 21/2001 (http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM) veröffentlicht. Durchgeführt wurde die Studie vom Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Oder-Spree, dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, dem Nationalen Referenzzentrum für Borrelien am Max von Pettenkofer-Institut in München, der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Wusterhausen und dem Regionalen Konsiliarlabor für Zecken-übertragene Erkrankungen in Brandenburg. Die Studie mit insgesamt 166 Teilnehmern be-steht aus drei Teilen: Zusätzlich zur Befragung wurden Zecken gesammelt und auf das Vorhandensein von Borrelien untersucht, außerdem analysierten die Wissenschaftler in einer geographischen Analyse die Verteilung der Borreliosefälle im Landkreis.

Die Lyme-Borreliose ist mit geschätzten mehreren zehntausend Fällen im Jahr die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in den gemäßigten Klimazonen. Zecken lassen sich nicht von Bäumen oder Sträuchern fallen, sondern sie sitzen an der Spitze von Gräsern oder anderen Pflanzen und werden vom Wirt abgestreift, in der Regel von März bis Oktober mit einem Gipfel im Juni und im Juli. Bis zu vier Wochen nach der Infektion kommt es häufig zu einer ringförmigen Rötung der Haut (Erythema migrans) rund um die Einstichstelle, die sich ausbreitet. Unbehandelt kann die Infektion Lähmungen, eine chronische Arthritis, Herzmuskelentzündungen und an-dere Erscheinungen verursachen. Einen Impfstoff gibt es in Deutschland noch nicht.

Lyme-Borreliose kann in allen Altersgruppen vorkommen. In dieser Studie war das Risiko für ältere Menschen höher: Die untersuchten Erkrankten waren mit durchschnittlich 57 Jahren im Mittel zwölf Jahre älter als die Kontroll-Personen. Die Untersuchung bestätigt damit Ergebnisse aus den USA, die für die Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren eine besondere Häufung der Erkrankung gezeigt hatten.

In Brandenburg (wie in den übrigen neuen Bundesländern und in Berlin) ist die
Lyme-Borreliose aufgrund einer Landesverordnung meldepflichtig. Da im Landkreis
Oder-Spree im Jahr 1998 mit 48 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner eine besonders hohe Neuerkrankungsrate (Inzidenz) der Lyme-Borreliose aufgefallen war und sich zudem große Unterschiede in der Erkrankungshäufigkeit innerhalb des Landkreises zeigten, ist dieser Kreis für die epidemiologische Untersuchung ausgewählt worden. Die Häufung der Fälle könnte durch ein unterschiedliches Meldeverhalten der Ärzte bedingt sein oder tatsächlich ein regionales Risikogefälle für die Lyme-Borreliose bedeuten.

Herausgeber: Robert Koch-Institut, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Nordufer 20, 13353 Berlin,
Tel.: 01888/754-2286 Fax:01888/754-2265, Presse@rki.de
http://www.rki.de

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