Plastikkügelchen trocknen Geschwüre aus

Jede Frau im gebärfähigen Alter kann Myome in der Gebärmutter bekommen. Diese gutartigen Geschwülste sind die häufigsten Tumore der weiblichen Geschlechtsorgane und oft der Anlass die Gebärmutter zu entfernen. Eine Alternative ist hier ein neues nichtoperatives, gebärmuttererhaltendes Verfahren, die so genannte Myomembolisation. Diese Therapie bietet das Universitätsklinikum Bonn, neben wenigen deutschen Zentren wie beispielsweise die Berliner Charite, jetzt auch in Nordrhein-Westfalen an.

Rund jede vierte Frau, meist im Alter zwischen 30 und 45 Jahren, bekommt Myome. „Dieses ist erst einmal nichts Tragisches, denn die gutartigen Tumore bereiten nur in seltenen Fällen Probleme“, sagt Professor Dr. Holger Strunk, Oberarzt an der Radiologischen Universitätsklinik. Nach den Wechseljahren bilden sich die Geschwülste fast immer von selbst zurück. Doch manche Betroffene klagt je nach Größe und Lage der Myome über eine verlängerte, schmerzhafte und verstärkte Regelblutung, Zwischenblutungen oder sogar über dauerhafte Blutungen. In Einzelfällen haben Patientinnen Schwierigkeiten beim Wasser lassen, ein dauerhaftes Druckgefühl im Unterbauch oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

„Wenn Myome in der Tat stören, besteht Handlungsbedarf. Gynäkologen können aber nicht zehn große Myome gleichzeitig entfernen und dabei die Gebärmutter erhalten. Eine Alternative ist die Myomembolisation, mit der wir in der Lage sind, alle erreichbaren Myome zu therapieren“, sagt Professor Strunk. Die meisten Frauen sind bei dem Eingriff um die 40 Jahre alt und haben die Familienplanung bereits abgeschlossen. Professor Strunk rät Frauen von einer Schwangerschaft nach einer Embolisation ab, denn es gibt dazu bisher zu wenig Erfahrungswerte. Besser sieht es für den Kinderwunsch zur Zeit noch nach einer operativen Ausschälung von Myomen aus.

Beschwerdefrei ohne Bauchschnitt!

Myome haben einen erhöhten Blutbedarf und eignen sich deshalb besonders gut für eine Embolisation. Mit einem kleinen Stich in die Leiste führen die Radiologen unter Röntgenkontrolle einen dünnen Plastikschlauch, einen so genannten Katheder, gezielt durch je ein Blutgefäß bis zur Gebärmutter. Dort befüllen die Ärzte mit Hilfe des Blutstroms die Myome mit kleinen Plastikkügelchen. Diese haben mit einem Durchmesser von 0,3 bis 0,7 Millimetern ungefähr die Größe eines Weizengrieß-Korns und verstopfen im Geschwulst die Blutgefäße. „Den Myomen wird förmlich die Blutzufuhr gekappt. Sie schrumpfen im Verlauf von Monaten und trocknen ein. Fast alle unserer Patientinnen sind nach der Therapie beschwerdefrei“, sagt Professor Strunk.

Den etwa zweistündigen Eingriff führen die Bonner Radiologen unter örtlichen Betäubung durch. „Damit es für die Patientin nicht zu schmerzhaft wird, ist eine zusätzliche Schmerztherapie erforderlich“, erklärt Professor Strunk. Aber schon am nächsten Tag reichen bereits schmerzstillende Tabletten oder Zäpfchen aus, und die Patientin kann aufstehen. Nach einer Woche fühlt sie sich erfahrungsgemäß wieder „pudelwohl“.

Ansprechpartner:
Professor Dr. Holger Strunk
Radiologische Klinik des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-5237
E-Mail: strunk@uni-bonn.de

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Dr. Andreas Archut idw

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